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Antisemitismus in HannoverSteinwürfe auf Juden

Bei einem Stadtteilfest in Hannover sollen Jugendliche eine jüdische Tanzgruppe attackiert haben. Sozialarbeiter vermuten aber nur eine spontane Aktion dahinter.

Er ist über den Vorfall nicht erfreut: Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil. Bild: dpa

HANNOVER taz | Nach den Steinwürfen auf eine jüdische Tanzgruppe in Hannover hat die Polizei inzwischen sechs Tatverdächtige deutscher, nordafrikanischer und arabischer Herkunft im Alter von neun bis 19 Jahren ermittelt. In Hannover heißt es, derartige Vorfälle habe es bisher nicht gegeben.

Der Kriminologe Christian Pfeiffer hat allerdings einen erhöhten Antisemitismus bei muslimischen Jugendlichen türkischer, arabischer und nordafrikanischer Herkunft festgestellt. Je religiöser muslimische Jugendliche seien, desto negativer seien sie Juden gegenüber eingestellt.

Bei einem internationalen Stadtteilfest war am Wochenende eine jüdische Folkloregruppe beleidigt und mit Kieselsteinen beworfen worden. Zeugen hatten zunächst zehn bis 15 Jahre alte Kinder und Jugendliche aus libanesischen, iranischen und palästinensischen Familien als Täter ausgemacht.

Nach Einschätzung des Stadtteiltreffs, der das Fest organisierte, handelte es sich aber "um keine von langer Hand vorbereitete, sondern eher spontan am Rand des Festes entstandene Aktion". Der Stadtteiltreff hat Strafanzeige wegen Volksverhetzung und Körperverletzung gestellt.

Die Liberale Jüdische Gemeinde, deren Gruppe angegriffen worden war, reagierte entsetzt. Solche schrecklichen Vorfälle habe es in Hannover noch nicht gegeben. "Wir freuen uns, dass sich viele mit uns solidarisieren", sagte die Sozialarbeiterin Alla Volodarska.

Auch der Stadtjugendring hat bisher keine antisemitischen Übergriffe in Hannover beobachtet. "Der Stadtteil Sahlkamp ist hochbrisant", räumt dessen Leiter Wilfried Duckstein allerdings ein. Gleichwohl hätten die Jugendarbeiter hier auch positive Erfahrungen gemacht, etwa mit einem Projekt, bei dem junge Israelis muslimische Kinder betreuten. 63 Prozent der Sahlkamper Jugendlichen gelten als arm.

Duckstein forderte mehr aufsuchende Jugendarbeit. Bei Oberbürgermeister Stephan Weil dürfte er damit offene Türen einrennen. "Jugendarbeit ist den Störern und Steinewerfern gegenüber genauso oder vielleicht sogar noch stärker gefragt als die Strafverfolgung", sagte er.

Der Rat der Islamischen Gemeinden Niedersachsens verweist darauf, dass er mit Hilfe gemeinsamer Projekte, etwa einer überkonfessionellen Kita, das gegenseitige Verständnis zu fördern versuche.

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42 Kommentare

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  • C
    Chawa

    Werden jetzt von Antisemiten auch wieder Argumente gefunden, warum 2 harmlose Jugendliche in Berlin verprügeln wurden????

    http://chawart.wordpress.com/2010/06/29/israelische-touristen-in-berlin-angegriffen/

  • P
    @Passagier

    @ PASSAGIER

     

    Ich möchte mich für Ihren Kommentar einfach nur bedanken.

     

    Danke, Danke

  • S
    stef

    sorry, durcheinanderbekommen: pappe hat in oxford promoviert, an der uni haifa gearbeitet und ist jetzt in exeter tätig. kurzinfo: http://de.wikipedia.org/wiki/Ilan_Pappe

  • P
    Passagier

    @Bandolero

     

    Vielen Dank für Ihre ehrlichen und aufrichtigen Worte. Schließlich sollte jeder mit Herz und Charakter Verständnis dafür aufbringen können, dass man mit Steinen auf Kinder wirft, wenn diese Tänze aus fragwürdigen Ländern aufführen. Z.B. auf türkische Tanzgruppen wegen der Unterdrückung der Kurden, die immerhin 50.000 Menschen das Leben gekostet hat. Oder sudanesische Kinder wegen der 2,5 Mio. Flüchtlinge und über 100.000 Opfer des Regimes in Karthoum. Oder kongolesische Kindergruppen wegen der 5 Mio. Opfer des Bürgerkrieges. Über 100.000 Opfer der Sri Lankischen Militärschläge gegen die Tamilen. Wer kann da kein Verständnis aufbringen für ein paar Steine auf ceylonesische Kinder. Hebt noch ein paar Steine auf für die Kirgisen, wegen der von Staatspräsident Bakijew angefeuerten Progrome mit geschätzten 1.000 Toten und der Vertreibung von 700.000 Uzbeken.

