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Anonymous-Aktivisten gegen Facebook"Das Internet ist meine Front"

Das digitale Protestkollektiv Anonymous hat für den 5. November eine Attacke auf Facebook angekündigt. Ein Aktivist erklärt, was Facebook-Nutzern blühen soll.

Facebook bekommt ihre Gesichter nicht: Anonymous-Aktivisten. Bild: ap
Interview von Alissa Starodub

taz: Du bezeichnest dich als Anon, als Element von Anonymous, das sich an der Meinungsbildung und an der Durchführung von Aktionen beteiligt. Du bist Anonymous. Warum eigentlich?

Auch du bist Anonymous. Du kannst es in jenem Augenblick sein, indem du dich einer Aktion von Anonymous anschließt oder etwas im Namen von Anonymous unternimmst. Ich habe mich entschieden Anonymous zu sein, weil die Möglichkeit, frei sprechen zu können ohne die Gefahr, verfolgt zu werden, bei Anonymous ideell einen hohen Stellenwert einnimmt. Seit zwei Jahren verbinden sich die Aktionen von Anonymous fast immer mit politischem Widerstand in irgendeiner Form.

Unter den Anons gibt es Linke, Anarchisten, Nazis, Kommunisten, Rassisten, Marxisten, Hippies, Aufklärer, Bürgerliche, Revolutionäre … Ich selbst lasse mich am ehesten als libertäre_r Sozialist_in einordnen. Ich bin Anonymous, weil ich die Rechte auf informationelle Selbstbestimmung, auf Freiheit von Zensur und auf Netzneutralität in der digitalen Welt verteidigen will. Das Internet ist meine Front.

5. November

Der Termin: Anfang August kündigte Anonymous an, Facebook am 5. November anzugreifen. Dieses Datum ist nicht zufällig gewählt: Guy Fawkes, der Mann, dessen Maske die Anhänger der Anonymous-Bewegung tragen, verübte am 5. November 1605 ein Attentat auf den König von England.

Das ist Anonymous: Ein Kollektiv, in dessen Namen sich weltweit digitale Aktivisten zu unterschiedlichen Operationen zusammen- schließen. Ihre Wurzeln liegen in dem Protest gegen die Scientolo- gy-Kirche, für viel Öffentlichkeit sorgten ihre Blockaden der Web- seiten von Sony und Mastercard.

Und an dieser Front kämpft Anonymous jetzt gegen Facebook. "Bereiten Sie sich auf einen Tag vor, der in die Geschichte eingehen wird: der 5. November 2011 - Operation Facebook" heißt es in eurer Videobotschaft. Was plant ihr denn?

Einen genauen Plan gibt es nicht. Das ist bei der dezentralen Organisationsstruktur von Anonymous auch nicht verwunderlich. Eine Presseerklärung von Anonymous wurde über die Webanwendung pastebin veröffentlicht. Darin wird explizit darauf hingewiesen, dass es sich diesmal nicht um eine Distributed-Denial-of-Service-Attacke, handeln soll, also eine Attacke, bei der ein Server durch eine große Menge koordinierter Anfragen von verschiedenen Rechnern überlastet wird. Sondern um eine spam-artige Aufklärungskampagne.

Wie soll das aussehen?

In großen Massen sollen auf allen möglichen Kanälen Informationen darüber verbreitet werden, was für Daten Facebook erhebt, wie diese Daten verwendet werden und wie unmöglich es ist, diese zu löschen. Aber nicht jeder Anon wird Lust haben, sich an solch eine Ansage zu halten. Anonymous ist ein ziemlich anarchisches Kollektiv. Die Aktion wird sich jedoch nicht nur auf Facebook abspielen, sondern auf dem gesamten Spielplatz von Anonymous - dem Internet. Facebook soll so stark wie möglich geschädigt werden. Ziel ist es, dass so viele Benutzer wie möglich Facebook verlassen. Die Server von Facebook zu überlasten ist jedoch utopisch.

Weil deren Server-Kapazitäten für Anonymous viel zu groß sind?

