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■ Eine Frau vertritt den Papst in Peking„Anti-Feministin“ führt Delegation an

Vatikanstadt (dpa/taz) – Zuletzt verging keine Woche, kein sonntägliches Angelus-Gebet ohne eine Reverenz des Papstes an den „Genius“ der Frau. Johannes Paul II. prangerte Benachteiligungen von Frauen in der Arbeitswelt, ein aggressives Männertum und sogar Verfehlungen von Kirchensöhnen an. Nun richten sich alle Augen auf die amerikanische Professorin Mary Ann Glendon. Mit der 53jährigen steht erstmals eine Frau an der Spitze einer Vatikan-Delegation zur Weltfrauenkonferenz in Peking. „Der Papst wählt die Anti-Feministin“, titelte der Corriere della Sera über die entschiedene Abtreibungsgegnerin.

Beobachter in Rom bezeichnen die Nominierung Glendons als einen klugen Schachzug des Papstes. Da auch bei dieser Konferenz liberale Positionen in Sachen Abtreibung zu erwarten seien, habe er mit der dreifachen Mutter eine schlagkräftige Akteurin gewählt. Unter den 21 Entsandten des Papstes sind mehrere streitbare Kämpfer für das Recht auf Leben.

Die italienische EU-Kommissarin Emma Bonino warnte davor, erneut lediglich das Thema Abtreibung zu behandeln. In Peking gehe es um mehr. „Streitet nicht nur, vermeidet hysterisches Verhalten, sprecht auch mit den Gegnern.“ Ein großer Streit unter Frauen würde das Vorurteil, sie seien hysterisch, nur bestärken.

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