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Perfekte Mischung, leider viel zu teuer

Vivendi kauft Seagram und greift dafür tiefer in die Tasche, als Börsianern lieb ist. Einer der Verlierer der Medienfusion heißt mal wieder Bertelsmann

von STEFFEN GRIMBERG

Bis 11.30 Uhr am heutigen Dienstag haben alle Beteiligten eisernes Schweigen gelobt. Doch dann wird Jean-Marie Messier, Chef des französischen Mischkonzerns Vivendi, aus seinem feudalen Frühstückssalon mit Blick auf den Arc de Triomphe in die Vivendi-Zentrale eilen, um der Öffentlichkeit das neueste Riesenbaby der Medienbranche vorzustellen: Die Fusion des ehemaligen Müllent- und Wasserversorgungs-Konglomerats mit der kanadischen Seagram-Gruppe ist (fast) perfekt.

Was da an Medienmacht zusammenkommt, kann sich sehen lassen, zumal sich Vivendi und sein Pay-TV-Ableger Canal + auf einen Schlag eines ihrer ältesten und misslichsten Probleme entledigt haben. Durch die Seagram-Übernahme erhält die bisher überwiegend frankophone Gruppe endlich international kompatible englische Programmware – vom Hollywood-Studio Universal über dessen Fernsehableger bis zum größten Musikverlag der Welt, Universal Music Group.

Und Seagrams jugendlicher Boss Edgar Bronfman Jr. dürfte lächelnd daneben stehen: Nach Meinung der meisten Analysten bezahlt Vivendi mit rund 40 Millairden Dollar deutlich zu viel für den Spirituosen- und Medienkonzern. Das Filmgeschäft läuft für Universal trotz einzelner Erfolge wie „American Pie“ und „Notting Hill“ seit Jahren längst nicht so erfolgreich wie das der Konkurrenz, auch im Fernsehbereich bleibt der Konzern hinter seinen Möglichkeiten zurück. Lediglich in Sachen Musik liegt Universal vorn – seit der Übernahme der ehemals holländisch-britischen PolyGram 1998 ist Universal Music die derzeit größte Plattenfirma der Welt.

Den Cocktail aus „einem Teil Schnapsfabrik plus Hollywood-Studio auf ein Teil Wasserversorger mit verstreutem Medienbesitz – gut verrühren, und dann hat man ein zweites AOL-Time Warner“ hält auch das Wall Street Journal für schwer verdaulich, da Vivendi für amerikanische Geschmäcker viel zu verschachtelt und wie alle französischen Großunternehmen viel zu staatsnah organisiert sei.

Dafür hat der aus dem staatseigenen Wasserversorger Compagnie Général des Eaux vor zwei Jahren hervorgegangene Konzern Beteiligungen in allen für die Medienwelt des 21. Jahrhunderts aussichtsreichen Sparten: Mit Canal + kontrolliert Vivendi den erfolgreichsten Pay-TV-Anbieter Europas und hält darüber hinaus ein Viertel der Anteile am zweitstärksten Anbieter, Rupert Murdochs Satellitenplattform BSkyB. Die dürfte Messier bald in einen entsprechenden Anteil an Murdochs geplantem globalen Satellitenverbund Platco eintauschen und sich so elegant auch Asien und den britischen Markt öffnen.

Neben reichlich französischer Film- und Fernsehware – Vivendi kaufte vergangenes Jahr Frankreichs größte Produktionsholding Pathé und dominiert mit dem konzerneigenen Le Studio Canal + den heimischen Kinomarkt – tritt jetzt der allein 24.000 Serienfolgen umfassende Programmfundus von Universal, in dem sich allerdings vor allem abgenudelter US-Kult wie „Columbo“ findet.

Außerdem profitierte Vivendi von der Mobiltelefon-Übernahmeschlacht zwischen Mannesmann und Vodaphone: Messier schlug sich auf die Seite von Vodaphone, beide Unternehmen wollen noch in diesem Jahr ein Internet-Portal für Web-Zugang per Handy, interaktives Fernsehen und traditionelle Online-Dienste aufbauen. Content ist hier bekanntlich King, und die zusätzlichen US-Inhalte sind so mehr als willkommen. Vor allem will der neue Konzern, der als Universal Vivendi firmieren will, auf den Musikboom im Internet setzen. Und das dürfte Deutschlands Medienprimus wieder einmal schmerzlich treffen: Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff will sein Unternehmen bekanntlich ja noch in diesem Jahr zur Nummer eins auf den internationalen Musikmärkten machen. Zwar kolportierte das Manager Magazin jüngst, Bertelsmann wolle Vivendi nach erfolgtem Deal die Musiksparte abkaufen und so das hehre Ziel noch erreichen. Doch jetzt hat Messier nochmals bekräftigt, dass gerade die Universal Music Group im Zentrum seines Begehrens steht, der künftigen Nutzung im Internet wegen.

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