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Apple präsentiert sich auf MacworldUltraflaches Teuerlaptop

Auf der "Macworld"-Messe in San Francisco präsentiert Steve Jobs einen neuen tragbaren Rechner: Das "MacBook Air" soll der dünnste tragbare Rechner der Welt sein.

Ein Mann und sein Spielzeug. Bild: ap

BERLIN taz 1,9 Zentimeter an der dicksten Stelle, nur 1,36 Kilogramm schwer: Apples neues "MacBook Air", das Firmenboss Jobs am Dienstag auf der "Macworld"-Show im Moscone-Messezentrum in San Francisco vorführte, kann als neue Dimension in Sachen tragbare Rechenleistung gelten. Dabei ist das Leichtgewicht ein vollwertiger Computer - der Bildschirm entspricht denen anderer 13,3-Zoll-Laptops, die Tastatur ist ebenfalls normal proportioniert. Sogar ein besonders großes Trackpad hat Apple eingebaut, das sich ähnlich wie das iPhone mit Fingergesten, etwa zum Zoomen oder Drehen von Bildern, steuern lässt.

Soviel zur beeindruckenden Seite des MacBook Air. Was Beobachter weniger beeindruckte, war die preisliche Gestaltung und Teile des Hardware-Innenlebens. Wer das (zumindest unter Designfreunden) wohl bald begehrenswerteste Notebook der Welt haben möchte, zahlt mindestens 1700 Euro. Dafür gibt es allerdings nur die Einsteiger-Variante mit einem 1,6 GHz Intel-Prozessor. Die enthaltene Mini-Festplatte, die aus dem iPod classic-Musikspieler bekannt ist, besitzt darüber hinaus nur 80 Gigabyte und ist recht langsam. Unschön ist auch, dass sich die eingebaute Batterie nicht selbst ersetzen lässt - sollte deren Kapazität nachlassen, muss man zur Werkstatt, fuer Laptops ein eher ungewöhnliches Verfahren.

Die Top-Version des MacBook Air, in der einige der High-End-Bestandteile enthalten sind, die zuvor in der Apple-Gerüchteküche kolportiert wurden, ist hingegen kaum zu bezahlen: Nicht ganz 2900 Euro sind dafür fällig, genauso viel wie für Apples teuerstes Profi-Gerät MacBook Pro. Dafür darf sich der Besitzer dann über eine flotte Festplatte ohne bewegliche Teile (Solid State-Flash-Speicher) und über einen um 200 MHz schnellerem Hauptprozessor freuen. Dennoch scheint Apple die Bepreisung etwas peinlich zu sein: Bei seinem Show-Auftritt nannte Jobs nur die Untergrenze für das MacBook Air. Loben muss man Apple unterdessen wegen einer anderen Geschäftsentscheidung: Der neue Laptop enthält deutlich mehr recyclebare Komponenten als ältere Modelle.

Neben dem MacBook Air zeigte Jobs noch drei andere Neuheiten. Die erste betraf das Betriebssystem Leopard und die Backup-Software "Time Machine". Hierzu gesellt sich von Apple nun eine drahtlose Festplatte, über die man dann seine Sicherheitskopien im ganzen Haus anfertigen kann. Das Gerät namens "Time Capsule" kostet inklusive "Airport Extreme"-Internet-Zugangslösung fürs Heimnetz zwischen 300 und 500 Euro.

Neuigkeit zwei sind Aktualisierungen für das Handy iPhone, das Apple laut eigenen Angaben inzwischen vier Millionen Mal verkauft hat, sowie seinen Musikspieler-Bruder iPod Touch. Hier kam es bei Apple-Fans zu leichtem Gähnen. Die Neuerungen einer kostenlosen Softwareaktualisierung für das iPhone, dank der jetzt unter anderem in der Kartensoftware "Google Maps" der Standort bestimmt kann (über die Bestimmung des Mobilfunkmasten), geisterten bereits seit längerem durch das Internet. Außerdem sind es nicht wirklich viel Verbesserungen der eher sparsamen Softwareausstattung des iPhones.

Der iPod Touch erhielt darüber hinaus einige neue Funktionen, die schon seit längerem im iPhone stecken - etwa eine Mailanwendung. Die Apple-Fans mussten allerdings erstaunt erfahren, dass der Hersteller für diese Aktualisierung 18 Euro haben möchte, sonst waren derlei Programmupdates immer kostenlos.

Neu erfunden hat Apple Neuheit Nummer 3: Sie betrifft das Apple TV-Kästlein, mit dem man seit mehr als einem Jahr Videos, Fotos und Musik auf den "großen" Fernseher im Wohnzimmer holen kann. Bislang eher unterdurchschnittlich im Absatz, belebt der Elektronikkonzern das Gerät nun mit einer ganz neuen Software. Die dürfte allerdings zunächst nur Amerikaner interessieren: Hauptbestandteil ist ein nur in den USA nutzbarer Videomietdienst, bei dem man zu Preisen zwischen 3 und 5 Dollar Filme von allen großen Hollywoodstudios für 24 Stunden ansehen kann - auch in HD-Qualität.

Download und Abspielen funktionieren auch auf iPod, iPhone sowie Mac und PC, aber mit der Apple TV-Box (230 Dollar) lässt sich das alles künftig auch vor dem Fernseher erledigen. "Niemand muss mehr in die Videothek", frohlockte Jobs. Wann der Dienst auch in Europa angeboten wird, konnte er noch nicht sagen. Dass es dauern könnte, zeigen andere Rechteprobleme, die Apple hierzulande hat: Bislang werden nur in Großbritannien TV-Serien verkauft.

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