     

    PS Das mit den ethnischen Säuberungen in Nahost muss wirklich jedes Kind wissen: Erst hat Israel 1948 seine Nachbarn angegriffen, gelle, und dann alle Palästinenser vertrieben. Oder war es doch anders? Und fast 25% der Bürger Israels sind arabischer Herkunft? Während die Palästinenser 1948 in den eroberten Gebieten (z.B. Ostjerusalem) alle Juden vertrieben und ihre Tempel zerstört haben. Und noch heute einen ethnisch reinen, d.h. judenfreien Palästinenserstaat fordern. Zumindest die moderaten. Die Hamas hat ja ein eher finales Verständnis von "judenfrei". Macht aber nix. Dass im Nahen Osten alles schwarz-weiß zu betrachten ist, weiss wirklich jedes Kind. Rinks und Lechts.

  • DA
    Der Auge

    taz München, 28.06.2017:

    "Bei einer Hochzeitsfeier autochthoner Bayern kam es gestern zu einem verabscheuungswürdigen Verbrechen.

    Die 15-jährige Trauzeugin des Brautpaares ging ca. um 22.30 Uhr in den leeren Biergarten der Gaststätte.

    Dort traf sie auf 3 jugendliche Südländer, die offenbar auf diese Gelegenheit warteten und die prompt über das ahnungslose Mädchen herfielen.

    Die Eltern des Mädchen fanden nach einer kurzen Suchaktion ihre Tochter im Biergarten nach Hilfe schreiend. Einer der Jugendlichen war gerade dabei, die junge Frau auf einem der Biertische zu vergewaltigen.

    Die sodann herbei eilenden Festgäste besorgten sich Stricke und knüpften die 3 Jugendlichen standrechtlich auf. Die bisher ermittelten Täter, ein Bau-Unternehmer aus Niederbayern und ein Verkäufer aus der Oberpfalz, gaben an, aufgrund zahlreicher persönlicher Erfahrungen im Strafrecht mit Südländern, nicht mehr an die Justiz zu glauben.

    Bundespräsidentin Merkel verlieh ihrer Abscheu Ausdruck, der Staatsschutz ermittelt gegen die Festgäste."

    So, das wäre auch spontan und nicht geplant !

  • MN
    Mein Name

    @Bandolero

    Ich finde Ihr Abwiegeln abstoßend. Sie sollten sich schämen.

  • VV
    Volker Vonssen

    Ich bin entschieden dafür, die Mittel für den Kampf gegen Rechts zu erhöhen, in diesem Zusammenhang poste ich einen Liedtext von Udo Lindenberg aus den frühen Achtzigern:

     

    Nein, sie brauchen keinen Führer

    nein, sie können's jetzt auch alleine

    nein, sie brauchen ihn nicht mehr

    diese neuen Nazi-Schweine

    und keine braune Uniform

    die Klamotten sind jetzt bunt

    doch die gleiche kalte Kotze

    schwappt ihnen wieder aus dem Mund

    sie marschieren nicht in der Reihe

    doch die Front steht wie ein Mann

    da, früher waren's die Juden

    und heute sind die Türken dran

     

    ...und viele sagen immer noch:

    Das wird sich niemals wiederholen!

    Aber seht ihr denn nicht an den Häuserwänden

    dieselben alten neuen Parolen?

  • ZJ
    zionist juice

    wenn ich einige der kommentatoren richtig verstehe:

    1. es ist nicht ok juden anzugreifen.

    2. wenn die juden aber israel unterstuetzen ist es was anders.

    3. insb waere es aber ok israelis anzugreifen, weil israel ja angeblich boese ist.

     

    ihr stinkt!

  • C
    Chawa

    @ Bandolero: Bevor man von "ethnische Säuberung" spricht, sollte man die historischen Fakten kennen! Und die sagen etwas ganz anderes. Die Originaldokumente sind noch heute einsehbar!

    http://chawart.wordpress.com/2010/06/02/wem-gehort-israel/

     

    @ Max: Ja es ist doch bemerkenswert, dass keine arabischen Läden, Feste, Familien usw. von Deutschen mosaischen Glaubens angegriffen werden. Wer Verständnis für Antisemiten aufbringt, der macht sich auch zum Täter. Denn das bloße wegsehen, ist schon eine Art von Billigung :-(

  • D
    denninger

    Alles klar, "Bandolero" nach Deinem primitiven Weltbild ist jeder Jude also ein Israeli und damit legitimes Primärziel für antiisraelische Gewalt.

