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standbildWas geht das die Frauen an?

Nachtstudio – Bob Dylan (Mi, 24.00 Uhr, ZDF)

Bob Dylan ist 60 geworden. Aber was geht das die Frauen an? Einen feuchten Kehricht, wenn man „Nachtstudio“-Moderator Volker Panzer glauben darf: „Dylan ist Männersache.“ Jetzt sind wir Zuschauerinnen aber alle riesig auf die Begründung gespannt. Doch die folgt nicht, nur die Folgerung: Deshalb hat Panzer auch nur Männer ins Studio geladen. Aha.

Der Autor Gerhard Henschel, hier als Dylanologe geladen, kommt der Sache schon näher: In den Zeitungen hätten Journalisten das auch so beschrieben, aber das müsse dann wohl daran liegen, dass diese Männer wohl die falschen Frauen kennen. Eine interessante Feststellung, die jedoch im Raum stehen bleibt. Also verkneift man sich, auf den roten Knopf der Fernbedienung zu drücken und gibt der Sendung insgeheim den Untertitel „Platzhirsche unter sich“. Aber ach, dann das Trauerspiel: Keine der drängenden Fragen, die uns bewegen, wird hier diskutiert. Wer gedacht hätte, dass spannende gesellschaftspolitische Verbindungen erörtert werden – Dylan im Zusammenhang mit der gescheiterten Revolte oder mit verlorenen Illusionen der Hippie-Generation – Pech gehabt. Stattdessen schwadroniert Zeitgeistsatiriker Wiglaf Droste selbstverliebt über alte Zeiten, als er selbst noch einen Dylan-Hut trug. Der von Dylan zitierte Bibelsatz „Die Ersten werden die Letzten sein“ stimme nicht: „Bayern München wird auch in der nächsten Saison spielen.“ Die Herrenrunde im Studio amüsiert sich. Dylan-Biograf Willi Winkler schwelgt indes in der göttlichen Dimension, die dessen Musik habe.

Kurz vor Schluss, wo man auf der Fernsehcouch fast schon eingenickt wäre, will Panzer doch noch wissen, ob Dylan ein politischer Mensch ist. Henschel konstatiert, die Zeit, in der er politische Leitartikel gesungen habe, sei schnell vergangen. Aber vielleicht ist die Antwort auch simpel: Eine Person der Zeitgeschichte ist dann medial und politisch präsent, wenn ihm seine Interpreten dies zugestehen. Wir sind enttäuscht. Zu Beginn der Sendung, wilde Meereswogen. Doch dann: ein vor sich hin plätscherndes Flüsschen im Oberbayrischen.

GITTA DÜPERTHAL

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