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Anna Klöpper Der WochenendkrimiDer feuchte Traum der Prepper:Wenn in Brandenburg die Welt untergeht

So, Freundchen: Lenski (Maria Simon,l.) und Raczek (Lucas Gregorowicz, r.) schnappen sich Kohlmorgen (Jürgen Vogel) Foto: Oliver Feist/rbb

Da steht Kommissarin Olga Lenski (Maria Simon) in der Anglerhose aus Gummi im hüfttiefen Wasser und schaut entgeistert auf die Stelle, wo der Fluss eine Biegung macht. Da, erklärt ihr der Mann, der ebenfalls in Anglerhose neben ihr im Wasser steht, genau da habe seine Frau die gemeinsame Tochter zur Welt gebracht: „Sie hat sich einfach in die Biegung des Flusses gesetzt und auf Ulrike gewartet.“ Das klinge ja wirklich sehr schön, sagt Lenski und meint das offenbar ernst.

Ja, dieser „Polizeiruf 110“ nimmt seine Spinner ernst. Der Mann, der da neben der Kommissarin in brandenburgischen Gewässern steht, ist ein Prepper: Das sind die, die glauben, dass die Welt demnächst in einer großen Apokalypse untergehen wird, weshalb sie in Verstecken unter dem Küchenfußboden Lebensmittel und Medizinvorräte und Kerzen und Benzin und anderes bunkern. So macht es jedenfalls Lennard Kohlmorgen (Jürgen Vogel). Auf dessen abgeschiedenem Hof an der polnischen Grenze will sich die Kommissarin eigentlich von dem Schock erholen, dass Unbekannte des Nachts in ihre Wohnung eingebrochen sind und sie selbst und ihre kleine Tochter beim Schlafen gefilmt haben.

Die Einbrecher, ein paar übermütige Jugendliche, sind von Lenskis Kollegen Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) schnell gefasst. Doch der eigentliche Fall sind die Prepper: Kohlmorgens Frau Valeska (Patrycia Ziolkowska) liegt nämlich schon bald erschossen im Wald. Kurz zuvor hatte sie ihren Mann für einen anderen Prepper (Dimitrij Schaad) verlassen: Der wiederum nennt sich schlicht Ulysses und möchte das mit der Apokalypse gern ein wenig beschleunigen.

Ob Eifersuchtsmord oder nicht, müssen die Kommissare später klären, denn nun geht erst einmal die Welt unter: Das beginnt in dem Fall mit einem großen Stromausfall, mit dem Ulysses’ Hackerfreunde halb Berlin samt Umland lahmlegen.

Man muss sich kurz darauf einlassen, so ein Szenario ernst zu nehmen – aber dann macht der „Polizeiruf“ hier tatsächlich ein schönes Gedankenspiel auf. Wie schnell zerbröselt eigentlich das, was wir Zivilisation nennen, wenn Strom- und Wasserversorgung kollabieren und Polizei und Rettungskräfte die Kontrolle verlieren? Und ist der Mensch in der Anarchie wirklich frei? Die KommissarInnen, so viel sei verraten, sind es im Kerzenlicht von Kohlmorgens Prepper-Bunker nicht.

Bleibt noch die alles entscheidende Frage: Wann kommt der Strom zurück?

Brandenburg-„Polizeiruf 110“: „Demokratie stirbt in Finsternis“, So., 20.15 Uhr, ARD

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