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vorlaufGräueltaten im Zwangsdienst

„Mathi Schenks letzte Reise nach Polen“ (Do., 22.25 Uhr, 3sat)

Es gibt Lebensgeschichten, die nicht einfach zu vermitteln sind: Als die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg Belgien überfiel, begrüßte ein Teil der Bevölkerung die Besatzer mit Hakenkreuzfahnen an den Häusern. Ein anderer Teil wurde als „Volksverräter“ eingestuft – dazu gehörte auch die Familie Schenk. Weil sich Mathi Schenk nicht freiwillig zur Wehrmacht melden wollte, wurde er als Zwangssoldat für Deutschland in den Krieg geschickt.

Der damals Achtzehnjährige wurde im August 1944 in einem Stoßtrupp vor der berüchtigten SS-Brigade Dirlewanger hergetrieben, als diese unvorstellbare Gräueltaten an der aufständischen Waschauer Bevölkerung begingen. Im Januar 1945 startete dann die Rote Armee eine Offensive, polnische Bauern versteckten den Belgier in deutscher Uniform vor den Russen. Bis September 1946 ermittelten belgische Behörden gegen Mathi Schenk. Unterschiede zwischen Zwangssoldaten und jenen, die sich freiwillig den Besatzern anschlossen, wurden nicht gemacht.

Der Fernsehautor Dietrich Schubert reiste im Sommer 2001 mit Mathi Schenk nach Warschau und suchte mit ihm gemeinsam die Orte des Schreckens auf. Schenk berichtet, was er dort alles hat mit anschauen müssen: Erschossene Kinder, in Hinterhöfe gezerrte Frauen, einen Priester, den man nur durch großes Glück vor mordgierigen SS-Schergen habe retten können.

Die Geschichte wird durch Schenks Wiedererkennen der Orte, an denen die Verbrechen stattfanden, schmerzlich lebendig. Schuberts Dokumentation bewahrt durch diese ebenso schonungslose wie deutliche Berichterstattung das Gedenken an den Warschauer Aufstand. Und zeigt, welches Leid Schenk durchleben musste, der zwangsweise Zeuge wurde. Erschöpft fügt Schenk nach präziser Schilderung des Geschehens an: „Und so ging es jeden Tag.“

Am Ende des Films lebt Schenk auf. Es gibt ein herzliches Wiedersehen mit den polnischen Bauern, die ihn im Dorf Ochodza vor der Rache der Roten Armee versteckten: Obgleich er damals deutsche Uniform trug und sich kaum verständigen konnte. GITTA DÜPERTHAL

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