    Ergo:

    Jeder Türke muss für die Politik Erdogans den Kopf hinhalten.

    Jeder Afrikaner ist für "seine" Diktatur zur Rechenschaft zu ziehen.

    Jedem Chinesen darf ich einen mit "Free Tibet" beschrifteten Stein an den Kopf schmeissen.

    Und die moslemischen Gemeinden?

    Ja, jetzt wird es wirklich interessant....

     

    Früher hat man den Juden Brunnenvergiften, Hostienschändung und Ritualmorde unterstellt.

    Der moderne Judenhasser aber faselt von der "israelischen Palästinenserpolitik" und hat damit schon seinen Grund für den nächsten Pogrom.

     

    Die Israelische Regierung undihre Politik ist nicht sakrosankt. Vorbehalte "den Juden" anzulasten und sie zu Freiwild zu erklären ist dagegen nur noch primitive Idiotie.

     

    Lass Deine Stammtischargumente dort wo sie hingehören.

  • G
    Günter

    Als wenn solche Angriffe etwas Neues wären. Schauen wir doch mal hier rein:

     

    http://www.berlin-judentum.de/news/2003/08/deli.htm

     

    das war im Jahre 2002.

     

    Es gibt eine Kontinuität in Deutschland von 1933 bis heute. Wenn man es erstaunlich findet, dass hier so offenbar unterschiedliche Gruppen ein gemeinsames Ziel verfolgen, schaue man hier rein:

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Mohammed_Amin_al-Husseini

  • SM
    Schluss mit lustig, Jetzt

    Das wahre Desaster, das uns ins Haus steht, offenbart sich gerade in den diversen, mehr oder weniger hilflosen Erklärungen. So heißt es immer wieder, das Viertel sei ein sozialer Brennpunkt. Was bitte ist ein sozialer Brennpunkt, und vor allem, wie kommt er zustande. Sind es nicht die Bewohner selbst, die diesen ihren Wohnort unbewohnbar machen?

     

    In Deutschland leben ja nicht nur Araber aus dem Libanon und Kurden und Türken aus Anatolien. In Deutschland leben in großer Zahl auch Polen und Italiener. Gibt es ein einziges Beispiel eines Stadtteils, der von Polen oder Italienern zum Brennpunkt gemacht wurde?

     

    Verwahrlosung ergibt sich nicht zwangsläufig aus der sozialen Deklassierung, sondern aus den mentalen Leitlinien. Es ist die islamisch geprägte Leitkultur, die in diesen Familien und Großfamilien die Denkmuster lenkt. Das Problem ist nicht auf fehlende Bildung zurückzuführen, sondern in der Einbettung in eine falsche Tradition zu suchen.

     

    Eine Leitkultur, deren Grundsätze weitgehend der Barbarei zuzurechnen sind, und nicht der Zivilisation, hat die moralische Verwahrlosung zur Folge. Das bezieht sich auf alle Lebensbereiche. Die Steinewerfer sind die Jungen, die im Zeichen von Frauenverachtung zur allgemeinen Gewalttätigkeit erzogen werden. Sie haben die Prügelstrafe auf unseren Schulhöfen eingeführt. Die Religion aber, mit der argumentiert wird, ist nichts weiter ist als eine billige politische Machtideologie einer traditionellen Männergesellschaft. Ihr theologischer Wert tendiert zu Null.

     

    Diese Positionen sind nicht kompatibel mit den Werten unserer Gesellschaft. Das ist die Wahrheit, und aus dieser Wahrheit sind Konsequenzen zu ziehen. Wer sich nicht an die Leitkultur vom Grundgesetz und abendländischer Konvention halten will, der möge dahin zurückkehren, wo er von der Verpflichtung zur Menschenwürde und den Risiken der Freiheit verschont bleibe.

     

    http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/im_garten_der_steinewerfer/

  • J
    Jojo

    @Bandolero:

     

    Wenn ich meinen Kindern sage dass sie Steine auf Araber schmeißen sollen weil einige arabische Länder Mist bauen dann ist das auch ok für dich?

     

    Wenn diese Menschen angegriffen wurden weil sie Juden sind dann ist das ein besonders abartiger Fall von Antisemitismus, egal was Israel tut.

  • KK
    Kapitän Koch

    Traurig zu sehen, dass einige Kommentatoren ihren moralischen Kompass an der Garderobe abgegeben und vergessen haben, ihn wieder abzuholen.

