: Ampel schützt vor Unfall nicht
Zum Schutz von Fußgängern und Radfahrern fordert der Verkehrsclub Deutschland, Ampeln in Köln radikal abzubauen – damit Autofahrer zur Vorsicht gezwungen sind. Die Stadt besteht auf Ampeln
VON DIRK ECKERT
„Rechts vor Links ist ein wunderbares System“, sagt Roland Schüler. Mit der Ausweitung dieser einfachen Regel könnten nach Ansicht des Sprechers des Verkehrsclub Deutschland (VCD) Köln zahlreiche Unfälle in der Domstadt vermieden werden, gerade an Kreuzungen, an denen es immer wieder zu den gleichen, oft tödlichen Unfällen kommt (taz berichtete). Konkret will Schüler deshalb Kreisverkehr statt Ampeln – auch an viel befahrenen Straßenkreuzungen wie Aachener Straße/Innere Kanalstraße, die mit drei Toten bzw. Schwerverletzten in drei Jahren zu den gefährlichsten Orten in Köln gehört.
Im Straßenverkehr weiter auf bessere und teurere Technik zu setzen, um die Unfallzahlen zu reduzieren, ist nach Schülers Ansicht schon aus prinzipiellen Gründen der falsche Weg. „Warum soll die Stadt die Kosten für die Unfähigkeit der Autofahrer tragen?“, fragt er und fordert ein grundsätzliches Umdenken in der Verkehrspolitik: „Ampeln suggerieren Sicherheit, die nicht da ist.“ Zeige die Ampel grün, nehme der Autofahrer an, er habe freie Fahrt – und überfahre beim Rechtsabbiegen die Fußgänger, die gerade über die grüne Fußgängerampel gehen, beschreibt Schüler die Auswirkungen von Ampeln. Bei Rechts vor Links seien die Autofahrer dagegen gezwungen, selbst aufzupassen.
Diesem Plädoyer gegen Ampeln will sich die Stadtverwaltung jedoch nicht anschließen. „Ampeln bieten schwachen Verkehrsteilnehmern Schutz“, sagt Sabine Bongenberg vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik. Kreisverkehr sei nur dann möglich, wenn das Verkehrsaufkommen nicht zu hoch sei, alle Zufahrtsstraßen in etwa gleich ausgelastet seien und genügend Platz vorhanden sei. „Man muss berücksichtigen, dass an manchen Kreuzungen der Schwerlastverkehr durch muss“, so Bongenberg. Kreisverkehr bei so genannten Unfallhäufungspunkten schließt sie kategorisch aus: „Dort werden wir die Ampel nicht demontieren.“
Trotz solcher Bedenken hat die Stadt jedoch ein Programm zum Abbau von Ampeln aufgesetzt: An 80 Orten soll geprüft werden, ob erneuerungsbedürftige Ampeln nicht durch Kreisverkehre, Einengungen, Aufpflasterungen oder Verkehrsinseln überflüssig gemacht werden können. Am Theodor-Heuss-Ring/Clever Straße in der Nähe des Ebertplatzes, am Maternuskirchplatz in der Südstadt sowie an der Kreuzung Bayardsgasse/Fleischmengergasse südlich des Neumarkts sollen schon bald die Ampeln verschwinden, kündigt Hans Richter vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik gegenüber der taz an.
Allerdings würden Ampeln nur abgebaut, wenn das finanziell günstiger sei. Außerdem gebe es Fälle, wo die Ampeln aus Sicherheitsgründen bleiben müssten. Als die Stadt zum Beispiel die Ampel auf der Severinstraße über der gleichnamigen Bahnhaltestelle abschaffen wollte, habe die nahe Blindenschule protestiert, erzählt Richter. Die Stadt habe die Ampel daraufhin natürlich stehen lassen.