Genau. Teil der Aktion wird auch sein, das System über speziell für den 5. November angelegte Facebook-Profile mit Spam zu überziehen. Von diesen Profilen gibt es jetzt schon ziemlich viele, schließlich braucht es Zeit sich dort Zugang zu sämtlichen Kommentarfunktionen und Pinnwänden zu verschaffen. Denkbar ist auch, dass Anonymous mit Spambots Nachrichten verbreitet, das sind Programme, die für das automatische Versenden von Spam geschrieben sind. Ich kann noch nicht sagen, ob ein solches Programm speziell für Facebook schon existiert. Aber falls es eines gibt, wird es sich bestimmt über die IRC-Chatserver von Anonymous verbreiten.

Warum ist es Anonymous nicht egal, wie Facebook mit den Daten seiner Nutzer umgeht? Die haben den Nutzungsbedingungen doch freiwillig zugestimmt.

Genau wegen dieser sogenannten Freiwilligkeit ist Aufklärung bitter nötig. Unsere Kritik richtet sich gegen die Datensammelwut der Firma Facebook und dagegen, dass die Nutzer sich nicht im Klaren darüber sind, an wen Facebook die gesammelten Daten verkauft und was für Konsequenzen das für sie hat. Nutzer glauben, dass private Informationen privat bleiben. Da irren sie sich. Das ist Anonymous nicht egal.

Glaubt ihr tatsächlich, dass sich Menschen von Anonymous überzeugen lassen? In verschiedenen Ländern wurden einige Anons verhaftet, schließlich sind eure Aktivitäten meist illegal. Wer hört schon auf eine Aufklärungskampagne identitätsloser Verbrecher?

Wir haben keinen Ruf zu verlieren, denn der müsste sich ja auf eine Identität beziehen. Anonymous hat aber keine Identität, denn Anonymous ist nur ein Aushängeschild dessen sich jeder bedienen kann, um in einer bestimmten Form in Aktion zu treten. Dass einige, die dieses Aushängeschild benutzt haben, verhaftet wurden, heißt nur, dass die Justiz sich Schuldige herausgepickt hat, um diese exemplarisch zu verurteilen. Doch angeklagt ist eigentlich die ganze Bewegung. Wenn sich jemand von uns überzeugen lässt, passiert das, weil wir gute Argumente haben.

Wenn eure Argumente gut sind, warum tretet ihr dann nicht mit euren Namen und Gesichtern an die Öffentlichkeit?

Um das zu beantworten, muss man das etablierte Vorurteil hinterfragen, warum eine Person, die für Rechte und Freiheit eintreten will, immer mit offenem Visier zu kämpfen hat. Besonders wenn es politische Konsequenzen nach sich zieht. Das war bis zum Ende der Französischen Revolution anders, da war es Autoren gestattet, im Schutz der Anonymität zum politischen Widerstand aufzurufen.

Aus der Pflicht zur Namensnennung entsteht heute eine absurde Ritterromantik, denn wer seinen Namen nennt, riskiert Repression. Wir kämpfen gegen die bestehende Gesellschaftsordnung. Wer da sein Gesicht der Öffentlichkeit zeigt, wird schnell zum Ziel staatlicher Verfolgung. Die Verhaftungen von Anons zeigen, wie wichtig der Schutz unserer Anonymität ist, um dem Druck von staatlicher Seite zu entgehen.

Wann bist du eigentlich das erste Mal Anonymous geworden?

Zum ersten Mal habe ich mich im Herbst 2010 an einer Aktion von Anonymous beteiligt, als von der spanischen Regierung strenge Gesetze gegen Filesharing erlassen wurden.

Und was hat dich damals dazu getrieben?

Die Wut über die Einschränkung der Freiheit des Einzelnen - wenn auch "nur" in der digitalen Welt. Unter unseren DDoS-Attacken ist die Webseite des spanischen Ministeriums für Kultur dann zusammengebrochen.

Auch wenn es bei eurem anarchistischen Kollektiv wahrscheinlich schwer zu prognostizieren ist: Was genau erwartet Facebook-Nutzer denn nun am 5. November?

Eine Überraschung! Es kann sein, dass die Aktion riesengroß wird und Hunderttausende Facebook verlassen. Vielleicht schweigen aber auch die Vöglein im Walde. Anonymous muss nicht zwangsläufig tun, was es selbst angekündigt hat.

Das würde doch bedeuten, dass Anonymous ernstzunehmende Mobilisierungsprobleme hat. Vielleicht sind eure Kommunikationsstrukturen einfach nicht mehr tragfähig genug, um die Gruppe zusammenzuhalten?

