piwik no script img

Frankfurt verteilt seinen Fluglärm

Ab Donnerstag fliegt ein Teil der Flugzeuge auf neuen Routen den Rhein-Main-Flughafen an: Dann müssen auch die Bewohner in Taunus und Rheingau sowie in Mainz und Wiesbaden unterm Fluglärm leiden. Mehrere Gemeinden klagen dagegen

aus FrankfurtKLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Über allen Wipfeln soll Ruh’ sein. Über den Gipfeln auch. Und in den Tälern sowieso. Rund 100 Menschen kämpften sich am Ostersonntag mit Transparenten durch Eisregen und Schnee hoch zum Großen Feldberg, der mit 880 Metern höchsten Erhebung im Taunus. Eingehüllt in Nebelschwaden, protestierten sie dort ganz allgemein gegen den geplanten Ausbau des Rhein-Main-Flughafens bei Frankfurt. Und speziell gegen die am Donnerstag dieser Wochen in Kraft tretende Stufe III der so genannten Luftraumstrukturänderung.

Die An- und Abflugrouten für den Airport am Himmel über Hessen und Rheinland-Pfalz werden nämlich geändert, sehr zum Leidwesen der Menschen in den bislang von Fluglärm kaum belasteten Regionen im Nordosten und Osten Frankfurts: in den Naherholungsgebieten Taunus und Rheingau und den Landeshauptstädten Wiesbaden und Mainz. Geringfügig entlastet – zmmindest bis zum Bau der geplanten neuen Landebahn – werden dagegen die schon lange von Fluglärm geplagten Bürger in den Kommunen im Süden Frankfurts, vor allem im Landkreis Groß-Gerau, in der Stadt Offenbach und im Landkreis Offenbach.

Mehrere Gemeinden im Rheingau und im Taunus klagen vor dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof gegen die Änderung der An- und Abflugrouten. Auch die Stadt Mainz hat juristische Schritte angekündigt. Die Demonstrierenden jedenfalls – darunter viele Familien mit kleinen Kindern – hielten ihre Transparente in den eisigen Wind auf dem Taunusgipfel: „Fluglärm macht krank.“ Und: „Baut Hahn aus.“ Nach Auffassung auch von Mitgliedern der Bürgerinitiativen gegen den Flughafenausbau würde nämlich der konsequente Ausbau des ehemaligen US-Militärflughafens Hahn im Hunsrück, von dem aus schon heute Chartermaschinen nach Mallorca starten, den Airport am Main entscheidend entlasten und eine neue Landebahn im Wald bei Kelsterbach (Kreis Groß-Gerau) überflüssig machen.

Eine Neuordnung der Flugrouten halten aber die Fluglinien, wie zum Beispiel Lufthansa, wegen des zunehmenden Luftverkehrs über Frankfurt längst für überfällig. Die Verkehrsministerkonferenz der Europäischen Union hatte bereits 1993 diese Neuordnung der Lufträume überall in Europa beschlossen. Initiiert wurde sie von der International Civil Aviation Organization (ICAO), der internationalen Luftfahrtbehörde. Bei der Initiative geht es den Urhebern vor allem darum, den Flugverkehr zu entflechten und so die Verspätungen drastisch abzubauen. Außerdem ermöglichen die neuen Routen mehr Verkehr.

kommentar SEITE 11

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen