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Betrieb mit rissigem Reaktor

Skandal in der japanischen Atomindustrie: Konzerne verschwiegen Mängel an AKWs

TOKIO dpa ■ Ein schwerer Vertuschungsskandal in der japanischen Atomindustrie hat sich weiter ausgeweitet. Wie japanische Medien gestern aus Firmenkreisen erfuhren, ließ die Betreibergesellschaft Japan Atomic Power (Genden) einen Atomreaktor in der Provinz Fukui am Netz, ohne den Behörden Anzeichen von Rissen in Rohren zu melden. Der Fall gleicht dem Skandal um Japans größten Atombetreiber Tokyo Electric Power (Tepco), bei dem im vergangenen Monat mehrere gefälschte Schadensberichte gefunden wurden.

Tepco berichtete gestern von weiteren Rissen in einem Reaktor der Provinz Fukushima. Inspektoren hätten in 242 der 282 Wasserrohre Risse gefunden. Es gäbe aber keine Lecks. Das Unternehmen hatte den Rücktritt seiner Spitzenmanager angekündigt. Als Konsequenz aus den Täuschungsmanövern will die Behörde für nukleare und industrielle Sicherheit neue Sicherheitsrichtlinien erlassen, die künftig „zulässige“ Schäden definieren, um so den Weiterbetrieb der Atomreaktoren zu ermöglichen. Zugleich soll es künftig unangemeldete Inspektionen geben. Bislang richten sich die Sicherheitsstandards nach dem Neuzustand der teilweise 30 Jahre alten Atomanlagen. Die Regierung habe eingesehen, dass es für alte AKWs unmöglich sei, den Sicherheitsstandards nachzukommen, und habe die Auflagen flexibel gehandhabt, wie die führende Wirtschaftszeitung Nihon Keizai Shimbun berichtete.

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