DER MÄNNLICHE BLICK : Am Ende zählt der Sieg. Und: Steht auf, wenn ihr Schwule seid!
VON JAN FEDDERSEN
So röhrte es ZDF-Reporter Béla Réthy im Augenblick des Geschehens, so sagten es alle, die nach dem Finale das Finale zu kommentieren wussten: Dass die Holländer ruppig spielten, die armen Spanier und ihren Willen zur fußballerischen Anmut beinahe zerstörten, dass Robben & Co. so deutsch spielten, bis fast zum Elfmeterschießen blutgrätschig. In Wahrheit aber spiegeln derlei Aussagen ein Missverständnis über die Idee des Fußballs wider: Schönheit mag einem gefallen, aber der Zweck ist das Toreschießen, am besten eines mehr als die anderen.
Bis Andres Iniestas fabulösen Abschluss knapp vor dem Elfmeterschießen hatten die Niederländer aus ihrer Sicht alles richtig gemacht. Ihr triftiges Konzept: Wir können mit den Spaniern in technischer Hinsicht nicht ernsthaft mithalten. Auch die Deutschen sind an denen gescheitert, weil sie sich nicht trauten, hart am Mann zu spielen. Die Anweisung zu Bommel & Kuyt wird gelautet haben: Bloß nicht rumzimpern! Riskiert lieber Gelbe Karten als ein Tor.
Es war eine nötige Taktik, eine allerdings, die nur bis zu Iniesta magischem Tor aufging. Es hätte auch anders ausgehen können. Denn in einem Finale kommt es, bei aller Liebe zur Grazie, nicht auf Ästhetik als solche an, sondern auf den Sieg. Dass Spanien in schönerer Manier gewinnen konnte, als es die Niederländer vermocht hätten, ist eine Gunst, aber nichts Notwendiges.
PS: Ein übles Foul nehmen wir aus der Michael-Ballack-Ecke wahr. Dem Spiegel zufolge soll der Berater des früheren Kapitäns von einer „Schwulen-Combo“ in der DFB-Auswahl geraunt haben – sicher nicht in freundlicher Absicht. So ist dieses Foul Grund genug, einen Appell zu formulieren: Wo outet sich einer selbst, damit der leidige Tratsch um unterstellte oder vermutete Homosexualität ein Ende findet? Jetzt ginge es doch – unter dem Schirm einer Equipe der Hoffnungsträger!