kicken im morgenland: Wolfgang Sidka strebt mit Bahrain zur Fußball-WM
Der Wegbereiter für Berti
Als Wolfgang Sidka kürzlich von Bahrain aus über die Brücke aufs Festland und dann gut 400 Kilometer gen Westen nach Riad fuhr, um die Mannschaft von Saudi-Arabien zu beobachten, war der Coach der Fußballauswahl des Inselstaates schwer beeindruckt. „Eine faszinierende Tour“, so Sidka, der auch von den Bedingungen angetan war, unter denen bei einem der Favoriten der asiatischen WM-Qualifikation Fußball betrieben wird. „Die Anlagen in Riad begeistern. Darauf kannst du Golf spielen. Das ist sensationell.“ Auch Sidka war jedenfalls klar, wem im ersten Match der zweiten Qualifikationsrunde am vergangenen Freitag in Riad die krasse Außenseiterrolle zukam. „Die Saudis sind Profis, wir nicht“, meinte der 46-jährige Trainer der Bahraini.
Das hinderte Sidkas Team aber nicht, den Höhenflug aus der WM-Qualifikationsphase eins fortzusetzen und mit einem unerwarteten 1:1 beim Auswärtsspiel in Saudi-Arabien seine schmalen Aussichten, beim Finalturnier, das nächstes Jahr in Japan und Südkorea ausgetragen wird, dabei zu sein, leicht zu verbessern. „Wir können eine gute Rolle spielen. Wenn alles optimal klappt, haben wir wirklich eine Chance“, glaubt Sidka. Zwei Länder aus den zwei Fünfergruppen qualifizieren sich direkt für die WM 2002, ein drittes muss sich mit einem europäischen Team um einen weiteren Platz streiten.
Die Bahraini fühlen sich äußerst wohl in der Rolle des Kleinen gegen die Großen. Sie sind nach den bisherigen Resultaten selbstbewusst geworden. „Wir mit unseren 600.000 People gegen die Saudis, Iran oder das Millionenvolk aus China. Das ist doch was“, freut sich der Trainer, der sein Team drei Wochen lang in einem Trainingslager in Tschechien für die kommenden Aufgaben getriezt hatte. In Riad gelang es den Kleinstaatlern, in der Fifa-Rangliste auf Platz 118 geführt, die großen Saudis (Platz 28) sogar zittern zu lassen. Erst kurz vor Schluss verhinderte eine der Saudi-Legenden, Obaid Al-Dossary, die totale Sensation, als er den Führungstreffer des flinken Salmeen aus der 19. Minute ausglich. „Schade, dass ein Spiel nicht 83 Minuten dauert“, strahlte Sidka, dessen Mannschaft nun am Donnerstag im Nationalstadion von Manama den Irak erwartet, nach einem 4:0 gegen Thailand Tabellenführer. Die Thailänder kommen eine Woche später nach Bahrain.
Wolfgang Sidka, in der Bundesliga nach seiner glücklosen Zeit bei Werder Bremen ausgemustert, hat sich am Arabischen Golf mittlerweile einen exzellenten Ruf als gewiefter Taktiker, großer Motivator und hervorragender Fachmann erworben. Außerdem hat er den Fußball der Region kräftig durcheinander gewirbelt. Auch sein Beispiel führte dazu, dass vermehrt deutsche Trainer geholt werden, zum Beispiel Rainer Hollmann in die Vereinigten Arabischen Emirate oder Bernd Stange nach Oman. Rainer Bonhof, ein weiterer Langzeitarbeitsloser, der jetzt in Kuwait Meister Sporting betreut, wurde sogar von Sidka empfohlen, und auch an der Verpflichtung von Berti Vogts als Nationaltrainer Kuwaits war der Coach Bahrains nicht unbeteiligt. Schließlich war es sein Team gewesen, das in Runde eins sensationell die WM-Ambitionen Kuwaits beendet und damit für die Entlassung von Dusan Uhrin, Trainer der tschechischen EM-Finalisten von 1996, gesorgt hatte. „Mir war das sofort klar“, kommentiert Wolfgang Sidka die Begier der Kuwaitis, ausgerechnet Vogts zu holen. „Er war derjenige, der Uhrin bei der EM geschlagen hat. Wäre Holland damals Tschechiens Endspielgegner gewesen, säße heute ein Holländer auf der Trainerbank in Kuwait.“ RAINER HENNIES
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