piwik no script img

Antiterrorkampf im Jemen und in SomaliaFalsche Antwort am Golf von Aden

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Der militante Islamismus in Jemen und Somalia gewinnt gefährlich an Einfluss. Statt undurchsichtigen Militäroperationen sollten die USA jedoch auf politische Lösungen setzen.

Inhaftiert: Mutmaßliche al-Qaida-Mitglieder in Jemen. Bild: dpa

E s ist eine Schlacht um Macht und Einfluss im Antiterrorkampf, die derzeit in Washington ausgetragen wird. Natürlich sind die militanten Islamisten, die in Jemen und auch in Somalia immer mehr Einfluss und Aktionsfreiheit genießen und inzwischen als einer der aktivsten Arme al-Qaidas auftreten, eine Bedrohung. Die "Al-Qaida der Arabischen Halbinsel" Jemens und die immer stärkere und aggressivere "Al-Shabaab"-Miliz in Somalia sind Akteure der Destabilisierung nicht nur ihrer eigenen Länder, sondern auch der gesamten Region - der Arabischen Halbinsel und Ostafrikas.

Sollten sie in Sanaa oder Mogadischu Erfolg haben, wäre das der größte Triumph des radikalen Islamismus seit dem 11. September 2001. Aber die Lobbyarbeit, die jetzt von interessierter Seite in den USA betrieben wird, um finanzielle und militärische Mittel in undurchsichtige und schwer kontrollierbare Covert Operations am Golf von Aden umzuschichten, ist keine Antwort auf die politischen Probleme, die dahinterstecken.

Somalia ist schon lange ein zerfallener Staat, Jemen ist von diesem Zustand nicht allzu weit entfernt. In beiden Ländern gibt es rechtsfreie Räume, die sich Akteure des internationalen Terrorismus zunutze machen können. Tolerierung durch die lokale Bevölkerung finden sie deswegen, weil der Westen immer wieder die falsche Karte gespielt hat.

Bild: taz

Dominic Johnson ist Afrika-Redakteur im taz-Auslandsressort.

Man fördert lieber Dauerkrieg, als eine Machtübernahme durch Fundamentalisten hinzunehmen, man stützt korrupte Zentralstaatsvertreter gegen lokale Selbstbestimmung, man drückt bei regionalen Alliierten wie Äthiopien und Saudi-Arabien beide Augen zu, ohne zu überlegen, dass dies der Gegenseite Sympathien zufliegen lässt. Sicherheitspolitik sollte eigentlich Stabilität als oberstes Ziel haben, aber in Somalia wie im Jemen war das Ergebnis bisher immer das Gegenteil.

Weil dazu noch Jemen zum Nahen Osten gezählt wird, Somalia aber zu Afrika, obwohl die beiden Länder miteinander eng verknüpft sind, hat es auch kein westliches Land geschafft, eine Regionalstrategie aus einem Guss für das Krisengebiet rund um das Arabische Meer und den Golf von Aden zu entwickeln. Das überlässt man lieber al-Qaida sowie den Piraten und Schmugglern. Denken die USA jetzt ernsthaft, sie könnten in einem Umfeld schwacher oder zerfallener Staaten mit verdeckten Militärschlägen gegen einzelne Personen irgendetwas erreichen?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • V
    vic

    Die USA-Regierung tut das was sie am besten kann.

    Schießen, Töten, Kriegführen.

    Stellt euch vor, die stehen enes Tages vor einem Problem auf das man nicht schießen kann. Was dann?

  • WK
    Wolfgang Keller

    Natuerlich ist die Strategie der USA eine beschraenkte Aktion--nation building ist eine sehr schwierige und teuere Angelegenheit. Wie man in Afghanistan sieht, und da sind die Sicherheitsinteressen der USA und des Westens noch wesentlich klarer betroffen als im Sudan oder Yemen.

    Von daher hat der Kommentar konstruktiv zuwenig zu bieten. Was sind die Alternativen? Wenn CIA Drohnen nicht das richtige sind, dann kann vielleicht die EU, unter Fuehrung von Norwegen vielleicht, die Sache dort militaerisch in den Griff bekommen und dann zivile Aufbauarbeit leisten?

  • S
    skorpion

    Was heißt "militanter Islamismus"? Ein Wort, dass von unseren Politikern geschaffen wurde, um die Muslime hier ruhig zu halten. Auch was die "militanten Islamisten" tun, entspricht ausdrücklich den Befehlen im Koran!

    Wie Erdogan schon in Köln sagte: Es gibt keinen moderaten Islam. Der Islam ist der Islam.

     

    Wann machen sich die Kommentatoren endlich über den Islam, Koran, Sunnah, Hadithe usw. ihr wahres Bild? Dieses unwissende oder unwissend tuende Geschwafel ist unerträglich, gerade weil es PC ist.