Anonymous hat keine Probleme. Wenn Anonymous sich in eine Richtung bewegen will, tut es das auch - weil es das will. Es gibt auch keine besseren Kommunikationsstrukturen als die Foren und Chatrooms, in denen wir miteinander sprechen. Anonymous wird nur als anarchistisches Kollektiv funktionieren. Danach richten sich die Mittel unserer Kommunikation: dezentral, hierarchiefrei, heterogen. Die Frage ist nur, ob diese Kommunikationsstrukturen weiterhin dafür ausreichen werden, um eine Schwarmintelligenz zu bilden. Die Gefahr ist immer, dass die Gruppe auf Grund ihrer Heterogenität zerfällt. Bei der "Operation Facebook" ist diese Gefahr besonders groß. Ob wir dennoch Facebook durch den Dreck ziehen können, wird sich am 5. November zeigen.

Dieses Interview wurde in einem Internet Relay Chat (IRC) geführt. In diesen anonymen Chaträumen tauschen Anons sich aus, planen Aktionen und mobilisieren für ihre Operationen.

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32 Kommentare

 / 
  • AB
    Arne Babenhauserheide

    @Gieriger:

     

    > Ein Verbot von Tauschbörsen ist natürlich Quark.

     

    Wie passt das zu dem Rest ihrers Beitrags? Rumpolemisieren and dann doch nichts machen wollen?

     

    Wenn sie Tauschbörsen legal halten wollen, müssen Sie akzeptieren, dass Leute nur noch freiwillig zahlen. Alles andere ist inkonsequent.

     

    Um mal auf dem Niveau Klartext zu reden, das sie begonnen haben: Bobo nix Geld. Bobo mag Musik. Bobo holt Musik von Künstler über p2p. Bobo redet über Künstler. Daher Freund von Bobo mag Künstler. Freund von Bobo will, dass Künstler mehr Musik macht. Daher Freund von Bobo gibt Geld an Künstler, für zukünftige Musik.

     

    Erstens: Beschissener Diskussionsstil.

    Zweitens: Ich hoffe sie verstehen, dass der Künstler nichts verliert, sondern von Bobo profitiert.

  • DS
    Dr. Schreck

    Ach, kommen Sie, Chrissie, Sie wissen doch sicher, wie ich das gemeint habe mit der Kennzeichnungspflicht von Polizisten. Oder?

  • J
    Johannes

    Das Urheberrechtssystem ist degeneriert. Wenige Massenkünstler sichern als Sklaven den Majors hohe Tantiemen und werden selbst hoch vermögend. Viele kleine Künstler hingegen darben. Daher muss wie in allen Berufen das Einkommen gedeckelt, Unternehmensgewinne stark beschränkt und der Rest nach einem intelligenten System umgelegt werden. Dann kann Kunst frei angeboten werden, denn Fans sichern ohnehin ausreichende Einkommen und die Allgemeinheit kann die Kunst nutzen, die erst aufgrund der von ihnen finanzierten systemischen Rahmenbedinungen entstehen konnte. Fans bekommen für ihre Zahlungen dnan etwa Zusatzleistungen wie günstigere Konzerttickets, Merchandisingartikel, unveröffentliche Mixe, Live-Versionen o.a.

     

    So sieht ein intelligentes Vergütungssystem aus!

  • R
    rofl

    Kindergarten

     

    Ich bin für Anonymisierung im Internet, aber ich hacke alle die gegen Facebook sind?

    Eventuell mal für 2 Cent nachdenken bevor man solchen undifferenzierten Mist daherquatscht (und abdruckt).

     

     

    Zu den Masken: Die hat V for Vendetta sich nur bei Guy Fawkes ausgeliehen, aber selbst das haben einige hier noch nicht bemerkt. Man sollte seine politischen Ansichten nicht undifferenziert von irgendwelchen Filmen/Comics übernehmen, da ist schon etwas mehr Eigeninitiative gefordert.

  • AG
    Achtung! Gieriges Pack Lauert Überall!

    @ sehr geehrter Taz Mitleser Arne Babenhauserheide

     

    "Und warum sollte nicht jeder Mensch die Werke der Künstler genießen können?"

     

    Was für eine merkwürdige Frage. Dann kann man im Gegenzug fragen, warum Künstler andere Waren und Dienstleistungen nicht umsonst genießen können.

