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KOMMENTARAn PA(c)Ken statt Sparen

■ Im Umweltskandal spielen Senatoren Buchhalterrolle

Etwa 30 Spielplätze sind mit hochgiftigen polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belastet — aber bitte keine Panik. Die Untersuchungen seien ungenau, der Unbedenklichkeitswert — der weit überschritten wird — sei zu penibel festgelegt und sollte gelockert werden, behaupten Umwelt- und Gesundheitsverwaltung allen Ernstes. Doch den Spruch »Keine Panik« kennen wir auch aus bundesweiten Umweltskandalen.

Vor sieben Jahren, als in Hamburg der »Arsen-Skandal« der Norddeutschen Affinerie ruchbar wurde, spielte die SPD-Regierung die Gefahren herunter. Dann konnten die Politiker nicht länger verheimlichen, daß auf nahegelegenen Spielplätzen Todesgefahr bestand. Idee der Volksvertreter: Warnschilder für Kleinkinder — ihnen war entgangen, daß Knirpse bekanntlich noch nicht lesen können. Im vergangenen Jahr gab die nordrhein-westfälische Landesregierung nach wenigen Wochen für hochvergiftete Sportplätze Entwarnung. Das stark dioxinhaltige Marsberger »Kieselrot« gefährde Sportler nicht, begründete die SPD-Regierung die Wiedereröffnung der Freizeitfelder mit einem Gutachten. Doch in der Untersuchung war das Gegenteil festgestellt worden. Bei vier Sportlern fand man im Körper erheblich mehr hochgiftiges Marsberg-Dioxin, als gesundheitlich verträglich war. Das Fazit der Experten, das die Regierenden vor der Öffentlichkeit geheimhalten wollten: Bei Sportplätzen mit »Kieselrot« erfolgt eine gesundheitliche Belastung.

Die Berliner Gesundheits- und die Umweltverwaltung geben den fahrlässigen Umgang mit dem jüngsten Umweltskandal zwar ehrlich zu: Kein Geld. Doch wer so argumentiert, ist auf seinem Posten fehl am Platze. Fürs Sparen ist der Finanzsenator zuständig — fürs AnPA(c)Ken Umweltsenator Volker Hassemer und Gesundheitssenator Peter Luther. Dirk Wildt

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