    Es ist ein ethischer Offenbarungseid, wenn man Übergriffe auf Juden mit dem Nahost-Konflikt zu rechtfertigen versucht. Würde man das gleiche Verständnis für jemanden haben, der einen hierzulande lebenden und wirkenden persischen Restaurantbesitzer mit Steinen bewirft, weil dieser explizit iranische Küche anbietet und weil man es unerträglich findet, dass im Iran Schwule gehängt und Ehebrecherinnen gesteinigt werden? Nein, man würde diese verquere Sippenhaft-Perspektive zu Recht ohne Wenn und Aber verurteilen.

    Wer hiervon, wenn Juden die Betroffenen sind, eine Ausnahme macht, outet sich als hundertprozentiger Antisemit. Es ist wirklich erbärmlich, wie sich der linke Mainstream durch die Versteinerung seiner antikolonialistischen und antiimperialistischen Dogmen den braunen Kameraden bis zur Kenntlichkeit angenähert hat.

    Schämen sollten sich auch all die Politiker und Journalisten, die bei ihrer einseitigen und undifferenzierten Verurteilung der israelischen Politik antisemitische Stereotype billigend in Kauf oder gar bewusst gefördert haben.

  • N
    Ninon

    @ Gernot Knödler: «Jugendliche sollen», «nur eine spontane Reaktion» - Ihre relativierende und verharmlosende Wortwahl einer eindeutig antisemitisch motivierten Straftat ist widerwärtig.

    Nicht minder widerwärtig ist der Kommentar von Bandoleros. Mich deucht, Euer Wertesystem müsste mal neu justiert werden.

    Aber wer sein Weltbild auf dermassen falschen Informationen und Fehlinterpretationen aufbaut wie Bandolero, muss wohl geistig so aus den Fugen geraten.

     

    Beim Lesen des Artikels und des Kommentars von Bandolero glaubte ich einen Moment lang, ich hätte mich auf die Website von Altermedia verirrt. Es ist bemerkenswert, wie sehr sich die «Israelkritik» der Nazis und der Taz und ihren Lesern gleicht. Dieselbe Wortwahl, dieselben Argumente.

  • A
    anti-anti

    @Bandolero:

    Vielleicht darf ich Sie auch einmal an etwas erinnern: Sri Lanka hat in seinem Kampf gegen tamilische Rebellen rund 25.000 Zivilisten getötet. Werden deshalb hierzulande Singhalesen gejagt? Die Türkei war allein in den letzten dreißig Jahren für den Tod von 30.000 bis 40.000 Kurden verantwortlich. Niemand würde auf die Idee kommen, deshalb Angriffe auf türkische Tanzgruppen in Deutschland zu rechtfertigen.

  • MB
    Martin Blumentritt

    Soso. Es war "nur" eine spontane Aktion. Der antisemitische Volkszorn entlädt sich also bereits spontan, wenn Israel ihr legitimes Recht zur Verteidigung ihres Staatsgebiet gegen Angriffe mit Raketen aus den Gaza-Streifen wahrnimmt, wozu auch die Blockade gehört, die verhindert, daß schwerere Waffen geliefert werden können. Während Ökonomen in Gaza ein Überangebot an Waren beklagen, machen sich Narrenschiffe zu angeblichen Hilfslieferungen auf. die in Wahrheit eine Unterstützung der Hamas darstellen. Wenn eine Gruppe von Terroristen auf einem der Schiffe die israelischen Soldaten angreifen, die aus Angst um ihr Leben sich gegen die Attacke wehren, ist man hierzulande mal wieder außer sich und hat dafür Verstndnis, daß jugendliche Tänzer mal ebenso spontan gesteinigt werden. wer da noch behauptet Israelkritik ist hierzulande kein Antisemitimsus, hat seinen Verstand verloren.

  • M
    Martin

    Wenn 9 Menschenrechtler per Kopfschuss hingerichtet werden und man dann bei YouTube die israelischen Freudenfeiern sehen kann, ist das für 'Israelfreunde' reine Notwehr gewesen, aber bei den Kieselsteinen von Neunjährigen auf eine israelische Tanzgruppe wird von 'Antisemitismus' geschwafelt? Schützen Sie als erstes die palästinensischen Semiten gegen Unterdrückung, Willkür, Drangsalierung im Ghetto, Bedrohung und Mord.

  • A
    anti-anti

    @Bandolero:

    Wo Sie doch so gut im erinnern sind - eine kleine Erinnerung meinerseits: Sri Lanka hat im Kampf gegen die Tamil Tigers rund 25.000 Zivilisten getötet. Jagt man deshalb hierzulande Singhalesen? Die Türkei hat in den letzten dreißig Jahren 30.000 bis 40.000 Kurden umgebracht - niemandem würde es einfallen, deshalb Angriffe auf türkische Tanzgruppen zu rechtfertigen.

