"Angriff auf Meinungsfreiheit": Google sperrt Pirate Bay über Nacht
Offenbar versehentlich löschte Google die Filesharing-Seite Pirate Bay aus seinen Suchergebnissen. Pirate-Bay-Mitbegründer Peter Sunde Kolmisoppi wittert absichtliche Internetzensur.

BERLIN taz | Wegen eines "internen Fehlers" hat Google am Freitag die Filesharing-Indexseite Pirate Bay aus ihren Suchergebnissen entfernt. Wie das amerikanische Medienportal CNET berichtet, war die Seite allerdings schon am Samstag wieder mit einer Google-Suche zu finden. Zunächst hatte Google die Löschung der Seite mit einem Verweis auf das US-amerikanische digitale Urheberrechtsgesetz (DMCA) begründet. Die Firma RemoveYourContent habe die Herausnahme gefordert, weil durch Pirate Bay die Rechte von Kunden aus der Porno-Industrie verletzt würden. Allerdings nannte das Schreiben lediglich mehrere Unterseiten von Pirate Bay.
Pirate Bay reagierte prompt und forderte die Wiederaufnahme der Seite in die Suchergebnisse, da sie keine Kopien der verlinkten Inhalte speichert, sondern nur auf diese verweist. Deshalb verstoße Pirate Bay gar nicht gegen das DMCA. Dieselbe Klausel im Gesetz schützt auch Google vor Klagen, da auch bei Google-Suchen Inhalte gefunden werden können, die Urheberrechte verletzen.
Auch RemoveYourContent reagierte, da die auslösende Aufforderung offenbar gar nicht von der Firma abgeschickt worden war. Sie forderte eine Kopie der Email, da "möglicherweise Dritte im Namen von RemoveYourContent gehandelt" hätten. Pirate-Bay-Mitbegründer Peter Sunde Kolmisoppi sagte der schwedischen Tageszeitung Svenska Dagbladet, er glaube, Google selbst habe Pirate Bay entfernen wollen, um "einen Konkurrenten zu zensieren und freie Meinungsäußerung zu unterbinden."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!