: Amerikanische Expansionspolitik
betr.: u.a. „Afghanistan ist der Anfang“, taz vom 9. 10. 01
Gerne würde ich der vergangene Woche von Gregor Gysi für die PDS ausgegebenen Maxime folgen, die zurückliegende (Welt-)Politik der USA von der aktuellen Vergeltung für die terroristischen Anschläge in New York und Washington zu entkoppeln. Allein die Amerikaner machen mir dies schwer. Schon heute deutet US-Verteidigungsminister Rumsfeld an, die angelaufene Militäroperation könne sich sogar über Jahre hinziehen und werde sich voraussichtlich nicht auf Afghanistan beschränken; in Saudi-Arabien und Kuwait ist die US-Armee seit Beendigung des Krieges dort vor zehn Jahren noch nicht abgezogen und kontrolliert u.a. von dort aus den Irak. Schwer nachzuvollziehen, dass dies ausschließlich zur Terrorismusbekämpfung bzw. zum Sturz eines Diktators dienen soll. Auf jeden Fall ginge damit die Vergrößerung des Einflussbereiches der USA namentlich u.a. die Sicherung von Ressourcen rund um das Kaspische Meer einher, was nicht viel anderes bedeutet als eben die Kontinuität amerikanischer Expansionspolitik. HANNES ELSEBROCK, Wesel
„Läppisches“ Verhalten
betr.: „Schmerzensmann Bin Laden“ von Viola Roggenkamp, taz vom 10. 10. 01
Endlich! Dieser Kommentar war überfällig. Nicht nur die psychologischen Kommentare von Richter und Theweleit, sondern auch das in der taz um sich greifende gefällige Jonglieren mit Völkerrechtsparagraphen steht angesichts tausender Toter schlicht in keinem Verhältnis zur Realität. Psychiater nennen ein solches Verhalten „läppisch“ und attestieren damit zu Recht Geistesverwirrtheit. Ganz nebenher ist die gesamte Völkerrechtsargumentation schlicht falsch. Es handelt sich nicht um einen Krieg gegen ein Land, sondern um einen von der völkerrechtlich anerkannten Regierung unter Staatschef Rabani gebilligten Krieg gegen eine aus gutem Grund völkerrechtlich nicht anerkannte, von ausländischen Terrorgruppen unterstützte und die Bevölkerung terrorisierende Rebellenarmee. HANSJÜRGEN WILDE, Bremen
Die Grünen und der Krieg
Was für ein Glück, dass die Grünen regieren! Seitdem gibt es zwar keinen Frieden mehr, aber dafür ist der Krieg auch nicht mehr so schlimm. Es werden nämlich nur noch Schuldige getroffen und: erstmals seit 1945 gewinnt Deutschland wieder! Und wenn mal gerade ein besonders armes Land angegriffen wird, werden nach den Bomben gleich noch Kekse und Erdnussbutter nachgeschmissen. Ein Vorschlag: Warum nicht zusätzlich noch Bein- und Armprothesen, möglichst auch in Kindergröße, für die Kollateralschäden? JAN KNUPPER, Hamburg
Demokratiefeindlicher Akt
betr.: „Dann kommen wir lieber gar nicht“, „Innerstaatliche Feinderklärung“, taz vom 10. 10. 01
Ohne die PDS als Partei von Non-Konformisten bezeichnen zu wollen, das wäre zuviel des Guten, muss es als zutiefst demokratiefeindlicher Akt gewertet werden, eine demokratisch gewählte Partei von den Informationen zum Stand des derzeitigen Kriegsgeschehens auszuschließen und damit den Versuch zu unternehmen, innerparlamentarischen Widerstand gegen die Kriegslogik zu unterbinden. [. . .] Hier wird ein verräterischer Boden genährt, auf dem jede von der Kriegslinie abweichende Meinung als „Antiamerikanismus“ etikettiert werden darf. Wir sollten uns vorsehen, dass nicht wieder bleierne Zeiten aufziehen, in denen Denunziantentum das Land vergiftet und Vertreter non-konformistischer Auffassung ungestraft als „Sympathisanten des Terrors“ diskreditiert werden. JOHANNES GÜNNEWIG, Essen
Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen