■ Angriff auf rassistische Strömungen: Schwarze Weihnachten
Dublin (taz) – John Major werde der Truthahn im Halse stecken bleiben, verspricht Peter Salmon, der Programmdirektor von „Channel 4“. Der unabhängige britische Fernsehsender hat eine Geheimwaffe gegen Königin Elisabeth aufgeboten: Während die Queen am Weihnachtstag um 15 Uhr auf den anderen Kanälen ihre traditionelle verschnarchte Weihnachtsansprache hält, verkündet gleichzeitig bei Channel 4 der schwarze US-amerikanische Bürgerrechtler Jesse Jackson eine alternative Weihnachtsbotschaft: einen scharfen Angriff auf rassistische Strömungen in Großbritannien.
Bereits im vergangenen Jahr war es Channel 4 gelungen, sämtliche Boulevardzeitungen zu Haßtiraden zu inspirieren, als man die christlichen Feiertage mit Sendungen über Homosexualität bestritt. Der Medienwirbel sorgte dafür, daß der schwule Schriftsteller Quentin Crisp – im Englischen nennt man einen Schwulen auch „Queen“ – bei seiner Weihnachtsmessage fast ebenso viele Zuschauer hatte wie die echte Queen.
Das Thema in diesem Jahr lautet: Black Christmas. Jacksons Auftritt steht im Mittelpunkt dieses sechs Millionen Pfund (rund 15 Millionen Mark) teuren Festtagsprogramms.
Vierzehn Tage lang berichten die Sendungen über schwarze Kultur in Großbritannien, den USA und der Karibik. Ein weiterer Höhepunkt sollen eine Live-Silvesterparty aus Jamaika sowie die „Ballade von Nicky Mouse“ sein: Der Hauptdarsteller John Williams ist schwarz, schwul, hat früher gerne bewaffnete Raubüberfälle begangen und war ein enger Vertrauter der Gebrüder Kray, einer berüchtigten englischen Gangsterfamilie. Da kann selbst Elisabeth Windsor nicht mithalten. Happy Christmas! Ralf Sotscheck
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