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american pieGroße NBA-Preisfrage: Wer stoppt die Lakers?

Keine Angst vor den Queens

Die neue NBA-Saison hatte noch nicht einmal begonnen, da wurde bereits überdeutlich, wo sich derzeit die größten Rivalitäten im US-Sport abspielen. Wie im Baseball, wo die Anaheim Angels die World Series gegen die San Francisco Giants gewannen, heißt es auch im Basketball: Südkalifornien gegen Nordkalifornien. Gerade eine Minute war das Vorbereitungsspiel zwischen den Los Angeles Lakers und den Sacramento Kings alt, da lieferten sich Rick Fox und Doug Christie bereits eine wüste Schlägerei. „Es ist inzwischen persönlich geworden“, sagt Lakers-Star Kobe Bryant über die gegenseitigen Animositäten, an denen er selbst und vor allem Kompagnon Shaquille O’Neal keineswegs unschuldig sind.

Nachdem es die Lakers unter Einsatz sämtlicher Haken und Ösen, die einem Erfolgscoach wie Phil Jackson zur Verfügung stehen, geschafft hatten, die Halbfinal-Serie gegen die Kings zu überstehen, waren sie mehr damit beschäftigt, über die Verlierer zu lästern, als sich auf das Finale zu konzentrieren, das sie locker mit 4:0 gegen die New Jersey Nets gewannen. „Ich mache mir keine Sorgen über die Sacramento Queens“, sagte Shaq und prophezeite: „Wenn wir sie wiedertreffen, gibt es Ärger.“ Recht hat er.

In Sacramento ist man der Meinung, schon letzte Saison das bessere Team gewesen zu sein und nur aufgrund ominöser Umstände verloren zu haben. In der Tat kam den Lakers in entscheidenden Situationen der Bonus zugute, den sie bei einigen Schiedsrichtern besitzen, vor allem in Spiel 6, als sie die Serie zum 3:3 ausglichen, und in Spiel 7, das sie in der Verlängerung gewannen. Entscheidender war aber der Black-out von Center Vlade Divac in der vierten Partie, als er in letzter Sekunde den Ball weit wegschlagen wollte und ihn genau in die Hände von Robert Horry patschte, der kühl den Siegkorb zum 2:2 warf. Einen 1:3-Rückstand hätte Los Angeles nie und nimmer aufgeholt.

„Wir sind es müde, gegen die Lakers zu verlieren, wirklich müde“, sagt Kings-Besitzer Gavin Maloof, dessen Team mit fast unveränderter Besetzung in die gestern gestartete Saison geht. Aber nicht nur in Sacramento ist man entschlossen, den vierten Lakers-Titel in Folge zu verhindern. Auch die San Antonio Spurs und die Dallas Mavericks wollen ihre traurige Bilanz gegen Shaq und Co. aufpolieren. Bei den Spurs, die von den letzten neun Play-off-Spielen gegen L. A. gerade eines gewannen, setzt man große Hoffnungen in den argentinischen Neuzugang Emanuel Ginobili als Ergänzung zu den Riesen Tim Duncan und David Robinson. In Dallas, das in den letzten drei Jahren auch bloß einmal gegen die Lakers gewann, heißt das Zauberwort Defense. Die Defizite in diesem Bereich waren in der verlorenen Serie gegen Sacramento mehr als deutlich geworden, weshalb Coach Don Nelson in der Vorbereitung das Schwergewicht auf die Team-Defense legte. „Wenn mein Mann an mir vorbeigeht“, hat Dirk Nowitzki brav gelernt, „muss ich wissen, dass jemand da ist, der mir hilft, und dass jemand anderes da ist, um dem Helfer zu helfen.“ Nowitzkis Offense hat unter den neuen Vorzeichen nicht gelitten, mit 21,3 Punkten im Schnitt war er der Mavericks-Topscorer in der Vorbereitung.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Team des Ostens den Lakers-Sturz bewerkstelligt, ist gering. Das hat auch der hoffnungslos unterlegene Finalist New Jersey gemerkt und sich deshalb die Dienste von Dikembe Mutombo gesichert, einem der wenigen Center, der Shaq halbwegs Paroli bieten kann. Das Hauptaugenmerk richtet sich jedoch auf Washington, wo Michael Jordan die beste Wizards-Mannschaft seit Jahren um sich geschart hat und in einer brandneuen Rolle glänzen will: als sechster Mann. Veteranen wie Jerry Stackhouse, Charles Oakley, Bryon Russell, Christian Laettner sowie junge Talente wie Larry Hughes, Brendan Haywood, Jared Jeffries, Juan Dixon bilden eine viel versprechende Mischung.

Ob sich Jordan tatsächlich mit der Rolle des Ersatzspielers bescheidet, wagt Stackhouse indes zu bezweifeln: „Wenn er erst mal das Popcorn riecht, will er garantiert von Anfang an da draußen sein.“ MATTI LIESKE

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