Angestellte klagen gegen Apple: Kein Geld fürs Schlangestehen
Bei der Durchsuchung von Taschen sei täglich unbezahlte Arbeitszeit angefallen. Gleichzeitig reagiert ein Zulieferer in Asien auf Vorwürfe wegen schlechter Arbeitsbedingungen.
TAIPEH/BERLIN afp/taz | Frühere Mitarbeiter von Apple Stores in New York und San Francisco haben eine Sammelklage gegen ihren alten Arbeitgeber eingereicht. Jede Schicht habe sich durch das Durchsuchen von Taschen auf geklaute Produkte und das dadurch anfallende Schlangestehen um rund 30 Minuten verlängert, zitiert die New York Times aus der Klageschrift. Diese Zeit habe der Konzern jedoch nicht bezahlt. Dadurch summiere sich die unbezahlte Arbeitszeit für einen Mitarbeiter aufs Jahr hochgerechnet auf etwa 1.500 Dollar.
Dabei seien die Apple Stores laut dem Zeitungsbericht die rentabelsten Geschäfte in den USA. Pro Quadratfuß Ladenfläche so viel Geld umgesetzt wie nirgendwo sonst. Davon gebe Apple aber nicht allzuviel an die Verkäufer zurück. Die Meisten verdienten nicht mehr als 25.000 Dollar im Jahr. Apple wollte sich gegenüber der Zeitung nicht zu dem laufenden Prozess äußern.
Derweil hat einer der Zulieferer von Apple angekündigt, die Vorwürfe für schlechte Arbeitsbedingungen zu prüfen. Die Firma Pegatron aus Taiwan versprach am Dienstag schnelle Änderungen, sollten sich Missstände zeigen. „Wir sind überzeugt, dass unsere Beschäftigten das Herz des Unternehmen sind. Wir betrachten daher alle Arbeitsfragen genau und werden eine tiefgehende Untersuchung vornehmen“, erklärte Pegatron-Chef Jason Cheng.
Die in den USA ansässige Arbeitsrecht-Organisation China Labor Watch hatte am Montag kritisiert, in drei chinesischen Fabriken von Pegatron würden übermäßig viele Überstunden verlangt und Minderjährige beschäftigt. Damit würden in den Produktionsstätten die von Apple gesetzten Standards missachtet. Pegatron ist nicht nur für Apple aktiv, sondern stellt unter anderem Spielkonsolen, Fernseher und Computer auch für Sony und Toshiba her. Die meisten der 110.000 Beschäftigten arbeiten in den chinesischen Wirtschaftsmetropolen Shanghai, Suzhou und Chongqing.
Besserung erst nach Selbstmordserie
Apple war in den vergangenen Jahren bereits wegen der Arbeitsbedingungen in chinesischen Werken seines ebenfalls taiwanischen Zulieferers Foxconn in die Kritik geraten. Dieser hatte die Arbeitsbedingungen in seinen Fabriken nach einer Reihe von Selbstmorden aufgrund des großen öffentlichen Drucks verbessert und unter anderem auch die Löhne erhöht.
Einem Bericht zufolge hatte Apple den Auftrag für den Bau unter anderem eines günstigeren iPhones an Pegatron vergeben - auch weil das Unternehmen billiger produziere als Foxconn.
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