: Arbeit mit Kindern wertlos?
betr.: „Kein Auskommen mit dem Einkommen. ‚Es ist ein Leben ohne Spaß‘“, taz vom 7. 10. 08
Auch ich gehöre zu den 3 Prozent männlichen Erziehern in diesem Land, und meine Situation, auch die vieler meiner KollegInnen, ist der Ruben Umbehrs sehr ähnlich. Ich arbeite 39 Stunden die Woche in einer Elterninitiative und habe ebenfalls noch einen Nebenjob. Auch viele meiner KollegInnen haben entweder einen gut verdienenden Partner oder gehen einer Nebenbeschäftigung nach.
Meine Arbeit macht mir sehr viel Spaß, und durch die Elternbeiträge in unserer Einrichtung ist unser Personalschlüssel weit besser als zum Beispiel in einer städtischen Einrichtung. Die Beiträge haben natürlich auch zur Folge, dass meine Tagesstätte hauptsächlich von Kindern besser verdienender Eltern besucht wird. Der Normalverdiener darf seine Kinder weiterhin in die städtischen Kindertagesstätten schicken, in denen nach dem neuen „Kinderbildungsgesetz“ ( KiBiz) genau zwei ErzieherInnen für 25 Kinder über drei Jahren und zwei ErzieherInnen für zehn Kinder von null bis drei Jahren zuständig sind. Die KollegInnen dort sind wirklich nicht zu beneiden. Die Kinder werden dann sauber, satt und unverletzt ihren Eltern übergeben. Eine wirkliche pädagogische Arbeit und Förderung der Kinder ist, trotz des sehr hohen Engagements der meisten KollegInnen, unter solchen Rahmenbedingungen überhaupt nicht möglich.
Die Anforderungen an uns ErzieherInnen sind auch durch KiBiz, in den letzten Jahren stetig gestiegen. Mit immer weniger Personal sollen wir immer mehr Aufgaben übernehmen. Ausbildung und Entlohnung gehören jedoch europaweit immer noch mit zu den schlechtesten.
Aber was soll man schon von einer Gesellschaft erwarten, in der, erzählt man von seinem Beruf, als Frau zu hören bekommt, man würde den ganzen Tag ja nur Kaffee trinken und spielen und als Mann bestenfalls gefragt wird, ob man schwul, oder im schlechtesten Fall, ob man pädophil sei. So bleibt nur zu hoffen, dass unsere Gesellschaft irgendwann mal bemerkt, wie wichtig und anstrengend die Arbeit ist, die wir jeden Tag leisten, und dann auch bereit ist, diese Arbeit vernünftig zu finanzieren und zu entlohnen. Eine vage Hoffnung, denn eins ist klar: Kinder bringen, zumindest kurzfristig, keine hohe Rendite, und leider ist es doch das, was zählt.
TIM BUSCH, Köln