     

    Nochmal: Der Gesellschaftsvertrag lautet, dass sich jeder in die Gesellschaft einbringen soll mit seinen Fähigkeiten. Dadurch entsteht Arbeitsteilung und dadurch ein Prinzip des Geben und Nehmen eines jeden. Und das funktioniert zur Zeit mit Geld. Künstler gibt Kunst und nimmt Geld. Künstler gibt Geld und nimmt Waren und Dienstleistungen anderer. Sonst Künstler tot oder keine Kunst.

     

    Oder wie in Ihrem totalen Ausnahmebeispiel: Eine Handvoll Fans finanzieren Kunstgenuss von Abgreifern, die keine Gegenleistung bieten.

     

    "Für den Künstler ist wichtig, dass er Geld bekommt, aber nicht, dass er für jede Nutzung Geld bekommt. "

     

    Wo war denn die Rede von "jede Nutzung" ? Es mag sein, dass sich ein paar BWL Krüppel einiger Konzerne so was ausgedacht haben aber üblicherweise bezahlt man z.B. ein Lied oder eine LP und kann diese dann so oft hören wie man will.

     

    "Tauschbörsen sind immer noch die effizienteste Kulturförderung, die wir je hatten,"

     

    Das wage ich doch stark zu bezweifeln. Ich habe dazu schon einige Studien gelesen. Es sieht wohl eher so aus, dass die tumbe Masse nur das runter lädt, was sie ohnehin schon kennt. Und das ist eben primitive Mainstreamsoße, auf deren Verbreitung bzw. Bekanntmachung übrigens vor allem die alten Medien Einfluss haben.

     

    Kulturförderung, was soll das überhaupt heißen? Dass sich der Pöbel, also 90% der Gesellschaft (Stichwort: An wen ist die Werbung von Schlecker gerichtet?) von torrents inspirieren lässt, dass sich ein Justin Bieber Fan auf einmal für Werke von Stockhausen interessiert? lol.

     

    Die Leute brechen aus ihrer Matrix nicht aus. Und daher sind die meisten Abgreifer scharf auf das, was sie wollen und laden genau das illegal runter. Ist ja so ein altes verlogenes Argument der Abgreifer, dass nicht jeder Download eine entgangener Einnahme entspricht. Das ist zwar so richtig, weil in der tumben Konsummentalität tatsächlich mehr gedownloaded wird als man sich zeitlich gesehen anhören kann. Wenn der Justin Bieber Fan aber ganz geil auf das neue Justin Bieber Album ist und das herunterlädt entgeht eben sehr wohl eine Einnahme.

     

    Ein Verbot von Tauschbörsen ist natürlich Quark. Es bleibt nur (die wohl unbegründete) Hoffnung, dass der selbstbezogene Pöbel, sich mal an den Kopp packt und überlegt, wie man eigentlich in einer Gesellschaft zusammen leben will. Weiter wie bisher, wo jeder (nicht nur die Bankster) abgreift, was er in seine kleine Händchen bekommt oder mit Blick aufs Große Ganze, in einer Gesellschaft in der man was gibt, für das, was man nimmt.

  • AB
    Arne Babenhauserheide

    @Gieriger Leecher sind nicht nur die Banker: Und warum sollte nicht jeder Mensch die Werke der Künstler genießen können? Für den Künstler ist wichtig, dass er Geld bekommt, aber nicht, dass er für jede Nutzung Geld bekommt.

     

    Tauschbörsen sind immernoch die effizienteste Kulturförderung, die wir je hatten, und wer sie verbieten will, sollte gleich weitergehen und öffentliche Bibliotheken verbieten.

     

    Für den Künstler ist nur wichtig, dass ein paar tausend seiner Hörer/Leser/… zu Fans werden, denen es wichtig ist, dass er weitermacht, und die ihm dafür Geld geben wollen.

     

    Das nennt sich „1000 echte Fans“. Wenn jeder Fan 5€ im Monat zahlt, kann ein Künstler davon echt gut leben. Und mehr braucht ein Künstler auch nicht, wenn es ihm v.a. um seine Kunst geht (und er nicht gerade extrem kostspielige Techniken nutzt - in dem Fall müssten die halt so toll sein, dass er noch mehr Fans hat).

