piwik no script img

American Pie„Ich langweile mich“

■ Dennis Rodman läßt erkennen, daß er wohl doch für die Los Angeles Lakers spielen will

The church bells all

were broken

„Worm Watch“ hieß die Devise der letzten Woche in der Basketball-Liga NBA. Seit Dennis Rodman, wahlweise auch „Dennis The Menace“ oder eben „Der Wurm“ genannt, anklingen ließ, daß er bei den Los Angeles Lakers einsteigen wolle, gab es jeden Tag neue Spekulationen um den flamboyanten Rebounder. Jeden Tag wurden die Spieler so ausgiebig von Reportern gelöchert, ob er denn nun käme und was sie davon hielten, daß der einstigen Lakers-Größe Magic Johnson schließlich in der Talkshow von David Letterman der Kragen platzte und er dem Team riet, „die Sache einfach zu vergessen“. Das ist aber nicht im Sinne von Klubbesitzer Jerry Buss, einem Rodman-Fan, der weiß, daß dies der Baustein sein könnte, der dem Team endlich wieder die Meisterschaft bringt.

Für den Montag hatte Rodman schließlich eine Pressekonferenz einberufen, um die Sache endgültig aufzuklären, doch wer sich eindeutige Antworten erhofft hatte, sah sich getäuscht. Auf dem Kopf eine Art bunten Scheuerlappen, über den Augen die obligatorische Sonnenbrille, war der 37jährige mit halbstündiger Verspätung in Begleitung von Gattin Carmen Electra erschienen. Die Veranstaltung geriet dann ähnlich verworren wie die mysteriöse Hochzeit mit dem „Baywatch“- Star vor einigen Monaten in Las Vegas. Rodman sparte nicht mit zotigen Bemerkungen über sein Sexleben und die Welt, brach am Ende sogar in Tränen aus, schuf aber ansonsten wenig Klarheit. Als einem Journalisten der Kragen platzte und er fragte, warum Rodman eine Pressekonferenz einberiefe, wenn er gar nichts zu sagen habe, schnappte der Basketballer giftig zurück: „Du brauchst ja nicht hier zu sein.“ Dann bequemte er sich zu der Ankündigung, daß er noch am selben Abend einen Vertrag unterschreiben werde, was er dann aber nicht tat. Dennoch, so ein Vertrauter, werde Rodman schon heute mit der Mannschaft trainieren und vermutlich am Freitag gegen die Los Angeles Clippers sein Debüt geben.

Die Frage ist: Warum das alles? Geld scheidet als Motivation offenbar aus, denn die Lakers dürfen ihm aufgrund der Gehaltsobergrenze nur das Veteranen-Minimum von einer Million Dollar pro Saison zahlen, das sich wegen der verkürzten Spielzeit auf 500.000 Dollar reduziert. Ein Pappenstiel gegen die knapp 15 Millionen Dollar, die etwa Shaquille O'Neal nach Hause trägt. „Vielleicht könnte ihm Shaq ja was abgeben“, hatte Magic grinsend vorgeschlagen, doch O'Neal betont zwar stets, wie großartig Rodman für das Team wäre, von Geld hat er aber bisher kein Wort gesagt. Auch auf die drei Millionen Dollar, die ihm angeblich von seinem Sponsor Converse zustehen, wenn er in Chicago, New York oder Los Angeles spielt, kann Rodman nicht unbedingt rechnen. „Für die muß ich vor Gericht kämpfen“, behauptete er am Montag.

„Ich vermisse es einfach, zu unterhalten“, nannte er als einzigen Grund für seine geplante Rückkehr, „ich langweile mich.“ Wie gut ihn die Lakers gebrauchen können, zeigte am gleichen Abend ihre 113:117- Niederlage nach Verlängerung bei den Denver Nuggets, die erst ihr zweites Saisonspiel gewannen. Probleme gab es vor allem in der Defense, was sich in 51 Freiwürfen für die Nuggets niederschlug. „Er ist ein Spieler mit riesiger Energie“, sagt der erfahrene Derek Harper über Rodman, „er wird uns einen Schub geben.“

Lernen müssen die Lakers nach Meinung des fünfmaligen NBA-Champions noch, was ein Team ist. „All diese Jungs wollen Superstars sein“, las er seinen neuen Kollegen gleich mal die Leviten, „aber jeder muß seine Rolle spielen.“ Um so härter traf ihn die Frage eines Reporters, ob er nicht zu selbstsüchtig sei. „Egal, was ich für diese Liga tue“, jammerte Rodman, während Tränen unter seiner Sonnenbrille hervorquollen, „ich kann niemals gewinnen.“ Matti Lieske

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen