Arbeitskampf im Kino Babylon: Großes Kino schon vor dem Film

Anarcho-Gewerkschaft ruft zum Boykott gegen das Kino Babylon Mitte. Der Streit gipfelt in einen Polizeieinsatz und eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs.

Babylon-Schriftzug bei einer Veranstaltung zur Obama-Wahl im Kino Bild: ap

Die Auseinandersetzung um die Arbeitsbedingungen im Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz eskaliert: Der Geschäftsführer des Kinos hat am Mittwochabend die Polizei gerufen, um sieben Aktivisten der Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU) aus dem Kino zu schmeißen. Außerdem wurde Anzeige wegen Hausfriedensbruchs erstattet.

Die anarchistische FAU versucht seit Monaten, mit dem Kino eine Verhandlung über einen Haustarifvertrag zu beginnen. Laut FAU verdienen die Servicekräfte und Filmvorführer derzeit zwischen 5,50 Euro und 8 Euro pro Stunde - gefordert werden 10 Euro. Doch die Geschäftsführung bestreitet bereits, dass es sich bei der FAU überhaupt um eine Gewerkschaft handelt. Timothy Grossman: "Die FAU hat in der Bundesrepublik noch nie Tarifverträge abgeschlossen. Wir werden mit der FAU über keinen Tarifvertrag verhandeln."

FAU-Funktionär Lars Röhm kann das nicht nachvollziehen: "Wir haben den Eindruck, dass die Geschäftsleitung äußerst irrational handelt. Aus falschem Stolz heraus scheint sie eher gewillt, das Kino in den Abgrund zu führen, als Zugeständnisse an die Belegschaft zu machen."

Seit gut zwei Wochen ruft die FAU daher dazu auf, das Kino zu boykottieren. Nun ist der Konflikt eskaliert: Am Mittwochabend um 20 Uhr sollte zuerst ein Konzert stattfinden, danach ein italienischer Film laufen. Der Eintritt war an diesem Abend kostenlos, es waren etwa 60 Gäste im Saal, berichte ein Besucher. Kurz vor Beginn des Konzerts seien rund 20 Aktivisten der FAU hereingekommen und hätten Flugblätter verteilt. Einer habe eine Rede gehalten und die Besucher über die Forderungen informiert.

Ein Geschäftsführer des Kinos habe die Gruppe aufgefordert zu gehen - doch sieben blieben. Sie versprachen, das Konzert nicht zu stören, mussten jedoch trotzdem raus. Grossman: "Die Geschäftsführung musste die Polizei bitten, ihr bei der Ausübung ihres Hausrechts behilflich zu sein." Laut Polizeisprecher Michael Merkle läuft jetzt ein Ermittlungsverfahren wegen Hausfriedensbruchs.

Das Kino wird vom Senat mit bis zu 320.000 Euro jährlich subventioniert. Warum kann der Senat nicht einen Mindestlohn für die Beschäftigten festlegen? "Wir können nicht in einen Tarifkonflikt eingreifen", sagt ein Sprecher von Kulturstaatssekretär André Schmitz. Der Senat sehe sich dennoch in der Verantwortung; er wolle das Gespräch mit dem Betreiber suchen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.