Amazons Lesegerät Kindle: E-Reader nur für englische Bücher

Nach Verzögerungen hat der E-Commerce-Riese Amazon eine internationale Version seines E-Readers Kindle angekündigt. Die Bücher bleiben zunächst in englischer Sprache.

Kommt doch noch nach Deutschland: der Kindle. Bild: dpa

BERLIN taz | Eigentlichen hatten Beobachter bis zuletzt kaum mehr damit gerechnet, dass Amazon seinen viel gehypten E-Book-Reader Kindle doch noch auf den ausländischen Markt bringen würden - zu oft war der hiesige Verkaufsstart des in den USA schon seit 2007 auf dem Markt befindlichen Gerätes verschoben worden, zu problematisch die Verhandlungen mit Buchverlagen und den Netzbetreibern, die sich um die Auslieferung der digitalisierten Ex-Druckwerke kümmern sollten.

Doch der Boss des E-Commerce-Riesen, Jeff Bezos, wäre wohl nicht seit 15 Jahren in seiner Position, wenn er schnell aufgeben würde: Wie Amazon in der Nacht zum Mittwoch mitteilte, kommt der internationale Kindle nun doch - und zwar durch die Hintertür. Demnach wird ab dem 19. Okobter eine UMTS-Version ausgeliefert, die auch außerhalb der USA funktioniert. Das interessante daran: Genauso wie im Kindle-Heimatland sollen auch bei uns Bücher kostenlos drahtlos auf das Gerät übertragen werden können. Amazon hat dazu Verträge mit dem US-Netzbetreiber AT&T geschlossen, der wiederum Roaming-Abkommen mit den T-Mobiles und Vodafones Europas besitzt. In insgesamt 100 Ländern soll das gehen.

Das bedeutet, dass man beim Kauf eines Buches, der dank UMTS nahezu überall in der zivilisierten Welt möglich sein wird, nur für selbiges bezahlen muss, nicht jedoch für die sonst eigentlich sehr teure Anlieferung über das mobile Netzwerk. Ein einzelnes Werk soll in kaum mehr als einer Minute bereitstehen. Damit will Amazon vor allem spontanes Buch-Shopping ermöglichen: Hört der Kindle-Besitzer unterwegs von einem für ihn interessanten Werk, hat er es mit wenigen Tastendrücken heruntergeladen.

Doch einen gewichtigen Haken hat der internationale Kindle: Amazon gelang es nicht rechtzeitig, mit ausländischen Verlagen die Rechte für Bücher in den jeweiligen Fremdsprachen zu erwerben - eine Aussage, wann es soweit ist, wurde ebenfalls nicht gemacht. Das heißt: Besitzer des Geräts werden anfangs nur auf den Katalog aus rund 200.000 englischsprachigen Werken zugreifen können, die in den USA bereits angeboten werden. (Es gibt jedoch Ausnahmen, die Verlage dürfen jeweils entscheiden.) Auch die Zeitungs-Angebote sind vor allem auf Englisch verfügbar. Immerhin gibt es eine internationale Version der "FAZ" (auf Deutsch), die sich für knapp 13 Euro erwerben lässt.

Neben der neuen UMTS-Funktion - in den USA funkt Amazon auf einem anderen Netz - entspricht der internationale Kindle dem US-Modell. Das Gerät besitzt ein monochromes "E-Ink"-Display, das Bücher ähnlich wie ein grauer gedruckter Paperback darstellt und damit sehr lesefreundlich ist. Farben sucht man dagegen vergeblich, allerdings lassen sich monochrome Bilder darstellen.

Preislich ist der Kindle für Europa allerdings nur bedingt attraktiv. So schlägt Amazon mal eben 20 Dollar gegenüber dem gerade im Preis gesenkten US-Modell drauf (279 statt 259 Dollar). Zudem muss der Kunde Zoll, Versand, Umsatzsteuer und Umrechnungsgebühren, die von vielen Kreditkartenanbietern aufgeschlagen werden, tragen. Schon die Gebühren, die Amazon selbst auf seiner Seite für Versand und "Import Fees" berechnet, ergeben je nach Wechselkurs über 60 Euro. Kommt dann bei der Ankunft in Deutschland noch 19 Prozent Umsatzsteuer hinzu, die Amazon laut eigenen Angaben nicht selbst berechnet, kostet der internationale Kindle mal eben knapp unter 300 Euro. Aufschläge gibt es auch bei den Büchern. Werden Bestseller in den USA für 10 Dollar vertickt, bezahlt man international 12 Dollar. Immerhin ist die Umsatzsteuer hier schon drin.

Ärgerlich ist außerdem, dass Amazon nur den "normalen" Kindle in einer internationalen Version anbietet, nicht das kürzlich eingeführte größere Modell Kindle DX. Letzteres hat einen deutlich größeren Bildschirm (9,7 statt 6 Zoll), der sich besser für Magazine und Zeitungen eignet, und bietet eine direkte Darstellung von PDF-Dokumenten ohne Umwandlung, was Geschäftsleuten und Studenten gefällt. Wann der DX auch in einer internationalen Version verfügbar sein wird, ist bislang nicht bekannt.

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