Antworten auf Letzte Fragen

Warum haben in der Werbung immer nur Männer Schuppen? (13.11.99)

Weil nur Männer die dunklen Anzüge tragen, auf denen die Schuppen so gut zu sehen sind. Katrin Stephan, Bensheim

Weil Frauen beigebracht wurde, mit ihren Sachen ordentlich umzugehen, und sie deshalb ihre Wagen in Garagen parken. Anke Höner

1) Selektive Wahrnehmung: Werbung mit Männern merkt frau sich einfach besser.

2) Stimmt nicht: Bei Blondinen sieht man die einfach nicht. 3) Es lassen sich einfach keine weiblichen Models mit Schuppen finden: Putzsucht ..., weiß der Geier. Gerhard Koop

Weil Männer häufiger nicht nur den Geburtstag ihrer Frau, sondern auch die heiklen Fakten ihrer Phylogenese vergessen. Eine zentrale Aufgabe der Werbung im demokratischen Staat liegt nun einmal darin, an der Aufklärung des Menschen mitzuwirken. Der mündige Mann könnte wissen, dass sein Gattungs-Ich einen mühevollen Weg aus den Fluten des Urmeeres an das Land von Pangea genommen hat: zunächst, und über zig Millionen Jahre hinfort, schwimmend und zuletzt, über vielleicht ein bis drei knappe Eiszeiten hinweg, robbend, kriechend und seit gestern, pardon: seit 1789 laufend, aufrecht nicht immer, aber, wie aus gut unterrichtenden Kreisen verlautet, immer öfter.

Auch er trug damals ein Schuppenkleid, das ihm elegante Beweglichkeit im feuchten Medium sicherte und dessen feine, silbrig in der Morgensonne der Menschheit schillernden Plättchen einen sehr willkommenen Schutz seiner empfindlichen äußeren Hülle und der gleichfalls nur zaghaft sich herausbildenden Persona gaben. Der Preis für seinen Übertritt war hoch: als Homo erectus meinte und meint er noch immer, seine Herkunft verleugnen zu müssen oder zumindest dieses Faktum einem schwachen Gedächtnis überstellen zu dürfen. Jetzt ist er nackt, dünnhäutig, unvollkommen behaart, der allmorgendlichen Rushhour streng eingegliedert, mit neuem Turbo und extra breiten Reifen schwimmt er mit im Abendstau. Sein Handy schweigt zu oft, und schweigend trägt er die Last eines solchen Lebens hinein in das flimmernde Wohnzimmer der Familie, in dem zwei muntere Kinder und eine Nixe in jeder zweiten Spielfilmpause zur Kenntnis nehmen, dass der Kampf gegen die Schuppen des Mannes noch längst nicht gewonnen ist.

Und so klopft dann in der Begrüßungsszene jene faltenlos Gepflegte ihrem heimkehrenden Helden wie nebenbei die weißen Reste seiner langen Vergangenheit vom Revers. Wäre er ein rascher lernender Fernseher, so wüsste er, was neben L'Oreal auf dem Einkaufszettel notiert sein muss. Noch liegt seine Chance in der egalitären Didaktik des abendfüllenden Mediums: die kritische Botschaft wird glücklicherweise mehrfach wiederholt. Karl-Heinz Arnold, Bremerhaven

Können diese Augen lügen? (13.11.99)

Zum Glück immer und immer wieder. Carmen von Brückner, Bremen

Diese und jene Augen können wohl lügen, trügen, verschlagen blicken, kokettes Wimperngeklimper inszenieren – aber wir alle wissen eines aus tiefstem Herzen: „Tränen lügen nicht!“ Silke Panthöfer, Marburg

Kann etwas nicht Existentes überhaupt dumm sein (vgl. Bohnenstroh)? (13.11.99)

Ja. Erst kürzlich hörte ich jemanden zu einem anderen sagen: „Du bist so dumm, das gibt's gar nicht.“ Gerhard Drexel, Berlin

Bohnenstroh ist ebenso existent wie du, liebe Fragestellerin. Klug ist jene, die das weiß. Beim Dreschen der Bohnen fällt es an (Stengel + Hülsen), wird aber wg. des geringen Nährstoffgehalts und der in der Regel hohen Feuchte selten gepresst und verwertet, sondern gehäckselt auf dem Feld gelassen ( –- dumm). Markus Heck (Bauer), Malow Mühle

Kann eine Frage falsch sein? (6.11.99)

Ja, das ist sehr häufig der Fall. Diese bedauerliche Tatsache lässt sich allerdings darauf zurückführen, dass man nur in den seltensten Fällen in dem Moment, in dem man eine Frage stellt, in der Lage ist zu erkennen, welche tückische Antwort einen erwartet. Ich persönlich halte das auch für sehr schwierig und finde, dass man das wirklich niemandem zum Vorwurf machen kann. Ich freue mich, wenn ich helfen konnte. Christian Borchers

