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Der Punkrocker als Kinderaktivist

Der sechzehnjährige Ostberliner Konstantin Stern ist einer von vier deutschen Kinderdelegierten in New York

Unglaublich, was dieser Junge alles macht. Konstantin Stern übt mit seinen 16 Jahren bereits vier „Berufe“ aus: Er ist Punkrocker, Opernmusiker, Theaterschauspieler und Kinderrechtsaktivist. Er spielt drei Instrumente, Gitarre, Blockflöte und Krummhorn, und lernt vier Fremdsprachen, Russisch, Englisch, Französisch und Spanisch. Und jetzt ist er auch noch zusammen mit Dominique Hitz (17), Ellena Schubert (17) und Marian Brehmer (11) in der Delegation von Bundesjugendministerin Christine Bergmann (SPD) zum Weltkindergipfel nach New York geflogen. Bei der Nachfolgekonferenz zum ersten Weltkindergipfel von 1990 prüfen 170 Regierungsdelegationen, inwiefern die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen weltweit verbessert wurde. Von heute bis zum 12. Mai tagen sie und legen schließlich in einem neuen Aktionsplan „A world fit for children“ Strategien für die nächsten zehn Jahre fest.

Zum Glück ist Konstantin kein eingebildeter Wunderknabe. Er ist der dritte von vier Söhnen, alle wohl geraten, jeder anders, die Eltern berichten es mit dem zurückhaltenden Selbstbewusstsein, das auch Konstantin auszeichnet. In einem Plattenbau des Ostberliner Bezirks Marzahn sitzt er auf dem Familiensofa und erzählt seine Geschichte.

Angefangen hat alles mit dem Schulgarten, in dem der Grundschüler Konstantin ab 1992 mitarbeitete. Es war Nachwendezeit, der 4.000 Quadratmeter große Schulgarten konnte nur dank der Initiative einer Lehrerin in realkapitalistische Zeiten hinübergerettet werden. Zweitklässler Konstantin wurde 1993 als Nachwuchsgärtner zum Naturkindergipfel nach Stuttgart geschickt, dem weitere Kindergipfel folgten. Jedes Mal ging es darum, einen Forderungskatalog aufzustellen, der dann von einem führenden Politiker unterzeichnet wurde, auf dem Gipfel während der Expo 2000 in Hannover war es der Kanzler persönlich.

Zum UN-Delegierten ist Konstantin gleich zweimal gewählt worden: damals bei der Expo, und dann noch einmal im Juni 2001 bei einem bundesweiten Kindertreffen in Kassel, veranstaltet von der National Coalition, einem Zusammenschluss von rund hundert deutschen Nichtregierungsorganisationen. „Meine Eltern haben es mir gar nicht glauben wollen“, lacht er, „dass ich erneut gewählt worden bin. Glück gehabt.“

Nun reist er also Richtung Westen, im Osten war er schon. Im Herbst 2000 ist er mit dem Theaterprojekt einer engagierten Lehrerin aus seiner Schule durch Russland getourt. Russische Schauspieler und Berliner Schüler des sprachlich orientierten Herder-Gymnasiums – erste Fremdsprache Russisch – führten zusammen ein modernes Märchen von Wassili Schukschin auf: „Bis zum dritten Mal der Hahn kräht“. Danach trat er bei einer Oper auf, „Pollicino“ von Hans Werner Henze, Konstantin spielte das Solo auf dem Krummhorn. Die beteiligten Musikschüler haben das Stück geübt bis zum Fingerbruch, auch eine CD ist dabei entstanden.

Musik – das ist das eigentliche Element von Konstantin. Zweimal wöchentlich geht er nachmittags in die Musikschule, zweimal wöchentlich übt er mit seiner Punkrockband „Herdsche“. Die E-Gitarre hat ihm seine Oma zur Jugendweihe geschenkt, und die Lieder schreibt er selbst. Vielleicht gibt es ja irgendwann eine Kinderrechtshymne von Konstantin Stern.

UTE SCHEUB

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