piwik no script img

Anna Klöpper Der Wochenendkrimi Korrupt? Wer ist hier korrupt?

Das ist echt eine miese Nummer, die Kleinganove Irving Rosenfeld (Christian Bale, grandios schmierig mit dickem Bauch und schlecht klebendem Toupet) und seine Geliebte Sydney (Amy Adams) da abziehen. Locken in ihrem seriös vergoldeten Büro mit unseriösen Kreditschecks – und wer pleite und verzweifelt ist, geht den beiden auf den Leim.

Das unmoralische Spielchen hat ein Ende, als die beiden dem FBI-Mann Richie DiMaso (Bradley Cooper) in die Falle gehen. DiMaso, beseelt von dem Gedanken, New Jersey von Korruption zu säubern, bietet den beiden einen Deal an: Liefert mir vier dicke Fische, darunter den Camdener Bürgermeister Carmine Polito (Jeremy Renner), und ihr kommt ungestraft davon.

David O. Russell hat 2013 den Abscam-Skandal verfilmt, über den 1980 in den USA gestritten wurde: Ist es okay, Politiker zu einer Straftat anzustiften, die sie vielleicht gar nicht begangen hätten, nur um sie hinterher überführen zu können?

FBI-Mann DiMasio kommt hier mit seinem letztlich sehr selbstsüchtigen Putzfimmel am Ende dann auch deutlich schlechter weg als der in die Falle getappte Bürgermeister Polito. Ironischerweise denken hier nämlich alle Beteiligten vor allem an eines, und zwar an sich selbst – nur ausgerechnet der vermeintlich korrupte Polito vielleicht am wenigsten.

Die Moral von der Geschichte, man sieht sie zeitig kommen. Doch die elegante Ganovenstreifenoptik à la „Ocean’s Eleven“ ist schon ein ästhetischer Genuss. Und dann sind da ja auch noch die kleinen Nebenscharmützel, weil hier irgendwie jeder mit jedem noch eine Rechnung offen hat – und man deshalb Jennifer Lawrence dabei zuschauen darf, wie sie als Rosenfelds Ehefrau nach gelungener Racheaktion an ihrem untreuen Mann zu Paul McCartneys „Live And Let Die“ mit einem Wischmopp durch die Wohnung tanzt. Yeah.

„American Hustle“; So., 20.15 Uhr, Pro7

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen