: Arbeitgeber: Lieber Streik als hoher Lohn
Saarbrücken/Baden-Baden (dpa) — Der Vorstandsvorsitzende der Thyssen Stahl AG, Ekkehard Schulz, hat die Ansicht vertreten, daß ein Streik in der Stahlindustrie derzeit eher zu verkraften sei als ein hoher Tarifabschluß. Der Lohnkostenanteil in der Branche mache schon heute rund 30 Prozent aus, „und jeder Prozentpunkt, den wir in der Tarifverhandlung höher abschließen, bedeutet automatisch einen weiteren Rationalisierungsdruck, das heißt den Abbau von Arbeitsplätzen“. Der Thyssen-Chef betonte zugleich, daß es in der laufenden Tarifrunde noch Spielraum für „Verhandlungen und Kontakte“ gebe. Die IG Metall hatte am Dienstag die Tarifverhandlung für die 135.000 Beschäftigten der nordwestdeutschen Stahlindustrie für gescheitert erklärt und für den 26.Januar den Beginn der Urabstimmung über einen Streik angekündigt.
Für die rund 170.000 Angestellten in der westdeutschen Bauwirtschaft fordert die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) Gehaltserhöhungen von 9,5 Prozent. Der seit Jahren anhaltende Aufschwung, der 1991 einen Zuwachs des Bauvolumens um über drei Prozent ausmachte, werde sich auch 1992 fortsetzen. „Der Auftragsboom, der in diesem Jahr überwiegend durch die Entwicklung in den neuen Bundesländern getragen wird, muß sich auch bei den Gehältern der Angestellten auswirken“, erklärte am Mittwoch DAG-Verhandlungsführer Ulrich Beiderwieden.
Die Deutsche Angestellten Gewerkschaft (DAG) hat gestern in Dortmund die angekündigte Serie von Warnstreiks im westdeutschen Bankgewerbe eröffnet. Die Aktionen richten sich gegen das nach ihrer Ansicht völlig unzureichende Angebot der Arbeitgeber von Einkommenssteigerungen in Höhe von 4,5 Prozent für die 430.000 Arbeitnehmer der Branche in Westdeutschland. Für Donnerstag und Freitag sowie Beginn nächster Woche rief auch die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HV) zu Warnstreiks auf.
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