: „An der Stadterneuerung wird nicht gespart“
■ Bausenator Nagel (SPD) legt „Erfolgsbilanz 93“ vor und kündigt für dieses Jahr elf weitere Sanierungsgebiete an / Mieten künftig über Mietspiegelmittelwert
„Altbauverfall gestoppt – Sanierung unter Volldampf“: Stolz wie immer präsentierte Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) gestern die „Erfolgsbilanz 1993“ der öffentlich geförderten Altbausanierung und versprach, das Fördervolumen in diesem Jahr bei über einer Milliarde Mark zu halten.
Stadterneuerung sei nicht spektakulär, aber effektiv, gab sich Nagel überzeugt. So seien 1993 über 90.000 Wohnungen mit öffentlichen Geldern instandgesetzt oder modernisiert worden. Von insgesamt 1,1 Milliarden Mark seien 830 Millionen Mark in den Ostteil der Stadt geflossen. Für das laufende Jahr kündigte der Bausenator ein Fördervolumen von 1,2 Milliarden an. 300 Millionen Mark davon sollen für die Sanierung der Plattenbauten ausgegeben werden. Nachdem 1993 fünf Sanierungsgebiete ausgewiesen wurden, sollen 1994 elf weitere folgen, zehn davon im Osten der Stadt, eins in Moabit. Nagel betonte ausdrücklich, daß die soziale Stadterneuerung nicht unter die Sparmaßnahmen fallen würde. Darüber sei er gestern mit Finanzsenator Elmar Pieroth (CDU) übereingekommen.
Ob die Mieten, wie von Nagel gefordert, tatsächlich „bezahlbar bleiben“, ist allerdings fraglich. In den künftigen Sanierungsrichtlinien soll die Miete bis auf zehn Prozent über den Mittelwert des Mietspiegels steigen können. Nagel verteidigte den Mietsprung damit, daß künftig auch die Mieter ihren Teil zur sozialen Stadterneuerung beizutragen hätten. Eine Orientierung der Miete am Einkommen, hieß es, sei allerdings nicht ohne weiteres handhabbar. Seine Philosophie umriß der Bausenator damit, mit den vorhandenen Mitteln möglichst viele Wohnungen in Ordnung zu bringen. Sichtlich zufrieden zeigte sich der Senator, der noch immer die „Berlin 2000“-Anstecknadel am Revers trägt, auch über die Beseitigung des Wohnungsleerstands. „Im Westen ist das Problem praktisch gelöst“, sagte Nagel, „im Osten haben wir es im Griff.“ Nur noch 8.000 Wohnungen stünden dort zur Zeit leer. Davon sei die Hälfte in einem so schlechten Zustand, daß sie niemand haben wolle. „Das ist auch der Grund“, forderte Senator Nagel den Sportsgeist der Wohnungslosen heraus, „warum es im Ostteil keine Neubesetzungen gibt.“ Uwe Rada
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen