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Alte ResteStadtschloss jetzt doch echt barock

Historische Schlosskeller werden in das geplante Bauwerk integriert. Besucherrundgang durch das "archäologische Fenster" vorgesehen.

Blick in den Berliner Schlosshof: Darunter wird es echt barock Bild: dapd

Im Berliner Stadtschloss werden nach seiner Fertigstellung auch erhaltene Teile der Barockarchitektur zu besichtigen sein. Die Bundesstiftung Berliner Schloss – Humboldtforum, Bauherr des 590 Millionen Euro teuren Projekts, und das Landesdenkmalamt haben entschieden, dass die ausgegrabenen originalen Schlosskeller an der Südwestseite in das Bauvorhaben integriert werden. Geplant ist zudem, diese Flächen für Besucher zugänglich zu machen. Dies bekräftigten am Dienstag Abend auf einer Veranstaltung zum Thema „Die Erhaltung der Überreste des Berliner Schlosses“ Manfred Rettig, Vorstand der Stiftung, und Matthias Wemhoff, oberster Bodendenkmalpfleger der Stadt.

Nach Ansicht von Rettig sind die archäologischen Befunde, die derzeit auf der Schlossbaustelle zu sehen sind, „von größtem historischen Wert“. Mit Schlossarchitekt Franco Stella werde nun besprochen, welche „Umplanungen“ nötig seien, damit die Fundamente durch Treppenanlagen einmal erschlossen werden können. Man rechne damit, dass vom ersten Schlosshof aus ein Besucherabgang zu den archäologischen Spuren angelegt werden könnte.

Mit der umstrittenen Schlossrekonstruktion soll voraussichtlich 2013/14 begonnen werden. Derzeit werden unter dem Areal diagonal die Röhren für die U-Bahnlinie U 5 gegraben. Von den archäologischen Feldern können wegen des U-Bahnbaus nur wenige hundert Quadratmeter erhalten werden; darunter die besagte große Fläche an der Südwestecke. Die östliche Hälfte des Bauvorhabens gilt als archäologisch verloren. Dort liegt die Betonwanne des Palastes der Republik.

Für Matthias Wemhoff sind die originalen Fundamente und Keller „wie ein Anker in die Vergangenheit“, der helfe, den neuen Schlossbau zu verstehen. Die barocken Rudimente trügen dazu bei, die historische Stadtentwicklung am Schlossplatz verstehbar zu machen. Das „archäologische Fenster“ soll laut Wemhoff einmal aus den sechs dort freigelegten Räumen bestehen: dem langen Gang, einem barocken Kellergewölbe, der Stube des Wachkommandanten, den Raum für die Heizung, einem neuen Präsentationssaal für Besucher sowie einem Raum, der an die Grundmauern des Dominikanerklosters grenzt, das dem Schloss weichen musste. Im Schlossbau würden das Alte und Neue in den Dialog treten, im Keller „treffen sich die barocke und die mittelalterliche Stadtgeschichte Berlins“, so Wemhoff.

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4 Kommentare

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  • RM
    Rainer Messel

    Das Schloß gehört zu Berlin ,wie das Brandenburger Tor, der Reichstag und die Siegessäule.Das ist meine feste Meinung.

  • EA
    Enzo Aduro

    Ich will das die Wiese erhalten bleibt!

     

    Mit dieser tollen langen Bank!

  • DL
    der lentz

    der bau wurde vom bundestag! beschlossen

  • S
    Schneider

    Es möge noch rechtzeitig bei allen Beteiligten die Vernunft auf Verzicht des Schlossnachbau einkehren.

    Die veranschlagten Gelder werden dringenst an anderer Stelle benötigt; für die Bildung, Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft, Kultur, Infrastruktur...

     

    Interessant ist die aktuelle Auffassung von Chipperfield:

    "Der britische Architekt David Chipperfield hat sich gegen den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses ausgesprochen.

     

    „Das mag vor zehn Jahren ja vielleicht berechtigt gewesen sein“, sagte Chipperfield der Wochenzeitung „Die Zeit“ laut Vorabbericht vom Mittwoch. „Aber heute ist Berlin viel zufriedener, viel glücklicher als damals. Die Stadt ist mehr mit sich im Reinen. Das Schloss hat sich, so könnte man es wohl sagen, erübrigt.“

     

    2007 beim Wettbewerb um den Wiederaufbau des Stadtschlosses hatte Chipperfield der Jury vorgesessen und sich für den Entwurf des italienischen Architekten Franco Stella ausgesprochen. Inzwischen sagt er: „Ich bin mir noch nicht mal mehr sicher, wer (das Schloss) eigentlich wollte.“ (dapd)"

     

     

    http://www.berliner-zeitung.de/berlin/berliner-stadtschloss-architekt-chipperfield-ist-gegen-berliner-stadtschloss-,10809148,11732984.html