: Anderes "Schlußlicht" suchen
■ betr.: "Blamabel für die Sozialarbeiter-Uni" unter "Behinderte", taz vom 26.7.90
Betr.: „Blamabel für die Sozialarbeiter-Uni“ unter „Behinderte“, taz vom 26.7.90
Wir danken Ihnen, daß Sie uns in Ihrer Meldung über die Schwerbehindertenstatistik zur „Sozialarbeiter-Uni“ aufgestuft haben.
„Peinlich“ beziehungsweise „blamabel“ ist dabei allerdings ganz was anderes und nicht für die Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik, nämlich daß Sie offenbar ungeprüft falsches Zahlenmaterial weiterverarbeiten. Die „Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik“ beschäftigt zur Zeit 31 Verwaltungsmitarbeiter und 45 HochschullehrerInnen. Von ihnen sind jeweils zwei schwerbehindert, so daß der Prozentsatz zwischen 6,45 und 4,44, durchschnittlich also bei 5,26 Prozent liegt. Damit wären wir, sollten Ihre anderen Zahlenangaben stimmen, schon beinahe Spitze - also das genaue Gegenteil zu Ihrer Behauptung! Sorry, aber Sie müssen sich wohl ein anderes „Schlußlicht“ suchen - und damit eine andere Schlagzeile!
Eine sehr dramatische Situation, über die Sie unseres Wissens aber bisher nicht berichtet haben, besteht darin, daß die FHSS in Räumen untergebracht ist, die zum Beispiel Rollstuhlfahrern das Studium an der FHSS absolut unmöglich machen. Die grundlegende Veränderung der räumlichen Situation durch einen von der FHSS seit 15 Jahren geforderten Neubau ist allerdings nun gefährdet, weil der Senat von Berlin, entgegen ursprünglicher Beschlüsse auch des Abgeordnetenhauses von Berlin, diesen Neubau trotz der wichtigen Zusage des Bundes zur Mitfinanzierung im Umfang von 50 Prozent der entstehenden Neubaukosten aus seiner Investitionsplanung im vergangenen Monat herausgeworfen hat.
Damit ist eine längere Planungsarbeit der FHSS über den Haufen geworfen worden, die unter anderem auch beinhaltet, daß mit dem Neubau eine Voraussetzung geschaffen wird, Behinderten aus dem gesamten norddeutschen Raum eine Studiermöglichkeit in unserer Fachhochschule anzubieten, denn gerade den behinderten Studenten muß ein Studium an der FHSS ermöglicht werden, da die Arbeit mit Behinderten ein breites Tätigkeitsfeld in der Sozialarbeit/Sozialpädagogik einnimmt.
Johannssen, Verwaltungsleiter der Fachhoch schule für Sozialarbeit und Sozialpädagogi
Anmerkung d.Red.: Das „falsche Zahlenmaterial“ stammte aus einer offiziellen Presseerklärung des Innensenators. In dieser mehrere Seiten langen Statistik rangierte die Fachhochschule in der Tat an letzter Stelle. Berlinweit, so diese Statistik, beträgt der durchschnittliche Anteil von Schwerbehinderten im öffentlichen Dienst 6,18 Prozent.
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