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American PieBuhlen um die Männer

■ Die Fernseheinnahmen der NFL werden sich in den nächsten Jahren fast verdoppeln

And them good ol' boys were drinking whisky and rye

Wie meist hatte Rupert Murdoch seine Hand im Spiel, als vor vier Jahren die Preise für die Fernsehrechte an der National Football League (NFL) rapide in die Höhe schossen. 1,58 Milliarden bot sein Sender Fox damals für die Sonntagsspiele der National Conference (NFC) und katapultierte CBS, das 100 Millionen weniger offerierte, aus dem Football-Geschäft. Maßlosigkeit und Wahnwitz wurden Murdoch vorgeworfen, inzwischen lacht er sich ins Fäustchen. Fox hatte zuletzt die zweithöchsten Einschaltquoten bei Männern zwischen 18 und 49, einer Gruppe, die von Anzeigenkunden heftigst umworben wird. Insgesamt kamen mehr als ein Viertel der Werbeeinnahmen der vier großen Sender aus Sportübertragungen, davon 40 Prozent aus der NFL.

Logisch, daß sich jetzt bei der Erneuerung der Fernsehverträge mit der Football-Liga die Gebote überschlagen. Nachdem die NBA kürzlich einen 2,6-Milliarden-Vertrag für vier Jahre abgeschlossen hatte, wird bei der NFL jetzt mit einer Steigerung bis zu 90 Prozent gerechnet. 4,4 Milliarden Dollar brachte das Gesamtpaket für die letzten vier Jahre, die nächsten acht Jahre sollen, wenn die entsprechenden Optionen wahrgenommen werden, 15 Milliarden oder mehr bringen.

Den Anfang machte am Montag Fox, das sich seine bisherigen NFC-Rechte, inklusive drei Super Bowls, für fünf weitere Jahre sicherte und dafür 2,75 Milliarden Dollar zahlt. CBS steigt reumütig wieder ein, schnappte NBC die Rechte für die Sonntagsspiele der American Conference (AFC) weg und berappt vier Milliarden Dollar für acht Jahre. Um die begehrten Montagsspiele streitet der bisherige Inhaber ABC mit NBC. Es wird erwartet, daß ABC auf jeden Fall das Angebot des Konkurrenten überbieten und ebenfalls mehr als 500 Millionen Dollar pro Jahr zahlen wird. Damit wäre NBC draußen, kann dies allerdings am besten von den großen Networks verkraften, da es die NBA, die Olympischen Spiele, Baseball und das erfolgreichste Abendprogramm hat.

Vollends fettgemacht wird der Deal durch die Kabelsender ESPN und TNT, das Gesamtpaket dürfte der NFL am Ende mehr Geld bringen als alle neun bisherigen TV-Verträge zusammen. Den ersten gab es übrigens 1962, als CBS 4,65 Millionen Dollar für zwei Jahre zahlte. Soviel kosten heute zwei Minuten Werbung bei der Super Bowl.

Besonders erstaunlich ist die Dollarflut angesichts der Tatsache, daß die Einschaltquoten der NFL in der letzten Saison drastisch um sechs Prozent fielen und die schlechtesten seit 1970 waren. Selbst der Halbfinal-Knüller San Francisco 49ers gegen Green Bay Packers sackte gegenüber dem Match Green Bay – Carolina im Vorjahr um zehn Prozent auf 27,4 ab. Entscheidend für die Sender sind jedoch Anzeigenprofite und Imagegewinn. „CBS mag vielleicht 150 Millionen Dollar im Jahr verlieren“, sagt Marketingexperte Mike Trager, „aber es ist eine Investition in das Network.“ Matti Lieske

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