: Anschlag auf Gandhi war vorher bekannt
■ Verantwortliche Polizeichefs entlassen / Gandhi–Attentäter hatten doch Verbindung zu militanten Sikhs
Neu Delhi (afp / ap) - Wie am Samstag aus indischen Geheimdienstkreisen verlautete, waren die indischen Sicherheitskräfte drei Tage vor dem fehlgeschlagenen Mordanschlag auf Ministerpräsident Rajiv Gandhi über die Existenz eines Mordplanes informiert. Auch die Sondereinheit, die für den Schutz Gandhis und der übrigen Regierungsmitglieder bei der Gedenkfeier am Mahatma–Gandhi–Denkmal vom vergangenen Donnerstag verantwortlich waren, waren gleichen Angaben zufolge auf dem laufenden. Zwei pakistanische Zeitungen hatten am Tag des Anschlags selbst von Plänen für einen Mordanschlag auf Radjiv Gandhi berichtet. Bei ihnen seien entsprechende anonyme Anrufe eingegangen, teilten die beiden Blätter gegenüber afp mit. Bereits einen Tag vor diesen Enthüllungen waren vier führende Polizeiangehörige wegen schwerwiegenden Fehlverhaltens entlassen worden, unter ihnen ist Rajiv Gandhis Vetter Sautam Kaul, der die Sonderheinheit für den Schutz von Persönlichkeiten leitet. Die Sondereinheit „Special Protection Group“ war nach der Ermordung von Indira Gandhi gebildet worden. Ihr gehören rund 1.500 Eliteschützen an. Die Sondereinheit war den am Samstag bekanntgewordenen Nachrichten zufolge darüber informiert worden, daß der Angreifer sich wahrscheinlich als Gärtner verkleiden würde. Der unmittelbar nach dem mißglückten Anschlag festgenommene Täter hatte von einem Busch aus seine Schußsalven abgegeben. Unterdessen gilt als sicher, daß der Gandhi–Attentäter Beziehungen zu militanten Organisationen im Punjab hatte. Indische Tageszeitungen berichteten am Samstag übereinstimmend, der junge Mann sei ein Anhänger des radikalen Sikh–Führers Jarnail Singh Bhindranwale gewesen, der bei der Erstürmung des goldenen Tempels von Amritsar durch die indische Armee im Juni 1984 getötet wurde. Karamjit lebte längere Zeit in Neu Delhi bei seinem Bruder Baldev Singh. Nachdem dieser jedoch bei den Massakern gegen Sikhs vom November 1984 in Neu Delhi umgebracht worden war, habe er Attentatspläne gegen Rajiv Gandhi geschmiedet. Unmittelbar nach dem Tode Baldevs stutzte sich der Attentäter seine dem Sikh–Glauben entsprechend ungeschnittenen Haare und rasierte sich den Bart ab.
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