Angriff auf Tanklaster in Afghanistan: Hinterbliebene fordern Entschädigung
78 Familien der bei dem von Bundeswehroberst Klein angeordneten Luftangriff getöteten Zivilisten wollen Geld von der Bundesregierung. Andernfalls, so ihre Bremer Anwälte, drohe eine Schadensersatzklage.
BREMEN/BERLIN afp | Dutzende Angehörige von Opfern des Luftangriffs auf zwei Tanklastzüge in Afghanistan fordern Entschädigung von der Bundesregierung. Der aus Afghanistan stammende Bremer Rechtsanwalt Karim Popal sagte dem Weser-Kurier vom Samstag, er habe mit drei Kollegen einen entsprechenden Brief an das Verteidigungsministerium geschickt, in dem um Vorgespräche gebeten wird. Ein Ministeriumssprecher sagte am Samstag lediglich, wenn das Schreiben eingehen sollte, werde es eingehend geprüft.
Die Bremer Anwälte vertreten nach eigenen Angaben die Interessen von 78 afghanischen Familien der zivilen Opfer des NATO-Bombardements bei Kundus, bei dem am 4. September laut NATO bis zu 142 Menschen getötet wurden - darunter auch Zivilisten. Die Luftunterstützung durch die NATO hatte der deutsche Oberst Georg Klein angefordert, weil er in den beiden von den Taliban gekaperten Tanklastern eine Bedrohung für den Bundeswehrstandort Kundus sah.
Popal hofft nach Angaben des Weser-Kuriers auf eine außergerichtliche Einigung mit der Bundesregierung. Scheitere diese, wollen die Anwälte auf Schadenersatz wegen fehlerhaftem und grob fahrlässigem Verhalten der Bundeswehr klagen. Die Bundesanwaltschaft prüft derzeit, ob in dem Fall ein Verstoß gegen das Völkerstrafgesetzbuch vorliegt.
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