Eine Frage ist dann falsch, wenn eine Antwort nichts nützt. Meike Schneider, Münster

Eine Frage kann sogar unter verschiedenen Aspekten falsch sein: 1.) Faktizitäre Basis: z. B. „Wird Lothar Matthäus an seinem 35. Geburtstag der beste Torwart der Welt sein?“ 2.) Situative Faktoren: z. B. in der Prüfungsarbeit auf die Frage „Wann erschien ,Alice im Wunderland' zum ersten Mal?“ mit der Gegenfrage „Wer zum Teufel ist Alice?“ zu antworten. 3.) Grammatik: z. B. „Du haben Schuppen?“ 4.) Timing: z. B. wenn sie ihn nach dem Geschlechtsakt fragt, ob er die Pille nimmt. Anette Büttner, Minfeld

Warum soll man aus Falschheit keine Frage stellen? Wenn's hilft! Ingrid Lampe, Kempen

Kann ich aus eigener leidvoller Erfahrung nur bejahen. Als Student gelang es mir einmal, bei einer mündlichen Prüfung nur richtige Antworten zu geben. Normalerweise hätte mir der Professor dafür eine glatte 1 geben müssen. Stattdessen benotete er mein Leistung mit einer runden 5. Mein Pech war nämlich, dass fast alle Fragen, die der Prof. gestellt hatte, falsch waren. Daraus ergibt sich für mich eine weitere Letzte Frage: Kann man eine Frage beantworten, die noch keiner gestellt hat? Kurt Berlo, Dortmund

Nein, es kann nur falsch sein, nicht zu fragen! Hätte Parzival die Frage gestellt, wäre mir die blöde Erörterung erspart geblieben. Hans-Georg Vrecko, Calw

Um wie viel nimmt man/frau maximal zu, wenn er/sie 1 Kilo Gummibärchen verzehrt? (6.11.99)

Das kommt auf den Zeitfaktor an. Isst die betreffende Person das 1 Kilo Bären gleichmäßig auf ein Jahr verteilt, sprich 2,74 Bären pro Tag (1 Bär = 1 Gramm), so wird sie gar nicht zunehmen, außer um die Erfahrung, wie schwer es ist, sich zurückzuhalten. Isst sie das 1 Kilo ohne Einhalt an einem Tag, so wird sie auch hier nicht zunehmen, außer um die Erfahrung, wie unangenehm Durchfall, hervorgerufen von 1 Kilo Bären, ist. Isst sie es hingegen gleichmäßig verteilt auf 182,5 Tage, sprich 5,48 Bären pro Tag, so wird sie pro Tag ca. 50 Gramm zunehmen (eigentlich 55,9 Gramm, aber ca. 5,9 Gramm gehen durchschnittlich für die Kau- und Lutschaktivitäten drauf, werden verbrannt). Es scheint sich hier also um eine lineare Funktion mit Hoch- bzw. Wendepunkt bei 185,2 auf der x-Achse zu handeln, die sich jede(r) gemäß der jeweiligen Bärchenmenge absolut (in Gramm) und an Hand ihres/seines individuellen Verbrennungskoeffizienten selbst aufzeichnen und dann auswerten kann. P.S. Gilt nicht für Naturkost-Bärchen! Anette Büttner, Minfeld

Woher kommt die Bezeichnung Biberbettwäsche? (6.11.99)

Aus dem Denken in Analogien: Denn diese Bettwäsche aus weichem, gerauhtem Baumwollgewebe wärmt nicht nur wie das wohlige Unterfell der Biberratte (Nutria!), sondern wie diese kann sie zugleich auch tüchtig nagen – nämlich an unserer Aufstehmoral an kalten Wintertagen. Uta Eckensberger, Saarbrücken

Diese Bezeichnung kommt aus Biberach/Riß (PLZ 88400). Die Fragestellerin Frau Dammermann-Stärkert möchte ich bitten, sich an den Stadt-Archivar, Herrn Dr. Diemer, zu wenden. Von ihm erhält sie sicherlich eine ausführlich Antwort. Alfred Winghardt, Friedrichshafen [Anm. d. Red.: Auf telefonische Nachfrage der taz wusste Herr Dr. Diemerzwar zu berichten, dass Biberach im 15. und 16. Jahrhundert eine bedeutende Textilregion war. Dass und inwiefern die Bezeichnung Biberbettwäsche aus der oberschwäbischen Stadt stammt, konnte er allerdings nicht bestätigen.]