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Ein Trauma für die Schlafwandler

Titelverteidiger Real Madrid führt bei Galatasaray Istanbul mit 2:0 und geht dennoch als Verlierer vom Platz

HAMBURG dpa ■ Nun haben auch die „Königlichen“ ihr Trauma. Nach dem leichtfertig verspielten Erfolg beim 2:3 (2:0) im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Galatasaray Istanbul hängt bei Real Madrid der Haussegen mächtig schief. „Es war ein Desaster. Nun müssen wir um den Einzug ins Halbfinale bangen“, befand etwa Luis Figo nach dem wenig berauschenden Auftritt des Titelverteidigers. Und die Sportzeitung Marca titelte: „Albtraum! In der zweiten Hälfte waren nur noch Schlafwandler auf dem Feld.“

45 Minuten Weltklasse, 45 Minuten Kreisklasse – so präsentierte sich Real beim Uefa-Cup-Sieger des Vorjahres. Nach Toren von Ivan Helguera (33.) und Claude Makelele (43.) sahen die Spanier schon wie der Sieger aus, ehe sie nach dem Wechsel völlig aus dem Rhythmus gerieten – und auf die Verliererstraße. Ümit per Foulelfmeter (48.), Hasan (65.) und Torjäger Mario Jardel (75.) rissen den Spitzenreiter der Primera Division aus allen Träumen und die 20.000 Zuschauer im Ali-Sami-Yen-Stadion zu Jubelstürmen hin.

„Nach dem 2:0 gab Madrid ein jämmerliches Bild ab“, ging As mit der Millionen-Truppe von Trainer Vicente del Bosque hart ins Gericht. Der kündigte eine Aussprache mit seinen Profis an: „Ich werde sie fragen müssen, warum sie sich nach der Führung zurückgelehnt und das System über den Haufen geworfen haben. Das Ergebnis tut weh.“ Und Marca kritisierte: „Galatasaray war schon am Boden und hatte das Handtuch geworfen. Doch Real war nicht in der Lage, daraus Nutzen zu ziehen, und machte alles falsch.“

Dennoch glauben Figo & Co., dass Real zum 23. Mal in der Europacup-Historie unter den besten vier Teams stehen wird. „Das Tor zum Halbfinale steht weiterhin weit offen“, meinte Europas „Fußballer des Jahres“. Doch ein Selbstläufer wird das Rückspiel am 18. April im Bernabeu-Stadion gewiss nicht, denn nach dem verdienten Sieg wittern die Türken ihre Chance. „Wir haben jetzt die Möglichkeit, uns für das Halbfinale zu qualifizieren. Es wird schwer in Madrid, aber ich habe genug Zeit, meine Mannschaft auf dieses Spiel einzustellen“, meinte Istanbuls Coach Mircea Lucescu, der von einem „insgesamt verdienten Ergebnis“ sprach. Für die türkische Tageszeitung Hürriyet hat Galatasaray schon vor dem schweren Rückspiel „einmal mehr Geschichte geschrieben“.

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