: „Angelernte bekommen mehr...“
■ „Unhaltbare Zustände“ in häuslicher Krankenpflege
Der „Arbeitskreis Häusliche Krankenpflege Bremen“ hat in einem Brief an Senat, Parteien und Verbände die miesen Arbeitsverhältnisse in der häuslichen Krankenpflege kritisiert: „Tatsache ist, daß wir in der Hauskrankenpflege unter den schlechtesten sozialen Bedingungen arbeiten und bezahlt werden“.
Die Arbeitsgemeinschaft hat ihrem Brief eine detaillierte Liste über die Entlohnung bei den Trägern der Hauskrankenpflege beigefügt. Demnach bekommen die Beschäftigten - meist Frauen, die oft nur Arbeitsverträge über zehn Stunden pro Woche haben - nicht mehr als 12,40 Mark brutto die Stunde. Für Fahrtkosten wird nur eine Pauschale von 40 Mark pro Monat gezahlt. Bezahlung für Fahrzeit zu den PatientInnen erhalten die PflegerInnen von keinem der Träger. Beim ASB gibt es
noch nicht einmal Zuschläge für Samstagsarbeit.
Die Arbeitsgemeinschaft fordert demgegenüber Bezahlung nach Bundesangestelltentarif. Eine examinierte Krankenschwester soll statt 12,40 den Tariflohn von 16,82 Mark erhalten, der auch für ihre Kolleginen in den staatlichen Krankenhäusern gilt. Im Forderungskatalog stehen weiterhin die Kilometerpauschale für Fahrten zu den PatientInnen, Anrechnung einer viertelstündigen Fahrtzeit pro Besuch als Arbeitszeit und tarifmäßige Feiertagszuschläge.
Die Forderungen richten sich in erster Linie an die Krankenkassen. Die sollen statt des jetztigen Satzes von 20,25 Mark pro Pflegestunde mindestens 26 Mark an die Träger der Hauspflege zahlen. Die Krankenkassen ihrerseits wollen in den im Augenblick un
terbrochenen Verhandlungen erreichen, daß die Träger die höheren Lohnkosten selbst tragen. Die Träger meinen jedoch, auf der Basis der heutigen Krankenkassensätze keinen Spielraum für höhere Löhne zu haben.
Gina Toewe, eine Vertreterin des Arbeitskreises, berichtete, daß die Krankenkassen die erforderliche Qualifikation der PflegerInnen infrage stellten, um die Löhne niedrig zu halten. Doch „die Anfoderungen steigen ständig“, sagt Gina Toewe „und selbst angelernte Pfleger auf den Stationen der Krankenhäuser bekommen mehr als wir“.
Und für die Zukunft, da sind sich die HauspflegerInnen sicher, werden sie dringender benlötigt denn je. Denn durch die Verkürzung der Zivildienstzeit wird sich der Personalbedarf im Pflegebereich erheblich erhöhen.
krach
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