: Angst in Delmenhorst
RECHTE GEWALT In der Kleinstadt bei Bremen häufen sich die Übergriffe aus der rechten Szene. Die Opfer sind meist anders denkende Jugendliche
Zwei Männer und eine Frau aus der rechten Szene haben am Mittwoch in Delmenhorst einen türkischen Jugendlichen überfallen. Mit Karabinerhaken verletzten sie den 24-Jährigen am Kopf. „Sie hatten das Opfer festgehalten, geschlagen und getreten“, heißt es in der Presseerklärung der Polizei. Der politische Hintergrund der Täter blieb unerwähnt. „Das erleben wir immer wieder. Die Polizei verharmlost die äußerst gewaltbereite rechtsextreme Szene hier in der Stadt“, sagt Monika Meyer von „Eltern gegen Rechts“.
Eines ihrer Kinder hatte der Mutter, die ihren richtigen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte, von dem Angriff berichtet. Der Jugendliche kennt das Opfer. Er erzählte ihr, dass die drei Rechtsextremen seinen Freund erst angepöbelt, dann beim Angriff die Jacken über den Kopf gezogen hätten, um besser zuschlagen und zutreten zu können. Er nennt Namen.
In der niedersächsischen Kleinstadt bei Bremen mit knapp 75.000 Einwohnern sind die Mitglieder aus den Reihen der „Jungen Nationaldemokraten“ und „Autonomen Nationalisten“ bekannt. „Manche von denen laufen mit Schlagstöcken rum, stellen anders denkenden Jugendlichen nach“, sagt Meyer.
Bereits am 12. Oktober sollen an die 30 Rechtsextreme den Jugendtreff an der Parkschule angegriffen haben. Die Polizei kam vorbei. Doch kaum war sie weg, so ein Jugendlicher, standen die Rechten vermummt und bewaffnet mit Teleskopstöcken und Reizgas vor dem Haus. Unter Gegröle „Rotfront verrecke“ versuchten sie einzudringen. Später kam die Polizei wieder, nahm etwa zehn Rechtsextreme kurz fest. Am selben Tag soll ein Fahrzeug der Eltern eines Jugendlichen demoliert worden sein.
Die Polizei gibt sich wortkarg. „Zu den Geschehnissen vom Mittwoch und dem 12. Oktober kann ich ihnen nichts sagen, da die Ermittlungen nicht abgeschlossen sind“, erklärt Frank Böttcher, Pressesprecher der Polizeiinspektion Delmenhorst. Nach Angaben von Meyer sind alle Ermittlungen wegen rechten Übergriffen eingestellt worden.
ANDREAS SPEIT / ANDREA RÖPKE