Anne Haemig Der Wochenendkrimi : Lauter Päng mit Soundtrack
Hier mal eine Vermutung, warum in der Sommerzeit so gern Filme aus den Achtzigern aus dem Archiv gekramt werden: Die langen Einstellungen, dazu das Gedengel von Synthesizern und Frauen, die weiße T-Shirts als Nachthemd anziehen – das alles hat eine ermattete Lässigkeit, die wie gemacht ist für schwüle Augustabende, wenn sie dann da sind.
All das steckt tonnenweise in dem New-York-Krimi „Melodie des Todes“ von 1989, in dem Al Pacino als Detective Frank Keller zusammen mit seinem pausbäckigen Buddy Sherman (gespielt vom unfassbar jungenhaften John Goodman) eine Mordserie aufklären muss. Die Opfer: Männer, nackt im Bett liegend, Coitus brutal interruptus eben. Der Soundtrack zum Revolverknall: die Single von „Sea of Love“ (so auch der Originaltitel des Films), die sich noch auf dem Plattenteller dreht, wenn das Blut schon sturzbachartig aus der Schläfe rinnt. „Come with me my love / To the sea / The sea of love”, singt mal Phil Phillips, mal der herrliche Nuschler Tom Waits, „I want to tell you / How much I love you”.
Dumm nur, dass sich Keller auf der Suche nach der Täterin, dieser rachsüchtigen Lady, in eine der Verdächtigen verknallt. Man kann es ihm nicht verdenken – was soll man sonst machen, wenn Ellen Barkin (als Helen) fauchend vor einem steht, mit blonder Vampfrisur, knalligen Augen und roter Lederjacke. (Am besten, man knallt sich gleich danach noch „The Big Easy” von 1986 mit ihr und Dennis Quaid rein.)
Am Ende wird der Fall gelöst, aber Regisseur Harold Becker („Malice“, „City Hall“, alles die gleiche Liga) macht das mit einer Geschmeidigkeit, die viel Zeit lässt, sich zu freuen, wie Pacino und Goodman miteinander schäkern, wie Pacino und Barkin füßescharrend herumscharwenzeln, wie das nächtliche New York der Achtziger mal wieder allen die Show stiehlt.
„Melodie des Todes“;Sa., 1.40 Uhr, ZDF
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