WM-Snack: Reisen bildet
Spitzen-Fußball in der Academia
Reisen bildet. Deswegen hat das koreanische WM-Organisationskomitee bezahlte Profi-Fans nach Europa geschickt. Stadionluft schnuppern, um hinterher zuhause für Stimmung sorgen. Und wie sie das tun: durch das Stadion von Busan hallen Schlachtgesänge, die jedem englischen Premier-League-Stadion gut zu Gesicht stehen würden.
Auch die koreanische Oberschicht vertraut auf Horizonterweiterung. Mit Vorliebe schickt sie den musisch begabten Teil ihrer Nachkommenschaft an Europas Akademien, zum Beispiel nach Bremen. Ob die Eltern wissen, dass der bildungshungrige Nachwuchs in Wirklichkeit in einem dunklen Keller sitzt und Fußball guckt?
Im Restaurant Academia, im Nebenberuf Mensa der Musikhochschule, herrschen allerdings auch Bedingungen der Extraklasse. Zwar sind die pappigen Geflügelwürstchen mit Senf nebst geschmacksneutralem „Spanischen Reis“ ein Anschlag auf den Geschmack, aber dafür läuft auf einer Sechs-Quadratmeter-Videoleinwand mit perfekter Projektion Premiere im Super-Surround-Sound. 15 KoreanerInnen bejubeln das 1:0 ihrer Stars gegen Polen, als wären sie im Stadion.
Beim folgenden Abseitstor fragt eine enttäuschte Anhängerin der „Roten Teufel“ (ja, so nennen sie sich) mit umwerfender Unschuldsmiene: „War das jetzt unfair?“. Dann stimmt sie wieder in den Schlachtgesang aus dem Stadion ein: „Dae Han Min Guk“ ist koreanisch für „Korea“. Bereist werden bildet nämlich auch. jank
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