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■ Anachronismus BeamtentumGoldener Käfig

Warum allerorten im öffentlichen Dienst Beamte zwingend notwendig sind, vermögen ungebrochen nur noch deren Funktionäre zu erklären – die Beamtenschaft selbst definiert ihren Status vor allem über jene Privilegien, an denen sich die minderbemittelten Normalarbeitenden berechtigt reiben. Das Beamtentum ist ein Anachronismus in einer modernen Dienstleistungsgesellschaft, in der es nicht um eine dem Untertan gnädig gewährte Gunst, sondern um bürgernahen Dienst am Souverän geht. Das verstaubte Kartell der Schreibstuben hat sich deshalb längst selbst in Frage gestellt. Wenn Beamte sich um ihre Entlassung sorgen müßten, wäre Kundenfreundlichkeit auf Ämtern kein Fremdwort mehr. Zwischen dem Drang zur Privatisierung staatlicher Aufgaben und dem Festhalten am Leitbild des auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung eingeschworenen Staatsdieners hat sich die CDU bisher schwergetan. Um so bemerkenswerter, daß der Senat das Prinzip jetzt in Frage stellt, auch deshalb, weil in Ostberlin die Verbeamtungswelle erst beginnt. Also Tabula rasa? Daß man differenziert herangehen muß, zeigt sich bereits bei den Lehrern und Professoren. Die von der Entbeamtung betroffenen LehrerInnen werden es möglicherweise begrüßen, nicht mehr vom goldenen Käfig der Beamtenpension behindert zu werden, wenn der Frust am Job zu groß wird. Der Vorschlag würde sicher auch die Professoren auf Trab bringen, die derzeit nach ihrer Verbeamtung auf das verschnarchteste durchs Lehr-Leben dümpeln können. Dagegen steht andererseits die durch die Verbeamtung garantierte Freiheit der Lehre, die genau deswegen auch Forschung gegen jene sein kann, die Kritik am eigenen Regierungshandeln gerne zum Schweigen bringen möchten – notfalls auch durch die Entlassung. Gerd Nowakowski

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