: Krach in der Märchensiedlung
■ AnwohnerInnen der A24 zwischen Horner Kreisel und Jenfeld wollen endlich die lang versprochene Lärmschutzwand
In der Horner Märchensiedlung wohnt es sich gar nicht idyllisch und auch nicht im Wandsbeker Marienthal. Beide Stadtteile liegen an der Autobahn 24 nach Berlin. Als die Piste Anfang der 30er Jahre gebaut wurde, dachte keiner daran, wie die AnwohnerInnen vor dem Lärm der wenigen Autos zu schützen wären, die damals die neue Strecke entlang rollten. Dabei sind die Wohnhäuser zum Teil nur wenige Meter von der Autobahn entfernt. Jetzt zeichnet sich der Anfang einer Lösung des Lärmproblems ab.
Die AnwohnerInnen sind wütend, weil sie so lange vergeblich für eine Lärmschutzwand oder einen Wall an der Autobahn gekämpft haben. „Wir fühlen uns total verarscht“, sagt zum Beispiel Lieselotte Kutter. Sie arbeitet in der Bürgerinitiative „Lärmschutzwall A24“ mit, die vor zwei Jahren den Horner Kreisel für eine Viertelstunde „unter Polizeischutz“ blockiert hat.
Gefruchtet hat der seit 1982 währende Kampf der Bürgerini bis heute nicht. Stattdessen fiel 1989 die Berliner Mauer und der Verkehr auf der Autobahn nahm weiter zu – um 35 Prozent in den vergangenen zehn Jahren, behauptet Hiltger Schünemann, der Sprecher der Ini.
Heute sind nach Zählungen der Baubehörde an einem durschnittlichen Werktag auf dem Abschnitt zwischen Jenfeld und Horner Kreisel 41.000 Autos unterwegs. Auf der Ost-West-Straße sind es 60.000, aber dort sind bloß 50 Stundenkilometer erlaubt, während auf dem Autobahnabschnitt 80 gefahren werden darf. „Daran hält sich kein Schwein“, sagt Michael Kutter. Dass die zulässigen Lärmgrenzwerte überschritten werden, ist unstrittig.
Spätestens 2002, verspricht die Baubehörde, werde mit dem ersten Teil der Arbeiten an der Anschlussstelle Jenfeld begonnen. Die Pläne dafür würden jetzt an den Bund geschickt, denn der muss das Werk bezahlen. Gleich an zweiter Stelle der Hamburger Prioritätenliste stehe dann das Teilstück Geisleinweg /Dannerallee / Stoltenstraße, versichert Behörden-Sprecher Christian Carstensen. Die restliche Strecke bis zum Horner Kreisel folgt dieser Liste nach aber erst auf Platz sechs.
Der Bürgerini und der Wandsbeker CDU geht das viel zu langsam, zumal sie darauf verweisen, dass der erste Stück Lärmschutzwand nach früheren Plänen bereits 1997 hätte fertiggestellt sein sollen. Die CDU findet, der Senat setze falsche Prioritäten. „Es kann doch nicht angehen, dass in Hamburgs Westen Milliarden verbaut werden, und ein paar Millionen für den Lärmschutz in Wandsbek sind nicht da“, sagt der Bürgerschaftsabgeordnete Ralf Nietmers. Gernot Knödler
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