  • F
    Feixholzer

    Dass sich der Antisemitismus in muslimischen Kreisen verstärkt haben soll, wäre mir neu. Er bricht sich nur ungehinderte Bahn. Da nicht unerhebliche Teile der Linken ihre Kritik an Israel nah am Antisemitismus formulieren, muss sich niemand wundern, wenn immer häufiger Gewalt als Mittel erster Wahl eingesetzt wird. Zwar sind die Medien bestimmt nicht auf dem rechten Auge blind, aber einen Tunnelblick haben sie schon. Lieber das Klischee des rechtsradikalen Ossi-Jugendlichen beschwören, statt sich mit der weitaus größeren Anzahl muslimischer Antisemiten auseinandertzen zu müssen. Wenn ich dann Kommentare in der Art von @Bandolero lese, die den Israelkonflikt mit Juden gleichsetzen, werde ich demnächst alle Moslems für den 9/11 in Geiselhaft nehmen und dafür "geschichtlich" Verständnis einfordern. So ja nun nicht, meine Herren.

  • N
    nodhimmi

    Rassenhass OK wenn er von der ethnischen Mehrheit (1,5 Milliarden weltweit) der Muslime kommt und "spontaner Ausdruck der Unterdrückung" ist? (Demgegenüber gibt es ca. 14-15 Millionen Juden weltweit)

     

    Ich bin baff. Wer sich etwas weiter informiert wird wissen, daß die Steineschmeißer die Kiesel zum Schmeißen von weiter weg in die Taschen gepackt haben und ein Megaphon dabei hatten. Es war also geplant und mitnichten eine spontane Eskalation.

     

    @Bandelero: Ziemlich einseitige und ungebildete Ausführung. Zu dem, was jedes Kind weiß:

     

    1. Jerusalem war in jedem Konsensus des 19. und 20. Jahrhunderts lange VOR Gründung Israels zur Mehrheit von Juden bewohnt.

    2. Einen Staat Palästina hat es nie gegeben, die Araber haben sich seit den 1960ern "Palästinenser" genannt, weil sie als Jordanier nicht in der Weltöffentlichkeit nach Tel Aviv gieren konnten - das ganze ist nur ein PR-Trick (Quelle PLO!!!)

    3. Laut einer Vielzahl von Reiseberichten war die Region Palästina im 19 Jahrhundert nahezu menschenleer, erst mit der Besiedlung durch Juden in den 1920ern sind arme Araber durch den ökonomischen Aufschwung in die Region gezogen.

    4. Nach Erklärung des Staates Israel sind ca. 700.000 Araber in die umliegenden Staaten geflüchtet (es gibt heute ca. 4-5 Millionen "Flüchtlinge"!, Quelle UN) - ca. 800.000 Juden sind aus arabischen Ländern vertrieben worden - also eigentlich "Gleichstand" und case solved.

    5. Israel hat in seiner Verfassung die Gleichberechtigung mit Arabern stehen, die Hamas hat in ihrer Charta die Vernichtung Israels und die Auslöschung aller Juden stehen.

    6. Der Teil der Hamas-Charta, der nach der Auslöschung der Juden verlangt, ist ein Koran-Zitat. Es handelt sich folglich um religiös motiviertem Rassenhass (Quelle: Koran, dutzende Suren widmen sich dem Gewaltaufruf gegen Juden, Christen, Hindus, Atheisten)

  • M
    Mat

    @von Bandolero

    Die Angriffe auf die Tanzgruppe war Antisemitisch.

    Das sollte doch klar sein. Es ist schade, dass es solch ein Hass gibt.

    Im Übrigen ist ihre Sicht, Israel währe aufgrund einer ethnische Säuberung entstanden, einfach falsch.

  • M
    Müller

    Es ist erschreckend, dass Menschen wie Bandelero oder Heiko das uralte Vorurteil, die Juden sind selbst Schuld am Antisemitismus, aus dem Müllhaufen der Geschichte kramen. Eine jüdische Tanzgruppe hat (auch wenn es angeblich um "israelische Tänze" ging) nichts mit der Politik Israels, die durch Bandelero übrigens extrem einseitig beschrieben wird, zu tun. Wenn Menschen ihren Hass auf Israel auf Juden projezieren, dann sind das Antisemiten. Diese Aktionen noch zu verteidigen zeigt doch, dass auch unter "Linken" der Antisemitismus wieder in Mode gekommen ist. Ist ja auch viel einfacher sein Weltbild um die jüdisch-zionistische Weltverschwörung und Israels als Verkörperung des Böse zu bauen, statt differenziert zu analysieren.

