: Amnesty–Kampagne gegen Todesstrafe
■ ai geht gegen die Verhängung der Todesstrafe vor / In den USA werden Schwarze schneller als Weiße hingerichtet
London (afp) - Als „Lotterie des Schreckens“ hat die Gefangenenhilfsorganisation „Amnesty International“ die Art und Weise bezeichnet, in der in den USA die Todesstrafe verhängt wird. Bei der Entscheidung über Leben oder Tod eines Menschen spielten rassistische, politische und finanzielle Beweggründe eine Rolle, heißt es in einem Bericht der Organisation, der am Donnerstag in London veröffentlicht wurde. Die Todesstrafe werde in den USA in Verletzung internationaler Verträge angewandt und auf diskriminierende Weise häufiger gegen Schwarze als gegen Weiße ausgesprochen. Zudem sei die Hinrichtung für den Todeskandidaten nicht selten mit seelischer Grausamkeit verbunden. So komme es vor, daß der Gefangene minutenlang auf dem elektrischen Stuhl ausharren und die Stromstöße mehrmals wiederholt werden müßten. Die Zahl der Exekutionen stieg in den USA dem Bericht zufolge sprunghaft an. In den letzten drei Jahren wurden 57 Personen hingerichtet, während es in den vorangegangenen sieben Jahren elf waren. Insgesamt wird die Zahl der Hingerichteten seit Bestehen der USA auf über 13.000 geschätzt. Die Todesstrafe war 1976 nach neunjähriger Suspendierung wieder eingeführt worden. In den Todestrakten der amerikanischen Gefängnisse warten derzeit 1.838 Gefangene auf eine Entscheidung darüber, ob sie begnadigt oder aber auf den elekrischen Stuhl geführt, vergast, vergiftet, gehängt oder erschossen werden. Entgegen den Bestimmungen der Menschenrechtskonvention der USA befänden sich unter den Hingerichteten auch Minderjährige und geistig unzurechnungsfähige Personen, bemängelt „Amnesty“. Mit Hilfe von Statistiken zeigt „Amnesty“ auf, daß Schwarze, die einen Weißen ermordet haben, häufiger zum Tode verurteilt und hingerichtet werden als Weiße, die einen Schwarzen auf dem Gewissen haben. Zwei Drittel der Hinrichtungen finden in den drei Südstaaten Florida, Georgia und Texas statt. Der Bericht bildet den Auftakt einer „Amnesty“–Kampagne für die Abschaffung der Todesstrafe in den USA. Weitere Länder, in denen die Organisation in diesem Sinne aktiv werden will, sind China, Kuba, Iran, Irak, Nigeria, Südafrika und die UdSSR.
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