     

    Und bevor Sie rufen „das kann ja gar nicht gehen“: Howard Taylor verdient genau damit genug Geld für sich und seine Familie - und zwar indem er das tut, was er liebt: Comics zeichnen → http://schlockmercenary.com

  • AB
    Arne Babenhauserheide

    Vielleicht realisieren dadurch ja einige Leute, dass sie mit dem Freenet Projekt so kommunizieren können wie in Facebook, aber mit wirklich anonymen Pseudonymen, die verdammt schwer nachzuverfolgen sind. Und die Daten in einem dezentralen, unzensierbaren Netzwerk liegen.

     

    http://freenetproject.org ; aktiviert das „Sone“ plugin.

  • W
    Webmarxist

    @ Renegade

    Facebook ist zwar eine Internetplattform,aber eine Palttform die jede Mengen Daten sammelt. Je weniger Daten man von sich preis gibt, umso bessser ist dass.

  • GL
    Gieriger Leecher sind nicht nur die Banker

    "Und was Filesharing und Brote angeht, so sollte man vielleicht mal darüber nachdenken, dass ein Brot weg ist, wenn ich es gegessen habe, aber ein kopiertes Lied noch immer da."

     

    Das Argument ist alt und totaler Blödsinn.

     

    Man sollte lieber mal über folgendes nachdenken: Es gibt seit jeher einen Gesellschaftsvertrag der beinhaltet, dass jeder sich nach seinen Möglichkeiten in die Gesellschaft einbringt. Geben und nehmen.

     

    Der Bäcker investiert Zeit in seine Ausbildung, eventuell in das Wissen, das man benötigt um sich selbstständig zu machen, er muß Equipment kaufen und dann Zeit investieren um Brötchen herzustellen.

     

    Wenn man die Brötchen haben möchte bezahlt man diese, damit der Bäcker mit dem Geld andere Leistungen kaufen kann, da niemand die Zeit hat alles selber zu machen.

     

    Und genauso sollte es auch für Medienschaffende sein. Wer Waren von ihnen benutzt, die es nur gibt weil die Künstler und Produzenten ihre Lebenszeit damit verbringen, die Erstellung dieser Produkte erst zu ermöglichen, sollte den Produzenten Geld geben, damit sie sich zum Beispiel Brötchen kaufen kann.

  • S
    sarah

    Ich warte... Noch funktionierts :(

  • L
    Lars

    "Mehr als 800 Millionen Menschen aus aller Welt und mehr als 20 Millionen Deutsche nutzen die Social-Network-Plattform."

     

    Online Nutzerzahlen (wenn keine kostenpflichtige Mitgliedschaft vonnöten ist) sind doch für nichts zu gebrauchen.

     

     

    Wie kann man so einen Unsinn (vom wem stammen die Zahlen eigentlich?) überhaupt verbreiten. Wieviel User haben fünf und mehr Accounts?

    Wieviele Leichen gibt es?

     

     

    In meinem Freundeskreis ist fast keiner bei Facebook.

    Wir reden noch (zum Glück).

     

    Auf der Arbeit (immerhin IT) sind sehr wenige bei Facebook.

     

    Und die Generation 60+ ist ja auch zu grossen Teilen bei Facebook ha ha

    Wie kommt man denn sonst zu 20 Millionen (jeder Vierte)?

     

    Klar und die Kinder bis zehn sind auch alle drin.

     

     

    Wer verbreitet solche unsinnige Zahlen?

  • D
    DeependFace

    Twitter4Win!

  • R
    Renegade

    Das sind ja wieder Argumente hier, aber von allen Seiten...

     

    Was die Anonymität im Internet angeht, so finde ich es durchaus verständlich, dass Anonymous es so handhabt, wie es derzeit der Fall ist. Denn wir leben schon lange nicht mehr in einem Rechtsstaat, sondern einem Überwachungsstaat, und nur weil irgendwas Gesetz ist, muss es nicht gleich richtig, gerecht, o.Ä. sein.

     

    Wie gesagt, kann man Polizisten vor Racheakten schützen, wenn sie eine Identifikationsnummer bekommen, aber einen vermummten Schläger loszuschicken, ohne die Möglichkeit, sich gegen die Staatsgewalt, wenn auch nur im Nachhinein, zur Wehr zu setzen, lädt, wie man auch ab und an sehen kann, zu exzessiver Gewaltanwendung einiger Individuen ein.

