: Ein Stratege und Diplomat
Der dänische General Gunnar Lange leitet die 3.500 Nato-Soldaten, die die Entwaffnung der UÇK sichern sollen
„Wir werden die UÇK nicht dazu zwingen, uns irgendwelche Waffen auszuliefern. Nicht nur haben wir dazu kein Mandat, das wäre auch falsch.“ Gunnar Lange, der das sagt, ist General, aber nicht von der Haudegensorte. Er schätzt die Rolle des Strategen und Diplomaten. Und er ist nicht naiv. Auch wenn er die Kritik zurückweist, die in der Waffenstillstandsvereinbarung zwischen der Regierung von Mazedonien und der UÇK nur eine PR-Aktion sieht, konstatiert er dennoch: „Natürlich werden wir nicht alle Waffen bekommen, und natürlich wird die Entwaffnung allein nicht Frieden bringen. Aber vielleicht können wir zu einem besseren Klima beitragen.“
Der dänische General Gunnar Lange steht in Skopje bereit, die 3.500 Mann starke Nato-Einheit zu führen, welche die Entwaffnung der albanischen UÇK-Rebellen in Mazedonien überwachen soll. Der 57-Jährige scheint für eine solche Aufgabe bestens geeignet. So hat der Berufssoldat, der seit 1963 in der dänischen Armee dient, langjährige und umfangreiche Erfahrung in der Koordination von Kontakten und gemeinsamen Aktivitäten zwischen Truppen verschiedener Nationen gesammelt. Er war von 1994 bis 1997 als Direktor der „Partnerschaft für Frieden“-Zentrale im belgischen Mons verantwortlich für die Zusammenarbeit zwischen Nato- und osteuropäischen bzw. russischen Truppen. Vorher war er bereits im Nato-Hauptquartier im norwegischen Stavanger mit Koordinierungsaufgaben der nordeuropäischen Nato-Mitglieder beschäftigt.
Und er ist kein Neuling auf dem Balkan und in Mazedonien. Seit dem 1. März leitete er die KFOR/REAR in Skopje, die Nachschub- und Transporteinheiten der KFOR-Truppen aus 11 Nato- und 4 „Partner“-Nationen für die außerhalb des Kosovo liegende „Landkommunikationszone“, die außer Mazedonien angrenzende Teile von Albanien und Griechenland umfasst. Als solcher war er die erste Kontaktperson der Nato zu den Regierungen in Mazedonien, Albanien und Griechenland.
In Mazedonien wird er wegen der guten Beziehungen gelobt, die er zwischen der KFOR und den mazedonischen Streitkräften knüpfte. Eine Basis, die ihm jetzt die kniffelige und von mazedonischer Seite sicher mit Misstrauen verfolgte Überwachung der Waffenabgabe der UÇK-Truppen erleichtern soll. Er selbst sieht die Nato-Truppe als „Katalysator“, der beiden Seiten die Einhaltung eines Friedensabkommens ermöglichen soll.
Als Voraussetzung für die Durchführung der Entwaffnungsaktion bezeichnete Lange in einem Interview mit dem dänischen Rundfunk neben dem Waffenstillstandsabkommen selbst auch „die von beiden Seiten demonstrierte Bereitschaft, diesen Waffenstillstand auch tatsächlich einzuhalten“. Man könne und werde die UÇK-Guerilla nicht entwaffnen, „bevor sie selbst eindrücklich beweist, dass sie Ernst damit machen will, die Waffen schweigen zu lassen“. Es gelte aber, das jetzige „Momentum“ der Friedensbereitschaft zu nutzen.
Und er sieht seine neue Aufgabe deutlich zeitlich begrenzt: „Länger als 30 Tage soll ihr Mandat nicht dauern.“ Gebe es ernsthaften Friedenswillen, dann reiche das. Als Kern einer möglichen langfristigen Nato-Friedenstruppe in Mazedonien möchte er die Aktion „Essentiel Harvest“ jedenfalls nicht verstanden sehen. REINHARD WOLFF
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