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vorlauf musikThomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

In der an eigenartigen Kombinationen nicht gerade armen Improvisationsszene steht dieses Quartett doch wieder reichlich einzig da: Wo sonst hat man auch zwei Posaunisten und zwei Gitarristen als eine Band, die bei Doppelmoppel ganz unbedingt noch zu den jeweiligen Virtuosen ihres Fachs zu zählen sind? Das Brüderpaar Konrad und Johannes Bauer lotet den Spielraum der Posaune aus, Helmut Joe Sachse und Uwe Kropinski machen es an der Gitarre, und alle sind sie bereits länger als die Toten Hosen (die spielen an dem Tag in der Columbiahalle) im Geschäft. Einstmals die ersten Stimmen im DDR-Jazz, sind sie immer schon interessiert an Schwellenmusik. Free Jazz ist noch lange nicht tot. Am Samstag im Kulturhaus Peter Edel (21 Uhr), Berliner Allee 125. Am Sonntag würde man sich gern zerreißen. Wegen der Diversifikation: Erst mal eine Runde heftigste, balkanbefeuerte Tanzmusik mit der Fanfare Ciocarlia, der Blechbläserkapelle aus Rumänien im Kesselhaus (21 Uhr) in der Kulturfabrik, um dann ein wenig im Camper über beseeltes amerikanisches Pflaster zu kreiseln. Am Steuer sitzen hier die Musiker von Granfaloon Bus, die im Knaack (21 Uhr) noch Missouri aus Nürnberg im Gepäck haben, die Country in Slow-Motion-Einstellungen fast bis zum Stillstand gefrieren lassen. Und das alles beschwingt auspendeln mit Timlin (mit Laub- und Contriva-Referenz) im Privatclub (21 Uhr). Schönste Schnittstellenmusik. Elektronisch gedacht. An Echtinstrumenten gemacht. Triphoppend. Dubbig. Jazz ist hier nicht nur Deko, und trotzdem keine Fusion. Kein Crossover. Schwebende Tracks durch die Cocktaillounge. Der neue Krautrock.

Anregungen: vorlauf@taz.deMorgen kommt der Kinderhort

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