: Reine Kopfsache
Tuning & Styling, Folge 3. Wer einen Fahrradhelm trägt, schützt ein edles Körperteil und demonstriert nebenbei modisches Bewusstsein
von MARCEL MANITZKY
Oben ohne oder lieber oben unbehütet? Seit zwanzig Jahren tobt die Diskussion unter den Fahrradfreunden und Verkehrsexperten. Da ist in Deutschland die Gefahr immer groß, dass ein paar Staatsfixierte nach dem Gesetzgeber rufen und dieser dann ein Machtwort spricht: Helmpflicht für alle, egal, ob sie sich Radler oder Biker nennen!
Doch Bundesverkehrsminister Reinhard Klimmt weigert sich noch. Erst kürzlich betonte er wieder, auch unter der rot-grünen Regierung würde es eine derartige gesetzliche Regelung nicht geben. Wer diese Nachricht mit gemischten Gefühlen aufnimmt, dürfte Ähnliches auch bei einem Urteil des Oberlandesgerichts Nürnberg (AZ: 8 U 1893/99) empfinden: Zwei Fahrradfahrerinnen, die auf einem Fahrradweg, aber in zwei Richtungen fuhren, prallten zusammen. Die eine hatte Schuld, die andere den Schaden und Anspruch auf Schmerzensgeld und Entschädigung. Das wiederum wollte die Beklagte nicht hinnehmen und brachte vor, die Verletzte sei ja ohne Helm gefahren und trage insofern Mitschuld. Was das OLG indes nicht gelten ließ QP schließlich gebe es in Deutschland keine Helmpflicht.
Um derartige Unfälle als auch die Helmpflicht zu vermeiden, appelliert Klimmt an die Rad fahrende Bevölkerung, den steifen Hut doch bitte freiwillig aufzusetzen. Auf einer Pressekonferenz im Mai stellte er einen Slogan für eine Öffentlichkeitskampagne vor, den er sich selbst ausgedacht haben will: „Nur wer nix in der Birne hat, braucht keinen Helm.“
Besonders nötig ist er für diejenigen, die mit dem Fahrrad Sport treiben: Radrennfahrer, Mountainbiker, BMXler. Nicht unbedingt, weil diese mehr in der Birne haben als andere, sondern weil ihr Tempo und somit die mögliche Aufprallgeschwindigkeit wesentlich höher ist. Das hat auch Jan Ullrich eingesehen, der 1997 die Tour de France noch ohne Helm gewann, aber mittlerweile weiß, was er wert sein könnte. Womöglich hat zu seiner gewandelten Ansicht auch beigetragen, dass Helme schon seit geraumer Zeit zu einem richtig modischen Accessoire geworden sind. Und da wir uns hier mitten in der Rubrik Tuning & Styling befinden (Kaufempfehlungen!), schnell noch ein paar sachdienliche Hinweise in genau diese Richtung.
Italienisches Design und sicheren Tragekomfort obendrein haben die Helme von MET zu bieten. Das Modell Parabellum beispielsweise verfügt gleich über 30 Belüftungsöffnungen und ist im so genannten In-molding-Verfahren hergestellt, das als besonders stabil gilt, weil hier Innen- und Außenschale fest miteinander integriert sind. Das Ding hat sogar ein Visier und kostet ordentlich was: 239 Mark.
Preisgünstiger geht’s aber auch. Bei Bell und Giro – um noch ein paar gängige Hersteller zu nennen, die sich auf elegante Sicherheit für den Kopf verstehen – sind ebenfalls brauchbare Helme im Angebot. Bis 150 Mark ist man hier fast immer dabei. Auf alle Fälle haben die Produkte der genannten Marken das vorgeschriebene CE-Zeichen und sind in unterschiedlichen Größen zu haben. Außerdem sollte man auf ein verstellbares Anpassungssystem im Helm achten, auf guten Durchzug sowieso und geringes Gewicht. Helme unter 300 Gramm sind bei den heutigen Kunststoffmaterialien kein Problem mehr.
Es könnte gut sein, dass Helme, mit denen man nicht nur beim Mountainbiking im tiefsten Forst eine gute Figur macht, sondern auch auf dem City-Bike in der Rushhour, die leidige Helmdiskussion am ehesten verstummen lassen. Was überzeugt und dazu noch designmäßig ankommt, müsste an sich nicht verordnet werden.
MAMA
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