: Queen Mum wird 100.000
Die Jahrhundert-Geheimnisse der Elizabeth Angela Marguerite Bowes-Lyon
Sie hatte die ausdauerndsten Liebhaber, die fähigsten Ärzte, die feistesten Köche und die ältesten Anwälte. Sie hat nie gehungert, nie Durst verspürt. Elizabeth Angela Marguerite Bowes-Lyon ist die gelungenste Frau der Welt. Ihre Geheimnisse sind Legion und Legende. Erstmals werden sie hier geliftet.
Cäsar, Methusalem, Rasputin – sie kannte sie – sie hatte sie – alle. Albert Einstein berechnete für sie das absolute Juwelengewicht. Churchill hat von ihr Zigarrenspiele gelernt. Sie hat James Joyce zu dem gemacht, als den wir ihn kennen: Ulysses. Nur Hitler hat sich ihr verweigert.
So bescheiden sie auftritt, so sehr hat sie das Jahrhundert geprägt. Wer landete in Roswell? Wer erschoss Kennedy? Wer besorgte Marilyn Monroe die Schlaftabletten? Wer verhinderte das Drei-Liter-Auto? Queen Mum weiß die Antworten ...
Das geheimnisumwitterte Leben der Elizabeth liegt im Dunkeln. Seit 1922 bemühen sich Historiker und Historikerinnen, der Royalistin unter den Monarchen eine Lebensgeschichte zuzuschreiben. Bisher ohne Erfolg.
Aber damit nicht genug. Queen Mum wurde Mutter. Ihre Tochter Tochter. Und machte sie so zur Queen Mum. Ihr Mann blieb König. Jedoch nicht mehr lange. Der Rest ist Schweigen.
Von Anfang an ihrem Schicksal überlassen, schlug sie sich auf die pastellfarbene Seite der Macht. Sie war bekannt wie ein bunter Hund. Nirgendwo konnte sie mehr auftreten, ohne dass sich eine Menschentraube um sie bildete, die spontan ihr Leben nachspielte. Privatleben? Fehlanzeige! Nur Marbella bot ihr die Ruhe, die sie so dringend brauchte. Aber die Sechzigerjahre verflogen wie im Flug, forderten ihren Tribut. Queen Mum brach sich erstmals das Hüftgelenk. Im Krankenhaus lernte sie Malcolm McLaren kennen und lieben. Ohne sie und ihn hätte es die Sex Pistols nicht gegeben. Eine Kopfgeburt, gewiss. Doch das kann ihr niemand nehmen. Indes, wer will es ihr verdenken.
Es sollte ihr letztes Abenteuer gewesen sein. Auf Anraten ihrer Liebhaber, Ärzte, Köche, Anwälte und nicht zuletzt der UNO tritt sie seit zwanzig Jahren etwas kürzer und mutet sich nicht mehr so viel zu. Es ist still geworden um Queen Mum. Manchmal fragt sie sich: Haben die Menschen mich schon vergessen? Und: Habe ich heute schon etwas gegessen? Sie spricht nur noch mit engsten Vertrauten, die ihr jeden Wunsch von den alten, weisen Augen ablesen.
100.000 Kerzen muss sie heute ausblasen. Und alle Menschen unterstützen sie mit einem dreifachen Hooray, Hooray, Hooray. Happy Birthday, Mum, auf die nächsten 100 Tage. Mögen es glückliche sein. FRA, KUZ, MIR
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