Mit Turbulenzen auf Du und Du: Angst vor neuem Crash
■ Experten fordern Abbau von Handelsungleichgewichten
Mit TURBULENZEN auf DU und DU Angst vor neuem Crash
Experten fordern Abbau von Handelsungleichgewichten
Tokio/New York (rtr) - Führende Wirtschaftsexperten haben die großen Industrienationen vor dem Gipfeltreffen in Toronto einmütig zu neuen Anti-Crash-Maßnahmen aufgefordert. Die Probleme, die zum Börsenkrach vom Oktober geführt hätten, seien noch ungelöst, die Gefahr neuer Turbulenzen an den Märkten nicht gebannt, heißt es in einer am Montag in Tokio vorgelegten Studie von fünf Forschungsinstituten, zu denen auch das Münchner Ifo-Institut gehört. Sowohl die Institute als auch vom New Yorker Magazin 'Time‘ befragte Experten fordern vom Wirtschaftsgipfel vor allem konkrete Aktionen zum schnelleren Abbau der Handelsungleichgewichte. Änderten die USA, Japan, Großbritannien, Frankreich und die Bundesrepublik Deutschland nicht ihre Politik zum Ausgleich der Handelsbilanzen, sei eine neue Talfahrt des US-Dollars zu erwarten. Nach dem Börsenkrach habe lediglich Japan die Binnenkonjunktur angekurbelt, um zur Dollarstabilisierung beizutragen. Die Wahrscheinlichkeit eines neuen Börsenkrachs schätzen die Institute aber unterschiedlich ein. Die Risiken seien hoch, wenn der Nachfolger von Präsident Ronald Reagan nicht den Abbau des US-Budgetdefizits forciere, sagte der Leiter des Institut Fran?ais, Thierry Montbrial, in Tokio. Nomura-Chef Koichi Minaguchi betonte zwar auch die Schlüsselrolle der nächsten US-Regierung, sieht aber keinen neuen Einbruch an den Börsen.
Die 'Time‘ zeichnet aufgrund einer internationalen Umfrage ein eher düsteres Szenario für die Weltwirtschaft: Der US -Bedarf an Auslandskapital zur Finanzierung des „unannehmbar großen Handelsdefizits“ bleibe hoch. Wann immer die Investoren den Amerikanern den Finanzhahn zudrehten, sei mit einem kräftigen Anstieg von Inflation und Zinsen in den USA zu rechnen. Das Resultat könnte eine weltweite Rezession und eine neue Schuldenkrise der Entwicklungsländer sein. Von der Bundesrepublik wird ein Vorziehen der Steuerreform 1990 um ein Jahr und der Verzicht auf die gerade beschlossene Erhöhung der Verbrauchsteuern erwartet. Japan habe eine weitere Öffnung und Deregulierung seiner Binnenmärkte nötig. Die USA müßten ihr Haushaltsdefizit abbauen und den privaten Verbrauch bremsen.
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