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AnalyseZurück in die Zukunft

■ Die Präsidentschaftswahlen in Algerien lassen Nostalgie aufkommen

Algeriens alte Garde greift wieder nach der Macht. Zehn Jahre nach dem demokratischen Aufbruch, der 1992 im Abbruch der ersten freien Wahlen und dem Verbot der Islamischen Heilsfront (FIS) endete, hat der Kandidat der ehemaligen Einheitspartei FLN, Abdelaziz Bouteflika, gute Chancen, die vorgezogenen Präsidentschaftswahlen am 15. April zu gewinnen.

Bouteflika hatte sechzehn Jahre das Amt des Außenministers inne und war der engste Vertraute des 1978 verstorbenen Präsidenten Houari Boumediene, der Algerien mit seinen sozialistischen Experimenten zu relativem Wohlstand führte. Seit Ende der 80er Jahre ist Bouteflika einer der Führer der Konservativen innerhalb der FLN im ideologischen Kampf gegen den Erneuererflügel. Als sich viele hohe Staatsbeamten 1996 aus der ehemaligen Einheitspartei verabschiedeten und zur Unterstützung des ersten gewählten Präsidenten Liamine Zéroual die National-Demokratische Versammlung (RND) gründeten, blieb Bouteflika der geschwächten FLN treu. Jetzt, nachdem Zéroual die Präsidentschaftswahlen um andertalb Jahre vorgezogen hat, beginnt sich Bouteflikas Durchhaltevermögen auszuzahlen.

Die RND ist innerlich zerstritten. Ein eigener Kandidat der stärksten Partei des Landes ist nicht in Sicht. Es dürfte deshalb nur eine Frage Zeit sein, bis die RND Bouteflika unterstützt. Die allmächtige Armee hat der FLN-Mann bereits hinter sich. Niemand scheint in der Lage zu sein, Bouteflika als gemeinsamen Kandidaten der gesamten „revolutionären Familie“ ernsthaft in Bedrängnis zu bringen.

Der Chef der gemäßigten islamistischen MSP-Hamas, Mahfoud Nahnah, kann nicht einmal das gesamte religiöse Lager auf sich vereinigen. Und der einzige mögliche starke Kandidat der nichtreligiösen Opposition, der Vorsitzende der Front der Sozialistischen Kräfte (FFS), Hocine Ait Ahmed, ist mit seiner Forderung nach einem „Dialog zur nationalen Aussöhnung“ im demokratischen Lager nicht einheitsfähig. Alles deutet darauf hin, daß die FFS einen anderen alten Bekannten aus FLN-Tagen unterstützen wird: Mouloud Hamrouche. Der Chef der FLN-Erneuerer zeichnete einst als Regierungschef für die Öffnung des Landes vor zehn Jahren verantwortlich. Eine politisch korrekte Laufbahn, die jedoch nur wenige Stimmen bringen dürfte. Nach sieben Jahren Bürgerkrieg wünschen sich viele Algerier „die goldenen Jahre“ unter Präsident Boumediene zurück. Die Zeit hat die politische Unterdrückung vergessen gemacht. Der relative wirtschaftliche Wohlstand und die Stabilität zu Zeiten der sozialistischen Experimente sind hingegen von bleibender Erinnerung. Boumedienes ewige Nummer zwei Bouteflika wird diese Nostalgie zu nutzen wissen. Reiner Wandler

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