     

    Und was Filesharing und Brote angeht, so sollte man vielleicht mal darüber nachdenken, dass ein Brot weg ist, wenn ich es gegessen habe, aber ein kopiertes Lied noch immer da.

     

    Und um auch noch ein wenig zum Artikel zu sagen: Ich fand die meisten Anonymous-Aktionen eigentlich ganz interessant, aber das hier ist Schwachsinn. Facebook ist eine Plattform, die man freiwillig nutzen kann oder auch nicht, ein mündiger Bürger sollte in der Lage sein, Vor- und Nachteile abzuwägen und Kinder kann man erziehen und aufklären. Sich aber zu Avantgarde des Internets aufzuschwingen, halte ich für etwas vermessen.

  • A
    Anonymous

    Ich Stimme dem Kommentar von Dr. Schreck zu, was die politische Verortung von einzelnen Anonymous-Aktivisten angeht. Da ich selbst schon seit einiger Zeit hin und wieder bei Anonymous mitmische, kenne ich das Problem, das im Kollektiv auch immer wieder Nazis oder Menschen mit anderer, fragwürdiger oder menschenfeindlicher Gesinnung auftauchen; aber auch dort ist es wichtig und hilft es erfahrungsgemäß, entweder zu ignorieren oder zumindest eine Diskussion loszutreten, um Bewusstsein zu schaffen. (von "Gegenrede" kann bei den nachfolgenden Flamewars nicht die Rede sein).

    Im Gegensatz zum Interviewten ist Anonymous für aber nur eine politische Aktionsplattform von vielen; ich bin auf verschiedenste Art und Weise politische aktiv: Vielleicht blockier ich mal ne Straße mit, wenn die Nazis aufmarschieren wollen, oder ich beteilige mich als Webmin an einer politischen Kampagne, veranstalte einen Marcuse-Lesezirkel, vielleicht schotter ich den Castor, verfremde oder Zerstöre ich Werbemittel, vielleicht konsumiere ich bewusster.

    Die Frage der Moral ist bei Anonymous eine ganz entscheidende: Eine Regel ist eigentlich, dass es da keine Regel gibt. In einigen Punkten mag man Anons vorwerfen, zutiefst amoralisch zu handeln. Öfters sind Aktionen jedoch von einem tiefen Gerechtigkeitssinn und von hohen ethischen Maßstäben, sowie kritischem Bewusstsein gegenüber den herrschenden sozialen, politischen und ökonomischen Akteuren geprägt - auch wenn diese Regeln nirgendwo niedergeschrieben und verpflichtend unterzeichnet sein mögen.

    Ich persönliche halte die politische Arbeit bei Anonymous für nicht mehr oder minder problematisch als jede andere in einem großen, heterogenen politischen Kollektiv. Das besondere an Anonymous ist eigentlich nur, dass die Heterogenität niemals zu beenden ist, da die Zustimmung aller nicht erzwungen werden kann. Die Struktur von Anonymous selbst verhindert das nachhaltig. Dies kommt vor allem der Autonomie des Individuums zugute, das bei Anonymous als allerletztes gefährdet ist und nicht etwa, wie in einem Kommentar äußerst realitätsfern behauptet wurde, einer homonomen Sekteorganisation geopfert würde.

  • RJ
    Richard J. Mongler

    "2010"

    Newfag

  • KR
    Karl Ranseier

    @Chrissie

     

    Es geht nicht darum, dass die Polizisten ihre Helme abnehmen, sondern dass sie im Zweifelsfall eindeutig indentifiziert werden können, wenn Sie Straftaten im Einsatz begehen. Und das kommt ja leider viel zu häufig vor.

    Das geht z.B. auch über eine eindeutige Nummer.

  • D
    DankeFürDenTipp

    @ digitaldonkey:

     

    Sorry aber, LOOOLLLLLLLLLLLL. Aus welchem Loch haben sie dich denn endlich mal befreit, so nach ner Million Jahren...

  • KT
    Klaus Treaupheaup

    Sobald eine Identität Relevanz erlangt, ist die Anonymität nichts weiter als fettiges Brotpapier. Die Netzrevolution? Das is wie Squash spielen. Nen Ball so hart wies geht, gegen eine Wand innerhalb eines geschlossenen Raumes schlagen und hoffen, dass er dich nicht trifft und der Gegenspieler in nicht erwischt. Aber ich kanns ja verstehen, son Schläger in der Hand fühlt sich schon verdammt geil an.