  • P
    Peter

    Also der Kommentar von Bandolero ist nicht zu fassen und dieser Zeitung unwürdig. Also die Juden sollen Palästina ethnisch gesäubert haben und das ist ursächlich für Steinwürfe auf Juden in Hannover. Das ist ja wie im Mittelalter als die Juden permanent Progromen ausgesetzt waren, weil ein Jude Jesus verraten hat. Sollen jetzt die Muslime auch mit Steinen beworfen werden, weil Sie Jerusalem und Konstantinopel erobert haben oder die Türken die Armenier ausgelöscht haben? Toll Bandolero dann kann es ja so weitergehen.

  • N
    Nasowas

    "63 Prozent der Sahlkamper Jugendlichen gelten als arm."

     

    Sollte mit diesem Satz irgendetwas erklärt oder gerechtfertigt werden?

     

    Es ist bekannt und inzwischen auch statistisch belegt, dass Jugendliche aus arab. und türkischen Familien wesentlich häufiger anti-jüdische Einstellungen vertreten als deutsche.

     

    Man sollte bedenken, dass wir uns hier nicht im Nahen Osten befinden. Unreflektierte Ansichten oder gar Hass und Gewalt gegen Juden dürfen auf keinen Fall tolleriert werden.

  • H
    Hatem

    "Bei einem Stadtteilfest in Hannover sollen Jugendliche eine jüdische Tanzgruppe attackiert haben."

     

    "SOLLEN"?

    Also weiß man noch gar nicht, ob das stimmt?

    Komisch nur, dass z.B. die HAZ das als Tatsache berichtet hat, mit vielen Zeugen.

    Komisch, dass die Polizei schon Tatbeteiligte festgenommen hat, wenn das alles nur passiert sein SOLL.

     

    "Sozialarbeiter vermuten aber nur eine spontane Aktion dahinter."

     

    "NUR SPONTAN"

    Ach so. Nur spontan. Na, dann kann es ja nicht so schlimm gewesen sein.

    Oder was soll das heißen?

     

    Und es waren nur irgendwelche Jugendlichen - keine Nazis mit Bomberjacken?

    Da kann man ja froh sein, dass überhaupt drüber berichtet wird.

     

    Pfui Teufel, taz.

  • B
    Bandolero

    Es hätte in dem Artikel ruhig zum Ausdruck kommen können, dass die Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover, Ingrid Wettberg, meint, eine der wesentlichen Ursachen dieses antisemitischen Zornausbruches sei in der Politik Israels und dem Nahostkonflikt zu sehen. Demnach wären die unerfreulichen Ereignisse Folgen des Nahostkonfliktes in Deutschland.

     

    Ingrid Wettberg beklagte im weiteren, dass jüdische Menschen gleichgesetzt würden mit Israel, obwohl sie sich selbst als Deutsche sähen.

     

    Wie kommt's? Die HAZ berichtete:

     

    Demnach sei die Stimmung unter den Jugendlichen nach dem Auftritt einer Rap-Gruppe äußerst aufgeheizt gewesen. Als er anschließend die jüdische Gruppe ansagte, sei den Jugendlichen nach dem Stichwort „Israelische Tänze“ „die Sicherungen durchgebrannt“, erklärte Arnds. (Hajo Arnds ist Leiter des Stadtteiltreffs und war Veranstalter des Fests)

     

    Weiter erklärt die HAZ unter Berufung auf einen Anwohner: „Israel ist für sie der Inbegriff des Bösen.“

     

    Wie kommt's? Kleine Erinnerung an einige der jüngeren israelischen Militäraktionen:

     

    Libanonkrieg 2006: 1191 tote Libanesen

     

    Operation Gegossenes Blei 2008/2009: 1417 tote Palästinenser

     

    Mavi Marmara 2010: 9 Tote Türken

     

    Die Besatzung der Westbank dauert an, die Blockade gegen Gaza dauert an, dieses Jahr wurden bereits mehrere Dutzend Palästinenser von Israel getötet. Dies sind nur die größeren Aktionen Israels jüngeren Datums, wozu die Rolle Israels im Krieg gegen den Irak und dessen Auswirkungen hinzukommen. Betrachtet man die Geschichte etwas länger und eingehender, so kommt noch viel mehr von Israel verursachtes Leid in fast allen Teilen der arabischen Wet hinzu.

     

    Und diese Tanzgruppe mit hebräischem Namen wollte expizit "israelische Tänze", also nicht etwa "jüdische Tänze", aufführen. Jedes Kind weiß, dass der Staat "Israel" nur durch die ethnische Säuberung Paästinas von Muslimen entstanden ist.

