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ex und pop (7): parkprotesttanz

von DIETRICH ZUR NEDDEN

Beim Wort Park fällt einem jener Tango von M.A. Numminen ein, den er mit deutschem Text versah, weil es unter den 68er Studenten in Finnland als schick galt, Deutsch zu sprechen, „weckte das doch den Anschein, Marx und Engels im Original lesen zu können“ (Beiheft der Trikont-CD). „Ich und meine Braut im Parlamentspark“ heißt das Stück. Es finden sich darin zarte Zeilen wie „Wir schauten zu, wie Volksvertreter an uns vorübergingen.“ So viel dazu. Weiterhin gibt es den Menschenpark, ist aber eine andere Baustelle. Die Expo bietet einen Themenpark an, der weniger an einen Park erinnert, so wie wir ihn kennen, als an eine Reihe von Messehallen, die innen aufwendig dekoriert sind.

Die Menschen, denen man in den elf „Ausstellungsszenarien“ des Parks begegnet, teilen sich in zwei Gruppen: diejenigen, die vermutlich allen Ernstes begucken wollen, „wie Lösungen für globale Probleme von morgen aussehen“, und andererseits diejenigen, die Teil dieser Lösungen sind, und zwar hier und heute direkt live vor Ort. Die Tänzer in der Show zum Thema „Zukunft der Arbeit“ beispielsweise. Ihr tägliches Pensum für ursprünglich 2.500 Mark brutto: zehn Stunden. Nach drei Tagen ist drei Tage frei, in denen laut Vertrag trainiert werden muss. Inzwischen wurde zwar das Gehalt auf 4.000 Mark brutto erhöht, aber auch „knapp die Hälfte des Ensembles“ wegen Muskel- und Sehnenbeschwerden krankgeschrieben, wie die Hannoversche Allgemeine berichtete. Seit Wochen verhandelt die IG Medien mit der verantwortlichen Agentur De Otter & De Vries über einen Tarifvertrag, gestern traf man sich erneut.

Die komplizierte Konstruktion des Themenparks (die Expo GmbH hat eine Handwerksgemeinschaft namens Biege mit der Realisierung beauftragt, die wiederum aberhunderte Subunternehmer) lassen wir hier beiseite und fragen stattdessen unfreiwillig rhetorisch: Ist die Schinderei der Bewegungskünstler nicht schlichtweg reinster Realismus? In der Show übrigens, mitfanziert u.a. vom DGB und diversen arbeitsrechtlichen Organisationen wie der Steinbruchs-Berufsgenossenschaft, sehen Banausen wie wir leider nur ein choreografiertes Herumhampeln, mal im Business-Anzug, mal in der Badehose, auf Baugerüsten in einigen Meter Höhe vor Blue Screens. Einblendungen wie „Keine Zukunft der Arbeit ohne Gesundheit und Sicherheit“ oder „Mein leid – Ablehnung der anderen, meine freude – Kontakt mit anderen“ (in dieser Orthografie) geben den Eindrücken im Halbdunkel vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen eine ganz besondere Note und führen zu einer eher gewagten Hypothese: Die miesen Arbeitsbedingungen der Akteure und die Inszenierung sind ein subtiler, dialektisch durchdachter Protest und zugleich Aufruf, nein zu sagen und das Schweinesystem zu zerschlagen (existiert dieses differenzierte Wort überhaupt noch?) im Sinne von Groucho Marx: „Was immer es ist, ich bin dagegen.“ Dazu würde auch der Name der Produktionsfirma passen, die den landeskundlichen Film im lybischen Pavillon gemacht hat: „Gaddafi International Charity Organisation“.

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