: Aquino warnt vor Hilfe für Honasan
■ Putschistenführer aus Militärgewahrsam entflohen / Armee in Alarmbereitschaft / Interviews verboten / Schlappe für die Regierung / Inzwischen gehen die Verhandlungen über die US–Basen weiter
Manila (rtr) - Nach der Flucht des Putschistenführers Oberst Gregorio „Gringo“ Honasan von einem Kriegsschiff in der Bucht von Manila hat die philippinische Präsidentin Corazon Aquino am Samstag in einer Fernsehansprache alle Angehörigen der Streitkräfte vor jeder Unterstützung für den Meuterer gewarnt. Den Medien wurde die Verbreitung von Interviews mit dem flüchtigen Offizier verboten, der die Präsidentin am 28. August 1987 mit der blutigsten Revolte ihrer zweijährigen Amtszeit fast gestürzt hätte. Die Armee wurde in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Honasan war am Samstag früh nach Militärangaben mit 14 seiner Bewacher von dem Schiff entkommen, auf dem er seit vier Monaten in Arrest gehalten wurde. Ein Militärgerichtsverfahren gegen ihn wegen Meuterei, Aufruhr, Mord und Brandstiftung habe unmittelbar bevorgestanden, erklärte Präsidentin Aquino. Sie verwahrte sich gegen alle Spekulationen, daß ihre Regierung durch die Flucht Honasans aus dem Sattel geworfen werden könne. Bürgermeisterämter und andere örtliche Behörden wurden angewiesen, alle verdächtigen Truppenbewegungen sofort zu melden, da Gefahr bestehe, daß sich Teile der Armee zur Unterstützung um Oberst Honasan scharen könnten. Im Zusammenhang mit der Fahndung nach Honasan durchsuchten Soldaten auch das Ferienhaus des Op positionspolitikers Juan Ponce Enrile. Unterdessen kursierten in Manila am Montag zunächst unbestätigte Berichte, wonach neun wieteren als Putsch–Sympathisanten verdächtigen Offizieren die Flucht aus Militärhaftanstalten gelungen ist. Anführer der neun sei ein Major. In Manila tauchten inzwischen Flugblätter auf, in denen es hieß, die von Oberst Honasan gegründete „Reformiert–die– Armee–Bewegung“ sei „lebendig“. Für die Regierung bedeutet die Flucht Honasans zumindest eine peinliche Schlappe. Seine Festnahme im Dezember letzten Jahres war als großer Triumph gefeiert worden. Nach Angaben eines Armeesprechers gelang auch vier weiteren Putschisten–Offizieren in den vergangenen zwei Wochen die Flucht aus Militärgefängnissen. Ungeachtet der Affäre Honasan sollten am Dienstag in Manila Gespräche über die amerikanischen Stützpunkte auf den Philippinen beginnen. Dabei geht es vordergründig um die Zahlungen der Vereinigten Staaten für die Nutzung der Basen Clark und Subic Bey. Wichtiger dürfte jedoch die Frage sein, unter welchen Bedingungen die Philippinen nach Auslaufen des Stützpunkte–Abkommens 1991 zu einem neuen Vertrag mit der früheren Kolonialmacht bereit sind.
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