     

    Ich denke, wenn man das weiß, lässt sich leichter nachvollziehen, warum da manche Menschen sehr aufgebracht waren.

  • L
    lvm

    hallo heiko

     

    was wird von der presse vorenthalten? lese doch einfach mal die zeitung, die von sich behauptet sie bildet, da dürftes du desöfteren etwas zu diesem thema lesen! dazu noch ein bissl fernsehen und schon bist du zu dem thema bestens .....

     

     

    mfg

    lvm

  • J
    Jankele

    @ Heiko:

    Seit wann, bitteschön, sind deutsche Juden extrem?

    Du vermischt mal wieder Israelis und Juden!!!

    "Jude" bedeutet die Zugehörigkeit zu einer Religion, "Israeli" ist ein Bewohner Israels.....

     

    Nebenbei: In Wien wurden als Juden erkennbare Menschen (wahrscheinlich orthodoxe Juden) auf der Straße angepöbelt, angerempelt, bespuckt, geschlagen. Und Wiener Taxifahrer haben sich geweigert, Juden zu fahren.

    (Quelle: Honestly Concerned)

  • F
    Fred

    Ich verstehe das Problem nicht, Deutschen passiert das doch tagtäglich, dass sie von Rentensicherern multikulturell bereichert werden?

  • S
    Schorsch

    @Heiko

    Du meinst also, das die jüdische Tanzgruppe die Steinwürfe provoziert hat?

  • T
    Tom

    @Heiko: Was bitteschön soll denn in diesem Fall die "extreme Gegenseite" sein? Die Tänzerinnen der liberalen jüdischen Gemeinde? Tanz als politischer Kampf wäre ja mal was neues...

  • S
    stauffenberg

    Die Kanzlerin sollte den Verteidigungszustand ausrufen. Denn bestimmt wird die Israelische Armee bald die Operation "gekochtes Blei" starten, um gegen internationale Terroristen in Deutschland vorzugehen :-)

  • CP
    coco price

    @heiko, end.the.occupation, mehmet:

     

    Was das Steineschmeissen auf eine liberale jüdische Tanzgruppe mit der illegitimen Besatzung der Palästinensergebiete zu tun haben soll, entzieht sich irgendwie meinem Verständnis. Wollt ihr jetzt jedesmal, wenn über antisemitische Attacken berichtet wird, auf Israels Außen- und Militärpolitik verweisen? Wie erbärmlich ist das denn? Was kann denn die Tanzgruppe dafür? Und welches Urteilsvermögen haben Jugendliche bzw. Neunjährige bzgl. des Nahostkonflikts? Die sind von ihren dumpfen Eltern manipuliert worden.

     

    Heiko, die "Gegenseite" gewalttätig? Gehts noch? Das war eine TANZGRUPPE. Nicht der Mossad und nicht das israelische Militär und auch nicht irgendwelche militanten Siedler. Mit 49% Wahrscheinlichkeit noch nicht mal Rechtswähler, wenn es denn jüdische Staatsbürger waren.

     

    SO wird das nix mit dem Frieden.

  • KB
    Kunduz Bunzler

    Ich bitte um Aufklärung - "was sind Kieselsteine".

     

    Hat unser hochverehrter ehemaliger Außenminister und erklärter, temporärer Pazifist Joschka nicht auch "Kieselsteine" auf Polizisten geworfen?

    Jetzt machen das Kulturbereicherer nach. Wen wunderts?

  • K
    Kommentator

    Wer Juden angreift, weil sie Juden sind, ist lupenreiner Antisemit und gehört von allen auch nur ansatzweise humanistisch oder links denkenden Menschen daran auf`s schärfste gehindert. Wenn nötig mit Gewalt.

     

    Und ja, auch Migranten können rechts sein:

    MHP- und Bozkurt-Freunde, Islamisten und andere Verfechter reaktionärer Ideologien.

     

    Genug kennengelernt. Und bei diesen Gruppen ist offener Antisemitismus/Judenhass am stärksten verbreitet.