  • N
    Namaste

    Im Firefox lässt sich der unsägliche "Gefällt mir" Button mittels Adblock Plus und der Filterliste "Antisocial" wunderbar blockieren ;-)

  • W
    Walnussbrotsharing_jetzt!

    "Zum ersten Mal habe ich mich im Herbst 2010 an einer Aktion von Anonymous beteiligt, als von der spanischen Regierung strenge Gesetze gegen Filesharing erlassen wurden."

     

     

    Wenn dieser scheißkapitalistische Bio-Bäcker bei mir um die Ecke nicht ab sofort Walnussbrot-Sharing einführt, dh. sich diese Kapitalistensau erdreistet Geld von mir zu verlangen, anstatt mir sein Walnussbrot zu schenken, werde ich ab morgen den bewaffneten Kampf bei Anonymus antreten!

  • ET
    Ein Tipp

    @Flo B: dafür gibt es das prima Firefox-Add-On "Ghostery"! Zusätzlich würde ich dir noch "Better Privacy" empfehlen.

  • D
    digitaldonkey

    "Remember the 5th of November". Wer sich schon mal gefragt hat, woher die Masken kommen und warum am 5. November, der sollte sollte sich mal den sehenswerteh Film "V for Vandetta" anschauen.

  • C
    Chrissie

    @Dr.Schreck: sollen Polizisten bei einem Einsatz gegen Extremisten wirklich auf ihre Helme verzichten, um sich den Kopp einschlagen zu lassen. Zudem hat auch der Polizist das Recht sich zu "anonymisieren". Der "verfolgte" Netzaktivist tut dies um sich der Strafverfolgung zu entziehen, der Polizist um sich und seine Familie vor Racheakten zu schützen. Ich finde es verwerflicher sich wegen einer möglichen Verfolgung durch den Rechtsstaat zu anonymisieren, weil man gegen Gesetze verstösst, als wenn man dies zum Schutze der eigenen Unversehrtheit und der der Angehörigen macht.

  • CH
    Charles Huber

    Facebook ist die Seuche des Internets.

     

    Das Hauptproblem ist, dass es sich so fest und tief ins Internet hineingefressen hat, dass sich dieses Facebook-Krebsgeschwür nicht mehr so einfach herausschneiden lässt.

     

    Es fängt schon mit winzigen Kleinigkeiten an, z.B. der Tatsache, dass Facebook persönliche Daten über jeden Sufer sammelt und in den USA speichert und zwar AUCH OHNE BEI FACEBOOK ANGEMELDET ZU SEIN ODER AUF DEN BUTTON GEKLICKT ZU HABEN: siehe hierzu auch das "Like-Problem":

    http://www.heise.de/security/artikel/Das-verraet-Facebooks-Like-Button-1230906.html

     

    Leider glauben aufgrund der Marktmacht von Facebook viele Internetseiten, dass sie unbedingt, die dämlichen Like-Buttons auf ihrer Seite einbinden müssten.

     

    Ich halte das für falsch, würde mir aber erstmal die Argumentation und Ansicht der TAZ-Redaktion zu diesem Thema anhören! Also TAZ schreibt doch bitte mal zu diesem Thema eine ausführliche Stellungnahme! (vielleicht auf aurem Haus-Blog)

     

     

    P.S: Wenn Facebook unbedingt sein muss, dann aber bitte ausschließlich in der Variante "2 Klicks für mehr Datenschutz":

    http://www.heise.de/ct/artikel/2-Klicks-fuer-mehr-Datenschutz-1333879.html

  • L
    Lukas

    Die erste Zeitung die es richtig interpretiert

  • DS
    Dr. Schreck

    Eigentlich, eigentlich, eigentlich finde ich Anonymous richtig gut, und das Argument gegen die eindeutige Identifizierung leuchtet mir durchaus auch ein (siehe mein Pseudonym hier) - obwohl ich freilich an anderer Stelle, beim behelmten Polizeieinsatz nämlich, nach genau sowas schreie - wieder ein Punkt an Anonymous, die mich vor mir selbst hier eben mal entlarvt haben...