  • UA
    uli altermann

    so etwas verlogenes wie ihren text habe ich bisher noch nirgendwo zum thema gefunden. es scheint für sie vor allem ein anlass zur relativierung und verharmlosung, wenn juden mit steinen beworfen und von der bühne vertrieben werden. das ist m.e. die geistige vorbereitung neuer pogrome- allein das "sollen" in der Überschrift und "nur eine spontane Aktion" erinnert an die verlogenheit, mit der die naziszene versucht, fakten in verschwörung umzudeuten. ansonsten liegt es nach dieser darstellung auch natürlich nicht am antisemitismus und an der intoleranz, die den kindern von ihren eltern beigebracht und durch türkisch- sowie arabisch-sprachige medien gezüchtet wird, sondern an der fehlenden sozialarbeitim stadtteil. judenhass ist judenhass ist judenhass... die taz ist selbst ein akteur bei der medialen konstruktion von juden zu tätern. wenn dann eine tanzgruppe angegriffen wird, wird das nun mal schwierig, aber durch suggestive formulierungen wie die oben genannten und die thematische verschiebung weg von den angegriffenen auf die bedürftigen, benachteiligten jugendlichen (die Aggressoren,die ohne Anlass und ohne von jemandem aufgehalten worden zu sein einfach Leute angreifen, weil die irgendwo jüdisch als Label haben). ein glanzstück linker verlogenheit...danke für das lehrstück. uli

  • M
    Max

    @Heiko

     

    Sie schreiben: "Aber denkt Ihr Schreiber der Artikel auch nur mal ANSATZweise darüber nach das auch die "Gegenseite" mittlerweile extrem ist."

     

    Wie soll man Ihren Kommentar verstehen? Welches sind die beiden Seiten? Auf der einen die antisemitischen Steinewerfer und auf der anderen die jüdischen Schauspieler? Sind sie der Meinung, ein Theatherstück, aufgeführt von Juden, ist ein ebenso extremistischer Akt wie das bewerfen von Juden mit Steinen? Ist vielleicht schon die Anwesenheit, die Existenz von Juden nicht akzeptabel?

     

    Nein, so haben Sie Ihre Aussage wohl nicht gemeint. Vielmehr meinten Sie wohl die israelische Politik, welche Sie für genauso extremistisch halten wie die der Antisemiten. Bloß: Was haben Hannoveraner Juden mit der Politik Israels zu tun? Ist es nicht also so, daß Sie jeden Juden, egal wo er lebt, für die Politik Israels verantwortlich machen?

     

    Wissen Sie, was Antisemitismus ist?

  • M
    Max

    "Nach Einschätzung des Stadtteiltreffs, der das Fest organisierte, handelte es sich aber "um keine von langer Hand vorbereitete, sondern eher spontan am Rand des Festes entstandene Aktion"."

     

    -Das ist doch noch schlimmer! Das bedeutet also, daß sich Antisemiten nicht gezielt doch hinbegeben haben sondern Antisemitismus konsensfähig ist.

     

    "Der Rat der Islamischen Gemeinden Niedersachsens verweist darauf, dass er mit Hilfe gemeinsamer Projekte, etwa einer überkonfessionellen Kita, das gegenseitige Verständnis zu fördern versuche."

     

    -Na klar. Wir müßen also verständnis für die Antisemiten aufbringen. Ich wundere mich schon garnicht mehr darüber, daß sich die islamische Community nie eindeutig von antisemitischen Taten distanziert. Stattdessen wird sich herausgeredet, wie immer.

  • H
    Heiko

    An erster Stelle:

    Ich verurteile jede Form der Gewalt und des Fremdenhasses.

    Aber denkt Ihr Schreiber der Artikel auch nur mal ANSATZweise darüber nach das auch die "Gegenseite" mittlerweile extrem ist.

    Warum wird sowas durch die Presse dem Volk vorenthalten?

  • M
    Mehmet

    Jetzt stellen wir uns das gleiche Verbrechen unter der Beteiligung Rechtsextremer vor. Das wäre der taz doch sicherlich mindestens eine Titelgeschichte wert... honi soit qui mal y pense

  • E
    end.the.occupation

    Zitat aus www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Juedische-Taenzer-beschimpft-und-mit-Steinen-beworfen

     

    >> Bestürzt reagierte auch Yazir Shammout, der Vorsitzende der Palästinensischen Gemeinde, auf den Vorfall. „Jede Form von Gewalt ist aufs Schärfste zu verurteilen“, sagte er. Die Palästinensische Gemeinde organisiere seit einiger Zeit gemeinsame Aktionen und Gesprächsabende mit jüdischen Vertretern: „Auch wenn wir anderer Ansicht sind, gehen wir sachlich und zivilisiert miteinander um“, sagte Shammout. Er hoffe, dass die Steinwürfe nichts mit der Gaza-Politik Israels zu tun haben: „Leider wird die weit verbreitete Solidarität mit den Palästinensern, die dort leben, immer wieder missbraucht, um antiisraelische Stimmung zu machen – und von dieser ist es nur ein kleiner Schritt zum Antisemitismus, der wirklich niemandem dient.“

     

    Daß Shammout angeblich auch noch Israel in Schutz genommen haben soll erscheint zwar ein bisschen surreal - aber der taz-Autor Stephan Kramer wird das sicher gern hören.