     

    Aber genau hier liegt meiner Ansicht nach ein sehr problematischer Punkt von Anonymous. Ein Kollektiv, das sich aus absolut allem speist, das sich selbst keine Persönlichkeit zuschreibt, so ein Kollektiv bewegt sich jenseits aller Moral und Ethik. Denn Moral und Ethik definieren ja einen Standpunkt, eine politische Linie, was auch immer. Natürlich ist es in so einem Zusammenhang in Ordnung, wenn der Nazi neben dem Linken kämpft. Aber damit wird selbst der Standpunkt der persönlichen Freiheit ausgehebelt, den der Nazi per Definition nicht für alle gelten lassen kann.

     

    Moral und Ethik beschränkten auf Standpunkte, schränken die Perspektiven und auch die Handlungsspielräume ein, was Anonymous ja selbsterklärt nicht will. Und selbst wenn die/der interviewte Anon hier sich zu einer Moral bekennt, gilt diese ja nur für sie/ihn, und nicht für das Kollektiv.

     

    Beim Thema Anonymisierung im Netz vs. die Anonymisierung der Polizisten, um zum Anfang zurückzukommen, ist eben genau das für mich entscheidend: mein politisch-ethischer Standpunkt. Der Schwächere nämlich, in diesem Fall der verfolgte Netzaktivist, hat meiner Meinung nach durchaus das Recht, sich zu anonymisieren, während der im Namen der Staatsgewalt hochgerüstete, schlimmstenfalls prügelnde Polizist auf der Demo dieses Recht als Vertreter des Staates nicht hat. Zumindest jetzt mal aus dem Bauch heraus moralisiert.

     

     

    Langer Rede kurzer Sinn, was ich damit sagen will: Ich finde diese ethisch-moralisch-politische Ungreifbarkeit von Anonymous faszinierend, gleichzeitig hindert sie mich daran, Stellung zu ihnen zu beziehen. Manche Aktionen finde ich sehr gut, manche Aussagen sehr fragwürdig. Eine Selbstdefinition diesbezüglich würde mich sehr interessieren, aber auf die müsste ich - wiederum per Definition - vergeblich warten...

     

    Naja, mal gucken, was morgen so bei FB los ist. Ich bin gespannt!

     

    MfG, Dr. Schreck

  • A
    Anonymous

    "Zum ersten Mal habe ich mich im Herbst 2010 an einer Aktion von Anonymous beteiligt, als von der spanischen Regierung strenge Gesetze gegen Filesharing erlassen wurden."

     

    Bravissimo, taz, ihr habt einen 12jährigen interviewt.

  • BP
    barbara prinz

    warum entwickelt anonymus nicht gleich ne zensur-software??

  • P
    publius

    Leider wird das wenig bringen...

    Der Datenkrake hat sich schon längst unausrottbar etabliert: nicht einmal die taz meint ohne eine Präsenz dort auskommen zu können.

  • A
    Anonym

    Mir fallen da so einige staatliche Institutionen ein, die disziplinieren und überwachen: unter anderem Jobcenter!!! und deren zuständiges Ministerium. Schwere Verstöße gegen das Grundgesetz bei der Vollstreckung der SGB-Gesetze.

  • J
    JPL

    Die Floskeln klingen schon arg nach Sekte. Und wie bei Sekten wird die Aufgabe des Individuums gepredigt. Das finde ich bedenklich, denn wo die Schwarmintelligenz zählt bleibt das Wohl der Einzelnen schnell auf der Strecke. Und siehe da, kaum werden ein paar Aktivisten verhaftet, wird deren persönlicher Schaden mit ein paar Kampfbegriffen in die Sache des Kollektivs eingebunden.

     

    Anonymous hat zweifellos auch viele Aspekte, die ich sehr positiv bewerte. Beispielsweise in einer Gesellschaft, die dermaßen im Informationsüberfluss lebt, für Anonymität einzutreten. Oder die führungslose Organisation. Das stellt uns "Nicht-Anons", wenn wir mit ihnen kommunizieren wollen, vor eine schwierige Aufgabe, denn uns fehlt ein verbindlicher Ansprechpartner, aber vielleicht ist es auch Zeit, unsere Erwartung von Verbindlichkeit zu überdenken. Es bleibt abzuwarten, was sich daraus entwickelt.

  • FB
    Flo B

    Mir gefällt es dich, dass die taz den "Gefällt mir"-Button unter ihren Artikeln plaziert, die es Facebook erlaubt, das Surfverhalten von Internauten auszuspähen!